Prolog

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Wichtig! Wer den ersten Teil nicht kennt, sollte ihn zuerst lesen, sonst können Verständnis-Probleme auftreten.

Das Brennen im linken Unterarm des schwarzhaarigen Mannes verriet ihm nur zu deutlich, was der Zauberer im Raum vor ihm von seiner Verspätung hielt. Er würde sich beweisen, sein Wegbleiben erklären müssen. Ohne sich sein inneres Zögern anmerken zu lassen, schritt er zügig über den spiegelnden Marmorboden auf die große Flügeltür am Ende des Flures zu.

Als das große Portal vor ihm aufschwang, verstärkte er seine Okklumentikschilde, senkte seinen Blick jedoch nicht gen Boden. Er war lange nicht mehr der schüchterne Jugendliche, der vor dem dunklen Lord zu Grabe gekrochen war. Doch der dunkle Saal war leer. Ein prächtiger Kronleuchter baumelte von der Decke und warf sein flackerndes Licht an die mit Stuck verzierten Wände. Die schweren grünen Vorhänge an den Fenstern waren geschlossen.

"Du bist also doch kein Verräter, Severus?" Der Blick des Mannes flackerte zur hinteren Ecke des Saals, zur Sitzecke vor dem Kamin. Aus dem mächtigen Ohrensessel, der normalerweise dem Herrn des Hauses vorbehalten war, erhob sich eine dünne Gestalt. Der Magier war in fließende schwarze Gewänder gekleidet und sein Diener, Severus, konnte nur den kahlen Hinterkopf erkennen. "Oder vielleicht ... hoffst du ja auch nur auf die Gnade meinerseits, wenn du hier angekrochen kommst."

Der kalte, berechnende Ton dieser Stimme erforderte bereits all seine Selbstbeherrschung, um eine ausdruckslose Miene beizubehalten, doch als sich der Herr zu ihm umdrehte, wäre er beinahe zurückgestolpert. Im letzten Augenblick riss er sich zusammen. Einen größeren Fehler konnte er jetzt nicht begehen. Severus musste alle Register ziehen, sein Bestes geben, um die Zweifel seines Herrn zu zerstreuen, egal, wie er inzwischen aussah. "Herr, ich komme nicht angekrochen." Wie um seine Worte zu unterstreichen, drückte er die Schulter durch und hob das Kinn. Seine Angst beiseiteschiebend, sah er in dieses schlangenartige Gesicht, tief in die scharlachroten Augen. "Ich erscheine aufrechten Gangs, um meinen alten Platz an eurer Seite wieder einzunehmen."

"Sage mir, Severus", fing der schwarze Magier an und spielte mit einem dünnen, weißen Stück Holz. Seinem Zauberstab. Er hielt ihn wie einen Taktstock. Severus wusste nur zu gut um die Gefahr, die in solchen Momenten von jener ruhigen Stimme ausging. "Wieso sollte ich dir glauben? Damals hast du mich angebettelt, das Leben dieses Schlammbluts zu verschonen. Ich war gewillt, dir ihr Leben zu schenken, doch dieses Mädchen war dumm genug, ihr Leben für das ihrer Kinder zu geben."

"Das ist sie selbst schuld", stieß der schwarzhaarige Mann möglichst abfällig hervor, wobei sich sein Herz bei dieser Lüge zusammenkrampfte.

Der dunkle Lord senkte seinen Kopf und musterte seinen Zauberstab, bevor er ihn aus listigen Augen ansah. "Du hast mir damals etwas von Liebe berichtet, ich habe dieses Gefühl für ein törichtes Hirngespinst gehalten. Lag ich also doch richtig?"

Der Diener schickte ein Stoßgebet gen Himmel und bat sowohl Lily als auch ihre Tochter um Verzeihung für seine folgenden Worte, antwortete dennoch postwendend: "Ich hätte früher auf euren Rat hören sollen. Dieses wertlose Schlammblut war meiner Gefühle nicht wert."

"Und was hast du all diese Jahre lang getrieben? Ich hörte, du hast es dir hübsch bequem gemacht, unter Dumbledores Augen in Hogwarts, anstelle zu versuchen, mich zu finden. Gerade von dir, Severus, hätte ich anderes erwartet." Der Wiederauferstandene, der meist gesuchte Zauberer des letzten Kriegs, begann, in gemessenen Schritten um seinen Diener herumzulaufen. Sein Gang hatte etwas Schlangenhaftes, doch Severus kannte diese Taktik. Jemand, der etwas zu verbergen hatte, würde bei dieser Musterung sehr bald einknicken oder abgelenkt genug sein, um seine möglicherweise vorhandenen Gedankenschilde fallen zu lassen. Allerdings hatte er nicht umsonst jahrelange Übung der Okklumentik.

Wenigstens auf diesem Gebiet war er seinem Meister also gewachsen. "Ich wusste, ihr würdet zurückkehren. Ich bin doch nur ein kleiner Diener, ich war euch nützlicher in Hogwarts, wo ich euch einige interessante Informationen beschaffen konnte. Ich besitze das Vertrauen des Schulleiters, ich kenne seine Schwachstellen, seine Pläne."

Die roten Augen ließen ihn nicht aus dem Blick, jedoch hatte der Zauberer vor ihm seine Wanderung eingestellt und deutete mit einer perfekt inszenierten Geste auf die Sitzgruppe. "Ich bin überaus gespannt, mehr darüber zu erfahren, Severus. Setzen wir uns doch."

"Natürlich, Herr. Allerdings wird das einige Zeit in Anspruch nehmen." Untergeben neigte der Diener nun doch den Kopf und folgte seinem Herrn.

Dieser nickte mit einem Lächeln auf den Lippen, welches allerdings nicht bis zu seinen Augen reichte. "Solange das Ministerium noch nichts von meiner Existenz weiß oder wenigstens nicht daran glaubt, habe ich Zeit. Und du auch, Severus. Deine Tochter wird sicher auch einige Stunden ohne dich auskommen können."

Bei der Erwähnung Mariahs stockten seine Schritte, kurz bevor er sich niederlassen konnte, für einen winzigen Augenblick, der aber reichte dem dunklen Lord aus, um seine Schlüsse daraus zu ziehen. "Nun, ich würde sie auf jeden Fall gerne einmal kennenlernen."

Unknown Potter II - Hidden in the DarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt