Opfer bringen Teil34

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Ich hatte die beste Woche seit ewigen Zeiten mit Carsten verbracht. Bis auf ein paar Kleinigkeiten, war es fast so wie früher. Er nahm sich sehr viel Zeit für mich, was ihm recht einfach fiel, da er seinen Job bei meinem Vater nicht mehr hatte. Ich versuchte anfangs noch ihm zu erklären das ich es meinen Eltern noch nicht sagen wollte was zwischen uns wieder lief, weil es mir auch irgendwie peinlich war. Irgendwann ließ er mich mit diesem Thema in Ruhe. Klar war auch, nach dem Denise und Kerstin gegangen waren, dass er mir allerhand Fragen stellte. Er hatte ja Denise ihre Frage nach Marco mitbekommen und wollte genauestens wissen was es damit auf sich hatte. Ich versuchte ihm zu erklären wie die oberflächliche Sachlage stand und wie es dazu kam das ich Marco kannte. Seine Reaktion war eine andere als die ich erwartete. Er blieb schon mal grundsätzlich ruhig und ließ mich aussprechen, was bis vor ein paar Tagen noch absolut unmöglich war. Zum Abschluss bat er mich darum die Sache mit dem Fußball zu vergessen und zum Beweis eines Neuanfang, sollte ich vor ihm Marcos Nummer löschen und alles was an Kontakt auf meinem Handy mit ihm stattfand. Mir wurde es dabei dann doch etwas mulmig im Bauch und alles in mir sträubte sich dagegen "ich sehe darin keinen Sinn?"-"nicht alles muss einen Sinn ergeben Schatz. Tu es einfach als Zeichen. Als Zeichen für uns"-"aber das ändert doch überhaupt nichts?"-"es ändert sehr viel" sanft nahm er meine Hände die das Handy umschlossen und sah mir tief in die Augen "bitte! Wenn er dir doch gar nichts bedeutet kannst du doch dieses kleine Opfer bringen oder etwa nicht?" Ich konnte seinem Blick nicht standhalten und sah zur Seite. Vielleicht war es eine automatische Abwehr Haltung, damit er nicht sehen konnte wie mich dieser Gedanke schmerzte. "Komm schon Liebes" wenn ich es wirklich noch einmal mit Carsten versuchen wollte blieb mir im Endeffekt keine andere Möglichkeit oder? Ich rief die Nummer auf, sah sie mir recht lange an und löschte dann. Denise hatte die Nummer wenn ich mich nicht mehr daran erinnern könnte, ging es mir durch den Kopf. Eine Hintertür? Aber für was? Denise würde ihm sicher alles erzählen und ich würde nie wieder was von Marco hören. "Das hast du prima gemacht" lobte er mich als wäre ich ein kleines Kind. "Du wirst sehen alles wird wieder gut" er legte mir eine Hand auf die Wange, streichelte mit dem Daumen darüber und küsste mich auf die Stirn.

Doch nach dem was alles passiert war in dieser einen Woche, war heute einfach nicht mein Tag und als Carsten ankam und mich fragte, "was magst du heute machen?" Wollte ich mich einfach in meinem Bett wieder verkriechen, die Decke bis zur Nase ziehen und nichts tun. Vor allem aber wollte ich mit Denise reden. Seit ich sie weg geschickt hatte, sprach ich kein Wort mehr mit ihr. Marco hatte sich gemeldet, das erkannte ich an den letzten drei Ziffern, doch ich versuchte es genauso zu ignorieren wie Denise ihre Nachrichten, die kurz darauf anfingen. Marco wusste Bescheid, das konnte ich deutlich herauslesen aus dem wenigen was er schrieb. Er rief mehr an und wollte wohl von mir direkt persönlich wissen was los war. Heimlich, ohne Wissen von Carsten hatte ich die Nummer wieder abgespeichert unter einem anderen Namen. Ich merkte wie ich ihn vermisste, es war aber nicht einfach nur ein normales vermissen, es ging ganz schön tief. Ich dachte an unseren letzten gemeinsamen Abend und fühlte mich auf einmal richtig schlecht. "Carsten heute würde ich gerne mal nichts machen"-"geht es dir nicht gut? Du siehst aus als würdest du krank werden. Du das kann ich aber echt nicht gebrauchen. Ich wollte eigentlich mit dir zu deinen Eltern, damit wir ihnen zeigen können dass alles wieder gut ist und ich dann wieder bei deinem Vater arbeiten kann. Wir brauchen nämlich Geld". Ich hätte sauer werden müssen, aber ich hatte keine Lust und Kraft dafür. Mir fehlten meine Freunde und Marco. "Wie du siehst geht es nicht. Ich leg mich hin und morgen ist es sicher besser"-"das hoffe ich. Na gut dann lege du dich mal hin und ich fahre zu einem Kumpel"-"und zu welchem?" Ich hatte keine Ahnung warum es mich interessierte, es war einfach Neugierde. "Ich glaub, ich fahre zu Thomas", war Misstrauen gerade das richtige? Wenn ich doch wusste dass ich zu einem Kumpel gehen wollte, sollte ich dann nicht wissen welcher das ist? Er gab mir einen Kuss auf die Wange "dann leg dich hin und vergiss aber nicht zu kochen. Bis später!" Schon war er weg und ich schaute auf meinen Arm der immer noch in Gips war. Wie sollte ich so kochen? Die ganze Woche über hatten wir uns Essen liefern lassen aus dem Grund und nun wollte er dass ich kochte. Der Kühlschrank gab auch nichts her für etwas Einfaches, ich hätte also auch noch einkaufen müssen. Natürlich mit dem Bus! Ich brauchte eiligst einen Führerschein, wobei der mir jetzt auch nichts helfen würde. Ich warf die Kühlschranktür zu und ging ins Bett. Wie ich es vorhatte, zog ich mir die Decke bis zur Nase. Starr sah ich zum Fenster hin und beobachtete die Sonnenstrahlen die im Glas gebrochen wurden und dachte an Marco. Leicht schlummerte ich weg und sah mich mitten im Stadion auf dem Anstoßpunkt im Kreis drehen. Ich lächelte und merkte wie sich eine Wärme vom Herzen aus breit machte. Dann saß ich auf einem Fahrrad, klammerte mich an Marcos Arm und weinte. Ich hatte einen Riesen großen Fehler gemacht!

Und wenn es Liebe wird?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt