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Ich saß mit angezogenen Knien auf einer der großen Rattanliegen, die am Rand des Pools standen und beobachtete Kiran dabei wie er einige Bahnen durch den Pool zog. Seine Arme pflügten kraftvoll durch das blaue Wasser und ich bewunderte das Spiel seiner Muskeln auf seinem Rücke wann immer er sich nach vorne bewegte. Inzwischen dämmert es schon. Plötzlich fiel mir siedend Heiß ein, dass ich morgen wieder zur Schule musste. Sofort bildete sich ein Kloß in der Größe einer Bowlingkugel in meinem Hals. Der erste Schultag ohne Nele. Ich schluckte und versuchte, die aufsteigenden Tränen hinunter zu schlucken. Nicht schon wieder weinen, davon würde Nele auch nicht wieder kommen. Schnell wischte ich die Träne ab, die sich doch aus meinem Augenwinkel gestohlen hatte. „Hey" ich zuckte zusammen, als ein tropfender Kiran vor der Liege in die Hocke ging und mich besorgt ansah. „Was ist los, Prinzessin?" Das Kosewort glitt wie Balsam durch meinen Körper und beinahe hätte ich wirklich angefangen zu weinen. Aber ich riss mich zusammen. „Nichts, es ist nur...morgen beginnt wieder die Schule." Er schien zu verstehen, denn anstatt zu fragen zog er mich in eine feste Umarmung. Zärtlich drückte er mich gegen seine nasse Brust und strich mir über den Kopf. „Es tut mir alles so unendlich leid." Energisch schob ich ihn von mir. „Nein, es ist alles gut. Ich muss dir nicht leidtun." Seine Augen blickten mich verletzt an. Schnell legte ich meine Hand auf seine Wange, um meinen Worten die Härte zu nehmen. „Mir geht es gut. Es ist nur nicht so einfach zu verdrängen und den Schmerz zu ignorieren." Kiran drehte seinen Kopf in Richtung meiner Hand und hauchte einen Kuss auf meine Handinnenfläche. Ich lächelte. Es tat gut.

Wenig später saßen wir eng aneinander gekuschelt auf der riesigen Couch und schauten uns einen Film an. Es gestaltete sich allerdings als schwierig sich auf den Film zu konzentrieren. Kiran malte mit seinem langen Zeigefinger kreise auf meinem nackten Oberschenkel und die Berührungen schienen direkt in meinen Unterleib zu wandern. Entspannte ließ ich meinen Kopf nach hinten sinken, lehnte ihn an Kirans Schulter. „Es sieht verdammt heiß aus, wenn du mir deinen appetitlichen Hals so entblößt präsentierst" schnurrte Kiran und fuhr mit seiner Nase an meinem Hals entlang. Ein süßer Schauer der Wohne rannte über meinen Rücken. Der Film war längst vergessen, lief nur noch im Hintergrund. Seine weichen Lippen fuhren über meinen Hals, zupften an meinem Ohrläppchen. Ein leises Wimmern entfuhr mir und ich spürte sein leises Lachen an meinem Hals, was mich noch mehr anheizte. „Wir sollten ins Bett gehen" hauchte Kiran mir ins Ohr. Vorfreude machte sich in mir breit. „Und schlafen. Du hast morgen Schule." Mit diesen Worten schob er mich von seinem Schoß. Es wirkte wie ein Eimer Eiswasser. Fassungslos starrte ich ihn an. Dann stand ich auf und stapfte beleidigt ins Bad. Erst mich heiß machen und dann einfach aufhören. Wütend schlüpfte ich aus meinen Klamotten und unter die Dusche. Während das heiße Wasser über meinen Körper prasselte, entspannte ich mich, die Wut und das Gefühl der Zurückweisung verschwanden langsam. Als ich fertig war stieg ich aus der Dusche, wickelte mich in ein flauschiges Badetuch und tapste dann in Richtung Schlafzimmer. Ich hatte beschlossen bei Kiran zu übernachten. Immerhin war Oma nicht da und alleine in dem kleinen Häuschen war es auch langweilig. Kiran war nicht da. Achselzuckend ließ ich das Handtuch fallen und wühlt mich, nackt wie ich war, durch Kirans Kleiderschrank auf der Suche nach einem T-Shirt. An Schlafsachen hatte ich nicht gedacht und Klamotten für morgen hatte ich auch nicht dabei. Da würde ich wohl oder übel morgen früher aufstehen müssen um mir noch frische Klamotten von zu Hause zu holen. Endlich hatte ich ein dunkelblaues T-Shirt gefunden. Mit einem triumphierendem „Gefunden" drehte ich mich schwungvoll um und ertappte Kiran dabei, wie er mich anstarrte. Seine Pupillen waren geweitet und das dunkle blau seiner Augen wirkte fast schwarz. „Ich hätte mir denken können, dass ich es bereuen würde dich nicht vorhin auf dem Sofa gefickt zu haben." Ich zuckte bei dem derben Wort zusammen, gleichzeitig fing es an in mir zu brodeln. Hitze schoss durch meinen Körper und ich stand einfach nur da, starrte zurück. Meine innere Stimme riet mir das T-Shirt ganz schnell anzuziehen und Abstand zwischen Kiran und mir zu bringen, der inzwischen geschmeidig auf mich zukam. „Ist der Aufzug Absicht, Alina?" Seine Stimme klang heißer. „Machst du mich mit Absicht so scharf?" Er klang beinahe animalisch. Ein Teil von mir wollte vor ihm flüchten, doch dem größeren Teil von mir gefiel seine animalische Seite. Also blieb ich weiter wie festgewachsen stehen, lies es zu, dass Kiran mir das T-Shirt aus der Hand nahm und es mir über den Kopf zog. Dann beugte er sich runter und presste seinen Lippen gierig auf meine. Eine Hand wanderte von meinem Rücken zu meinem Po, drückte mich fester an ihn. Ich spürte seine andere in meinen Locken, seine Erektion an meinem Becken. Heiß schlüpfte seine Zunge in meinen Mund, umspielte meine, raubte mir den Atem. Er schmeckte einfach zu gut. Nach Salz, nach Meer und frisch. Ich vergrub meine Hände in seinen schulterlangen Haaren, wickelte sie mir um meine Hand, lies die seidigen Strähnen durch meine Finger gleiten. Er macht mich an. Dann löste er sich plötzlich von mir. Wir keuchten beide und ich spürte meine Erregung zwischen meinen Beinen. „Wir...wir sollten wirklich schlafen" Kiran holte tief Luft, versuchte seinen Atem zu beruhigen. Er konnte mich doch nicht schon wieder geil machen und dann fallen lassen. „Schau mich nicht so an" „Wie schau ich dich denn an?" Fragte ich provozierend und trat einen Schritt auf ihn zu. Er schluckte hörbar, dann schüttelte er den Kopf. „Nichte heute, Alina. Nicht, bevor du nicht über alles Bescheid weist." Ohne Vorwarnung packte er mich und warf mich auf das breite Bett. Ich kreischte und verschluckte mich beinahe an meinem Kichern. „Das ist nicht fair" protestierte ich. „Was ist nicht fair?" Betont lässig knöpfte er sein Hemd auf, entblößte so Stückt für Stück seine olivfarbene, breite Brust und streifte es von seinen Schultern. Mein Mund klappte auf und wieder zu. Ich hatte vergessen, was ich sagen wollte.

Am nächsten Morgen fuhr mich Kiran nach einem schnellen Frühstück erst zu mir nach Hause, damit ich mich dort umziehen konnte, anschließend fuhr er weiter zu meiner Schule. Ich drückte ihm schnell einen keuschen Kuss auf die Lippen und stieg aus dem Auto. „Ich hol dich heute Nachmittag ab und fahr dich nach Hause" rief er mir nach. Meine Antwort war ein Winken. Die Schulstunden zogen sich und die Tatsache, dass mich so vieles hier an Nele erinnerte machte alles nur noch schlimmer. Am schlimmsten war die Mittagspause. Eigentlich war alles beim Alten...und irgendwie doch nicht. Ich saß mit meiner Clique am Tisch, schnatterten über den Urlaub und trotzdem waren alle zu aufgekratzt, zu gut drauf. Außerdem behandelten sie mich wie ein rohes Ei, vermieden es tunlichst sich zu erkunden, wie es mir geht und so bald das Thema auch nur ansatzweise in Richtung Nele bzw. ihren Tod ging, wechselten sie abrupt das Thema. Ich sagte dazu nichts. Nele fehlte einfach, die sich lebhaft in das Gespräch mit einklinkte und sich mit Mika aus der Parallelklasse über den Tisch hinweg kabelte. Darüber nicht zu reden machte es nicht besser. „Alina? Alles ok?" Lea beugte sich zu mir und sah mich ernst an. Wenigstes eine, die das heikle Thema ansprach. Ich traute allerdings meiner Stimme nicht ganz, deswegen nickte ich nur. „Ich weiß, dass wird dich wahrscheinlich wenig trösten, aber du solltest wissen, dass wir alle Nele schrecklich vermissen." Sie drückte meine Hand, dann stand sie auf und räumte ihr Tablett auf. Die Anderen taten es ihr nach und so stand auch ich auf, räumte mein Tablett mit dem unberührten Essen in die dafür vorgesehenen Wägen. „Na dann, auf in den Kampf" murmelte ich und machte mich auf den Weg zum Bio-Raum.

Siren CallWhere stories live. Discover now