Kapitel 16

659 48 0
                                    

Als ich die Augen aufschlug konnte ich kaum etwas erkennen. Ich blinzelte mehrmals, aber es war verdammt schwer, die Lider überhaupt zu öffnen. Fast blind richtete ich mich auf und versuchte auf das Fensterbrett zu fassen, um mich nach oben auf die Füße zu ziehen, was nicht wirklich klappte. »Verdammt«, knurrte ich. Meine Stimme klang extrem schlecht. Das war überhaupt nicht gut. Dennoch wusste ich gleich was zuvor passierte. Ich verlor den Boden unter den Füßen und das war nicht gut für solch ein Wesen, was ich nun war. Erneut versuchte ich etwas zu sagen, ein paar Worte von mir zu geben. Nichts. Und wenn, dann klangen meine Worte nur gehaucht und vollkommen rau, als hätte ich Tage durchgeschrien.

Ich klang überhaupt nicht gut, was mich nicht wunderte, nach den ganzen Wochen voller Stress und Kummer. Außerdem war mir immer noch immer ein wenig schwindelig und das Unwohlsein trat zum wiederholten Male in den Vordergrund. Ich musste zur Toilette und zwar schnell, sonst schaffte ich es nicht mehr. Auch, wenn ich wusste, dass ich seit einer Weile keinen Bissen mehr hatte, wollte mich die Übelkeit packen und mich erneut in die Bewusstlosigkeit ziehen. Das durfte ich nicht zulassen.

Wie betrunken taumelte ich im Anschluss über den Teppich, versuchte mit lediglich ein paar Schemen im Blick, mir selbst Mut zuzusprechen und nicht wieder umzukippen. Dennoch war es schwerer wie gedacht. In dem Moment, als ich anbei meinen Arm ausstrecken wollte, um mich am Türrahmen festzuhalten, prallte ich mit der Schulter hart dagegen. Ich verlor jegliche Orientierung, obwohl ich dieses Haus wie eine Westentasche kannte. Zugleich fuchtelte ich mit den Armen herum, um irgendwie Halt zu finden, bis ich weiter nach vorn taumelte und etwas in der Hand hielt. Es war die Couchlehne.

Nur nebenbei nahm ich die Tür wahr, die laut ins Schloss fiel. Diese ließ ließ mich aufschrecken und zusammenzucken. Auch wenn ich noch immer nicht richtig bei Sinnen war, spürte ich genau, dass augenblicklich Eric an meiner Seite stand. Ich konnte ihn riechen und erkannte ihn an seinem Geruch unter tausenden, auch wenn ich noch nie von ihm trank. »Wo ist Edan?«, schluckte ich Magensäure herunter und sofort stand er neben mir: »Hier.« Seine Stimme klang noch schlimmer, als ich sie in Erinnerung hatte. Bevor ich umkippte war diese schon ziemlich besorgt, doch nun, zeigte er seinen Schmerz und die Sorge, dass mir etwas geschah, klar und deutlich.

Er schob Eric aus meinem trüben Sichtfeld. Ich hingegen schaukelte hin und her. Mein Gleichgewichtssinn ließ mich komplett hängen. Sofort wusste ich, dass etwa nicht stimmen konnte. Natürlich war ich erst seit kurzem ein Vampir, aber dennoch fühlte ich mich bisher noch überhaupt nicht so. »Was habt ihr mit mir gemacht?«, wollte ich wissen und flehe sie regelrecht nach einer Antwort an. Da keiner etwas sagte, was klar, dass dieses eigenartige Gefühl ihn mir, nicht hervorgerufen wurde, weil es mir so schlecht ging, sondern sie etwas mit mir zuvor machten. Ich flehte erneut um eine Antwort und stolperte unsicher nach hinten, weil ich nicht wusste, was das alles zu bedeuten hatte.

Zugleich stand Eric hinter mir, sodass ich nicht umfallen konnte. Mein Körper lehnte sich unbewusst gegen ihn, doch ich brauchte eine Stütze. Meine Beine wollten einfach nicht mehr, so wie ich und da ich mich langsam an das Vampirdasein so sehr gewöhnte, war es noch schwerer sich so extrem hilflos zu fühlen. Zwar zehrte die Schwangerschaft an mir und die Übelkeit suchte mich täglich heim, dennoch war es noch nie wie in diesem Moment. Aus diesem Grund fragte ich erneut: »Was ist das? Was habt ihr nur mit mir gemacht?« Ich musste es wissen, da ich überhaupt keinen klaren Gedanken fassen konnte. Automatisch schüttelte ich immer wieder den Kopf, konnte aber kaum etwas erkennen. Der Nebel ließ sich nicht verscheuchen. 

Wie auf Drogen drehte ich meinen Kopf nach links und rechts. Es ist alles gut. Du hast nur lange geschlafen. Mache die Augen richtig auf. Die Worte, die ich mir selbst innerlich zusprach, ließen meine Gedankengänge regelrecht noch mehr einrosten. »Wo warst du überhaupt?«, wollte ich eher von Edan wissen. Das Kotzen hatte ich irgendwie in diesem Augenblick vergessen. Sonst war er immer, der gleich bei mir war. Nun war es Eric. Also hieß das, dass sie sicherlich abwechselnd auf mich achteten. Dennoch stimmte etwas nicht, was mich am liebsten rasend machen wollte. Ungeachtet dessen ließ mein Körper gar nicht zu sich aufzuregen.

Mittlerweile trat Edan an mich heran und hielt mein Kopf umklammert, sodass er nicht wieder gegen Erics Brust sank. »Du hast schlecht geträumt. Du hast geschrien wie verrückt.« Daran konnte ich mich gar nicht erinnern, oder doch? Bilder kamen automatisch zum Vorschein, wie ich in diesem Verlies hing und von meinem ehemaligen Mitschüler Stephan, seinen Bruder, wie dieser mich verfolgte und unser Kind tötete. Ich hielt meinen Bauch und spürte durch Watte Panik zum wiederholten Male in mir aufsteigen. Meine Lippe zitterte: »Was hast du mit mir gemacht? Was ist mit...«, begann ich zu lallen. »Es ist alles in Ordnung, Lara. Wir sind vor ein paar Stunden nach Hause gekommen. Sieh mich an...« und ich tat es verschlafen, riss anbei immer wieder die Lider nach oben, doch sie zogen mich ständig in den Schlaf.

Dieses Mal war es jedoch anders. Es war nicht die Bewusstlosigkeit. Zumindest nicht die, die ich zuvor nach dem Unfall spürte, sondern lediglich Müdigkeit. »Du bist gleich ins Bett gefallen, nachdem ich dir etwas Blut gegeben habe« und ich nickte. »Ach ja. Stimmt.« Meine Stimme klang noch immer fürchterlich. »Ich habe Otilia Bescheid gegeben, weil ich mir Sorgen um deine Bauchschmerzen gemacht habe. Sie war da und hat dich untersucht. Du warst so tief im Schlaf und hast es nicht einmal bemerkt.« Das stimmte. Ich hatte keinerlei Erinnerungen daran, dass sie mich untersuchte. Trotzdem erleichterte mich das etwas. Dass hieß, dass Edan das Baby ebenso viel bedeutete und er es genau wie ich nicht verlieren durfte. 

Anbei schnappte sich Edan meine Hand und zog mich schlaftrunken an seine Brust, um mit mir kurz darauf wieder ins Schlafzimmer zu gehen, aber ich musste doch kotzen, oder? »Auf einmal fingst du an mit schreien und um dich zu schlagen. Wir haben Angst bekommen und sie hat dir ein Schlafmittel gespritzt. Es passiert dem Kind dadurch gar nichts. Es ist alles in Ordnung, aber sie meint, dass du erst einmal Bettruhe hast, bis die Ferien vorbei sind.« Anbei holte er tief Luft und seufzte auf. Ich war mir sicher, dass ihm beruhigte, dass ich nicht herumlaufen sollte. »Du hast mir noch gar nicht gesagt, dass du wieder in die Schule gehen wolltest«, ließ er nebenbei verlauten. Das stimmte. Ich sagte ihm das bisher noch nicht, weil ich einfach nicht mehr daran dachte. 

Sicherlich erwähnte das diese alte Vampirin, weil ich es nur ihr erzählte und nach dem ganzen Trubel war es bloß in Vergessenheit geraten. Dennoch sprach nichts dagegen. Zumindest sagte sie mir das. Das war wenigstens ein Lichtblick. Trotz alledem wollte ich mich damit nun nicht beschäftigen. Das konnte ich tun, wenn es mir besser ging. Schließlich gaben meine Beine unter mir nach, aber ich wurde aufgefangen und ins Bett gelegt. »Aber mir ist doch schlecht«, nörgelte ich. »Du hast einen Eimer neben dem Bett auf dem Boden stehen.« Zugleich beugte ich mich etwas über und sah ihn verschwommen. Er fiel mir zuvor gar nicht auf. 

Ungeachtet dessen kam mir etwas ganz anderes in den Sinn. Der Unfall. Dieser verdammte Unfall. Das Zeug, was mir gespritzt wurde, machte in mir eine Stimmung, bei der mir alles egal war, doch nun traten die Erinnerungen wieder in meine Gedanken. »Was ist mit meiner Mutter?«, fragte ich plötzlich panisch und fuhr nach oben, weil ich Angst hatte, dieses Mittel in meinem Körper, ließ mich erneut vergessen und ich stand kurz davor. Anbei wusste ich jedoch, dass Edan in solch einer Hinsicht ehrlich mit mir war. »Ihr geht es gut. Sie lebt. Alles andere sage ich dir später«, erklärte er und irgendwie wurde seine Stimme immer leiser. »Meine Augen. Ich schlafe gleich wieder ein«, lallte ich kaputt. »Ich weiß«, murmelte Edan an meinem Ohr. »Ich weiß.«

«

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.



Someday III - Lost in youWhere stories live. Discover now