Kapitel 28

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Ich wartete seit einer Stunde auf meine Mutter, die eigentlich schon längst da sein wollte und prompt kam nun die nächste SMS von ihr und auf meine Antwort, wo sie denn bliebe: »STEVEN HAT ES ENDLICH GESCHAFFT. WIR KOMMEN JETZT NACH HAUSE. ICH WEIß, DASS DU DIE GANZE ZEIT AM FENSTER STEHST UND AUF UNS WARTEST. NUR MIT DER RUHE. WIR SIND GLEICH DA.« Ich griente, denn auch wenn wir erst seit einigen Monaten wirklich wie Mutter und Tochter miteinander umgingen, war alles viel besser zwischen uns geworden und ich nahm nie an, dass sie mich tatsächlich so gut kannte. Also war ich ihr doch nicht immer so egal gewesen, wie ich annahm. 

»Deine Mutter hat recht. Du bist total verkrampft.« Edan legte mir die Hände auf die Schultern und begann diese zu massieren. Auf der Stelle stöhnte ich auf und ließ den Kopf nach vorn fallen. »Himmlisch!«, murmelte ich und genoss seine Berührungen. »Ich fahre euch dann gleich hin. Wenn du willst, kannst du dich schon langsam fertigmachen. Ich werde ein paar Koffer ins Auto bringen, falls es mehr wird, dann haben wir etwas zum Verstauen. Ich warte dann davor, wenn ihr im Haus seid, damit ihr etwas Zeit für euch habt und wenn etwas ist, dann bin ich sofort für dich da.« Ich nickte leicht. »Das weiß ich doch, aber da wird schon nichts sein. Wir werden schauen, ob wir noch etwas brauchen und mal sehen, vielleicht werde ich mit meiner Mutter somit auch etwas Zeit allein haben, was nicht sonderlich schlimm ist, denn Steven ist in letzter Zeit eher im Vordergrund.« Was sich jedoch ziemlich positiv auf sie auswirkte.

Anbei zog mich Edan ins Schlafzimmer und öffnete die Schranktür, um mir eine leichte Jacke herauszuholen. »Was soll ich damit?«, fragte ich. »Es ist warm draußen.« Immerhin war mir im Moment nicht kalt. »Ich möchte trotzdem, dass du sie mitnimmst, falls es dir frisch wird. Du frierst in letzter Zeit öfter.« Das stimmte. »Und noch mal darauf zurückzukommen... Ich weiß, was du alles erlebt hast. Ich war dabei und dass damals mit Peter, auch wenn du ihn nicht leiden konntest und ihm die Pest an den Hals gewünscht hast, ist mir bewusst, dass dir der Anblick nie wieder aus dem Gedächtnis gehen wird und deswegen bin ich da.«

Das war allerdings wahr. Wenn ich heute noch daran dachte und mich daran zurückerinnerte, bekam ich eine Gänsehaut. Edan bat mich damals draußen zu warten. Er roch es. Das ganze Blut. Ich war noch ein Mensch und als ich ihm dann doch nachlief und diesen angefressenen Körper durch diesen Guhl sah, war es bei mir vorbei. Voller Ekel rannte ich aus unserem Haus und übergab mich. Auch wenn ich zu diesem Zeitpunkt noch kein Vampir war, roch ich das Metallische und sah die Spritzer überall an den Schränken und auch die riesige Lache auf dem Boden verfolgten mich noch manchmal in meinen Träumen, dabei hatte ich es ziemlich gut für ein Mädchen weggesteckt, was unschuldig war und zuvor nie etwas Schlimmes sah.

Und als dieses Vieh dann Tage später über mich herfiel und meinen Körper anknabberte, wusste ich, was Peter in diesem Moment fühlte. Da gab es noch etwas schlimmeres als Angst und der Tod war lediglich die Erlösung. Wäre Edan nicht gewesen um mich zu retten und zu verwandeln, wäre ich nicht mehr am Leben. Allerdings hatte es seine Vor-und Nachteile. Noch immer verarbeitete ich die Entführung von Stephan noch nicht richtig und vergaß nie wieder das Geschehene, aber ich war stark. Nun änderte sich alles, denn wir bekamen ein gemeinsames Kind. Da durfte ich nicht schwach sein. 

Müde trat ich einen Schritt auf Edan zu und küsste ihn auf den Mundwinkel. »Für was war der denn?«, griente er frech. »Dafür, dass es dich gibt« und er starrte mich unverwandt an. »Du hast aber nicht wieder vor irgendwelchen Blödsinn zu machen, oder?«, wollte er skeptisch wissen. Ich wusste, dass er sich sofort Sorgen machte, doch diese waren unnötig. »Nein. Keine Angst. Ich bin brav« und ich schnappte ihm die dünne Jacke aus der Hand. »Ach übrigens habe ich mir gedacht, dass wir Anfang nächster Woche wegen einem Kinderwagen schauen und ein paar Babysachen. Was man halt so braucht... Ich dachte daran deine Mutter mitzunehmen. Ich glaub sie weiß da eher Bescheid. Sie würde sich bestimmt freuen.« Gerade als ich darauf antworten wollte, hörten wir einen Motor auf dem Grundstück.

Someday III - Lost in youWhere stories live. Discover now