Ohne Schlüssel 31

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Als ich wacht wurde brauchte ich einen Moment um mir klar zu werden wo ich war. Langsam sah ich mich um und wusste das ich immer noch bei Marco war und zwar auf seinem Sofa. Ich kuschelte mich noch einmal kurz in die Decke ein die nach ihm roch und hatte direkt wieder die Bilder im Kopf von dem letzten Abend als ich meine Nase so dicht an seinem Hals hatte. Er roch wirklich so gut! Langsam stand ich aber dann doch auf weil mir auch mein Arm weh tat und ich eine von den Tabletten gegen Schmerzen nehmen wollte die mir der Arzt vorsorglich mit gab. Als ich sie aus meiner Tasche raus suchte, fiel mir auch mein Handy in die Hand und bei einem kurzen Blick darauf, musste ich feststellen dass ich einiges verpasst hatte. Denise hatte sich große Sorgen gemacht und wenn ich mich nun nicht gleich melden würde, wäre sie sicher bereit bei der Polizei eine Vermisstenanzeige zu schalten. Ich schlich ins Bad, da ich erst einmal aufs Klo musste und da der Weg am Schlafzimmer vorbei führte, linste ich kurz rein. Die Tür stand ja ein Spalt offen, so war es ja nicht einmal was Böses was ich tat. Marco schlief aber noch tief und fest. Beim erleichtern der Blase, rief ich den WhatsApp Chat mit Denise auf und gab ihr Entwarnung.

„Guten Morgen Denise, dickes Sorry! Bin bei Marco eingeschlafen, melde mich später"

Es ging keine Sekunde da war sie schon online und schrieb mir zurück.

„Sag mal bist du von allen guten Geistern verlassen? Ich hab mir echt Sorgen gemacht! Robin hat versucht Marco zu erreichen, ohne Erfolg! Ich kann dich nicht erreichen ... Panik!"

„Nochmal Sorry!"

Ich hatte wirklich meinen Kopf ausgeschalten und nur mal an mich gedacht, da war schon alles auf der Matte und nahm es mir übel. Ich wusste nicht so recht ob ich es toll finden sollte wie meine Freundin sich sorgte oder doch sauer werden sollte. Ich war erwachsen! Kopfschüttelnd machte ich am Waschbecken eine kleine Katzenwäsche und ging dann ein Frühstück zusammen suchen. Kaum war der Kaffee auf dem Tisch, kam Marco total verschlafen an und wir aßen.

Auf dem Weg zum Training, setzte er mich bei Denise ab „danke nochmal für gestern"-„wie oft magst du dafür noch danke sagen?"-„Bis ich mich besser fühle" zwinkerte ich und verabschiedete mich endgültig. Marco fuhr los und ich suchte in der Tasche nach Denise ihrem Haus und Wohnungsschlüssel, ohne Erfolg. Wo hatte ich den nur hin getan? Ich überlegte angestrengt, doch es wollte mir einfach nicht einfallen.

„Ich hab deinen Schlüssel verlegt. Wann kannst du denn nach Hause?"

Es kam keine Antwort auch 10 Minuten später gab es die nicht. Ich saß auf den Stufen und wusste nicht was ich tun sollte. Nach weiteren 10 Minuten gab es immer noch nichts von meiner Freundin also ging ich zur nächsten Bushaltestelle und fuhr zu meinem Haus. Was sollte mir auch da schon passieren? Carsten war bestimmt nicht da, nach dem was er gestern angestellt hatte und ich doch die Einstweilige Verfügung hatte. Ich behielt Recht, denn knapp eine Stunde später steckte ich den Schlüssel ins Schloss und kam in ein Haus rein, was stickig roch und man glauben konnte es wäre schon seit Wochen keiner mehr da gewesen. Ich schloss die Tür hinter mir, in dem ich den Schlüssel zweimal drehte. Sicher war sicher! Dann öffnete ich erst einmal alle Fenster um für Durchzug zu sorgen. Was aber an dem Geruch irgendwie nichts ändern wollte. Ich fühlte mich hier nicht wohl, nicht hier, nicht in meiner Haut und ich musste etwas tun. Mit den Händen in den Hüften beschloss ich das ganze Haus einmal von oben bis unten durch zu säubern und zurück. Mit dem Schlafzimmer, insbesondere dem Bett, fing ich an. Da waschen sicher nichts brachte um mich wohler zu fühlen, brachte ich alles Stück für Stück, was ich nicht mehr haben und sehen konnte in den Garten. Nach der Grundreinigung des Zimmers und einem Berg Zeug auf der Wiese, ging ich und holte den Grill aus dem Schuppen. Ich brauchte nicht lang bis die Flammen sich durch Kleidungsstücke und Bilder brannten. Dann klingelte es an der und ich hoffte nicht auf einen Nachbarn der sich gestört fühlte. Erst sah ich durch den Spion und konnte nicht glauben wer da seine Nase gegen die Tür schon fast drückte. Ich blieb ganz still hinter der Tür stehen und getraute mich schon fast nicht mehr zu atmen. Was sollte ich nur tun? Denise oder Marco anrufen? Nein, in diesem Fall musste ich doch die Polizei anrufen! „Laura ich weiß das du da bist! Wenn du nicht aufmachst ruf ich die Feuerwehr!" Würde er das wirklich tun? Aber sollten die hier schon finden? Ich verbrannte doch nur ein paar Sachen wie es jeder Mal machte. Dies war sicher nichts Ungewöhnliches für die Jungs. „Laura! Bitte gib mir noch eine allerletzte Chance, bitte! Ich kann doch nicht ohne dich leben! Laura, versteh mich doch. Du bist alles was ich habe und ich liebe dich"-„geh sonst ruf ich die Polizei, du darf's gar nicht hier sein!"-„Ich weiß das ich es nicht darf, aber mir ist das egal. Ich würde für dich auch in den Knast gehen, so lange ich nur weiß dass du dann da bist!" Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Tür und schloss die Augen. Er würde also nicht freiwillig gehen, das stand schon mal fest, doch was war richtig was war falsch? Vielleicht hatte der Abend bei der Polizei auch was Gutes gebracht und er hatte wirklich über sein Verhalten nachgedacht? Verdammt, er war doch im Grunde ein lieber Mensch und vielleicht hatte auch einfach ich etwas falsch gemacht was ich so nicht sehen konnte? Ich drehte mich um und drehte langsam den Schlüssel.


Und wenn es Liebe wird?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt