Part 31 ~ Newts Kapitulation

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Teresa PoV

Newt und Gally standen vor den Toren des Labyrinths und starrten ins Leere, zwischen ihnen befand sich mindestens ein Abstand von zehn Metern. Keiner von ihnen rührte sich und von weitem hätte man es für ein perfekt einstudiertes Schaubild halten können. Doch es war kein Spiel, das die beiden da spielten. Sie blickten beide derselben Person nach und sie wussten beide, dass es vielleicht das Ende sein könnte. Sie spürten den Verlust schon in der Brust, doch sie gingen verschieden damit um. Beide blieben stehen, rührten sich nicht. Doch ihre Gesichter sprachen Bände. Newts Gesicht blieb ausdruckslos, wie ein Stein, auf den dringend mal ein Sonnenstrahl scheinen sollte, um ihn zu erwärmen. Ja, sein Gesicht war wie aus Stein gemeißelt; und doch war es eine Maske. Denn wer den Schmerz unter der Schicht der Gefühlslosigkeit nicht sah, der war blind. Tränen bildeten sich in den dunklen Augen, doch sie wurden von kaltem Hass verdrängt. Kurz zuckte er, dann stand er wieder still – der Schmerz unter der Maske war verschwunden. Doch genug von Newt. Denn auch Gally schien der Schmerz ins Gesicht geschrieben zu sein, jedoch auf ganz andere Weise, verdrängt von Wut. Wut brannte in seinen Augen, erfasste sein Gesicht und ließ ihm die Röte in die Wangen schießen. Mit funkelnden Augen drehte er sich zu Newt um. Mit einer tiefen Zornesfalte auf der Stirn öffnete er seinen Mund, doch kein Ton traf die sommerlich warme Luft, kein Ton zerstörte die angespannte Stille, die sich wie eine unsichtbare Mauer zwischen den beiden Jungen hochgezogen hatte. Auch Newt hatte sich inzwischen umgedreht und wie die Jungen jetzt da standen, einander halb geduckt zugewandt vermittelte wieder den Eindruck einer einstudierten Theaterszene. Und so standen sie dort. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Von Angesicht zu Angesicht. Keiner sprach. Keiner bewegte sich. Keiner zuckte auch nur mit der Wimper, keiner knickte einen einzigen Grashalm. Totenstille war auf der Lichtung eingekehrt. Die Umgebung, die ganze Lichtung schien sich mit einem einzigen Schlag zu verdunkeln und richtete ihr gesamtes Licht nur auf diesen Punkt, auf dem sich die Blicke zweier zorniger Jungen trafen.

„Ich hasse dich." Der Satz kam plötzlich, er kam schnell, er kam hart. „Und das weißt du auch. Wir wissen beide, dass sie dich liebt. Kannst du ihr nicht einfach sagen, dass es vorbei ist?" Was Gally als letztes sagte, schien etwas in Newt endlich in Gang zu bringen. Er gab seine Kampfhaltung auf bis er gerade dastand, die blassen Handflächen fingen das Licht der Sonne auf. Und dann hob er die Arme, bis er im Kegel des Lichtes stand, die Augen geschlossen und auf seinem Gesicht lag Frieden. Das erste Mal seit Wochen sah er glücklich aus, entspannt. Und das erste Mal seit Wochen, sprach er nicht wie unter großen Schmerzen. Er sprach wie ein ganz normaler Mensch, frei von aller Sorge. Frei.

„Du weißt, dass ich sie nicht will. Und das sollte sie auch wissen. Sie sollte es mittlerweile gemerkt haben. Ich bin mir sicher, dass sie es weiß." Und dann, als er die Arme wieder sinken ließ, verteilte sich das Licht wieder auf der gesamten Lichtung. Newt trollte sich in Richtung Wald und dort blieb er auch. Von irgendwoher hatte er sich einen Stift und einen Bogen Papier geholt und jetzt saß er hier und zeichnete mit feinen Fingern eine schmale, silberne Kette mit einem prunkvollen Anhänger daran auf das Blatt. Die Kette sah so echt aus, dass man sie hätte anfassen können und in den Facetten des Engels brach sich das Licht und verteilte sich auf dem Blatt in allen Schattierungen von Grau wie in einem echten Raum. Als der Blonde mit der Zeichnung fertig war, zerknüllte er sie und begann noch einmal von vorne, bis ihm das Licht ausging. Dann ging er zurück zur Lichtung, bewegte sich fließend, wie ein ganz normaler Mensch. Im Vorbeigehen strich er über die Rinde der Bäume, hüpfte ab und zu im Gehen. Und er sprang geradezu auf die Lichtung, direkt in ein zierliches, schweißgebadetes Mädchen hinein, das sichtlich erschrak und geradezu hastig einige Schritte zurückwich. Sie starrte Newt an, als hätte sie ein Gespenst gesehen, doch er lächelte. In seiner Hand hielt er die Zeichnung, die er angefertigt hatte und jemand, der ein Auge für Kunst hatte, hätte vielleicht erkannt, dass sie sehr gut war. Doch das Mädchen – Hayley – hatte nur Augen für Newt. Wie gebannt starrte sie ihn an, gerade so, als habe sie das achte Weltwunder vor Augen. Dabei wusste sie wahrscheinlich nicht einmal etwas von den ersten sieben. Doch da stand sie nun, still, eingefroren und wieder erinnerte mich dieser grausame Test an ein gekonnt aufgeführtes Schauspiel. Dieses grausame Labyrinth.

„Hayley", sagte Newt und seine Stimme klang ruhig. Hayley nickte. „Du weißt, dass ich dich hasse. Du und ich, das kann niemals etwas werden. Niemals."

Kaum hatte er diese verletzenden Worte ausgesprochen, öffnete sich etwas in mir. Es war ein kleiner Riss in der Mauer, die ich um mein Herz gemauert hatte und heraus kam die Fähigkeit zu weinen. Tränen benetzten meine Haut und ließen sie brennen, während ich Newt beim Weggehen beobachtete. Hayley hatte er zurückgelassen. Noch immer stand sie da und noch immer kam es mir wie ein Schauspiel vor. Dabei wusste ich: es war echt. Es war alles echt. Und es war grausam. Ich schluchzte. Dieses ganze Getue, dass wir die Welt retten wollten. War das wirklich wahr? Es musste wahr sein. Und außerdem war jetzt nicht die Zeit, um über so etwas nachzudenken. Es war die Zeit, große Taten zu tun. Es war die Zeit, die Welt zu retten.

„Sag mir jetzt bitte nicht, dass du um diese Hayley weinst", hörte ich eine spöttische Stimme hinter mir. Und als ich mich umdrehte, sah ich Enja. In ihrem Blick lag genau derselbe kalte Hass, den ich auch in Newts gesehen hatte. Wir hielten den Blickkontakt, keine von uns schaute weg, stattdessen durchschauten wir einander. Wie einen Film sah ich es vor meinem inneren Auge, die Bilder, die ich kannte, verglichen mit den Bildern, die Enja mir gerade unbewusst zeigte, nur weil sie einen Moment die Fassade nicht aufrechterhielt.

„Du musst damit aufhören", stieß ich hervor.



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Uuuuuuuuuund Cut. Byebye Füßis! *wink*

PS: Jaaa, in diesem Kapitel wollte ich euch ein bisschen dazu verhelfen, Teresa zu mögen :)

Newt: Way Home Where stories live. Discover now