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neun / nine / neuf.-

Schnell versuche ich, meine Mutter einzuholen und eile ihr nach, da sie direkt nach dem Einparken des Wagens rausgesprungen und in das Krankenhaus gestürmt ist. Der Eingang zur Notaufnahme ist überfüllt und ich bemühe mich, beim Vorbeidrängen niemanden zu stoßen. Ich nehme einen tiefen Atemzug und sehe mich im riesigen Erdgeschoss der Klinik um. Netterweise, Ironie lässt grüßen, hat meine Mutter nicht auf mich gewartet und den Aufzug genommen, weshalb ich die Tür, die zum Treppenhaus führt, aufstoße und die zahlreichen Stufen hochrenne.

Ausnahmsweise ist die schwere Glastür nicht zugesperrt worden, weshalb ich in die Station komme, ohne groß auf jemanden warten zu müssen. Der Gang ist leer und die Lichter wurden teilweise ausgeschalten, da anscheinend noch so gut wie alle Patienten tief und fest schlafen.

Nur aus einem Zimmer drang, wie gewöhnlich, Geschrei und Lärm. Ich raufe mir kurz durch die leicht verwuschelten Haare, bevor ich zur Tür laufe und diese aufstoße.

Zwei Frauen in dem kotzgrünen Kittel, den ich ebenfalls tragen muss, eine Ärztin und meine Mutter beäugen mich, nachdem ich das Zimmer betrete und zum Bett laufe.

„Das ist mein Sohn, sein Name ist Austin. Er arbeitet hier für eine Zeit", informiert meine Mutter die Ärztin, die mich neugierig ansieht und nicht gerade erfreut über meine Anwesenheit zu sein scheint.

„Na gut, okay, wie dem auch sei", sie wendet sich von mir ab und sieht wieder zu der kleinen Gestalt, die mit wutverzerrtem Gesicht im Bett liegt und verkrampft die Infusionsstange neben ihrem Bett festhält. „Deine Dosierungen werden von den Schwestern bestimmt, wenn du dich weiterhin weigerst willst, keine Sorge, wir haben noch andere Möglichkeiten parat, gegen die du dich dann letztendlich nicht mehr wehren kannst", sagt sie schorf.

Ich bemerke das Zucken ihrer Gesichtsmuskulatur, als sie sich wieder entspannt und mit einem provokanten Unterton der Ärztin mitteilt, dass sie sie am Arsch lecken kann.

Ich versuche mir das Grinsen zu verkneifen, da es ziemlich Fehl am Platz ist und sehe Savannah durchdringlich an. Ich kann mir nur allzu gut vorstellen, welches Theater sie hier schon wieder abgezogen haben muss, dass ihr deswegen bereits mit Konsequenzen gedroht werden.

„Also, ich habe meine Arbeit hier getan, bleibst du noch hier und achtest auf sie?", fragt die Ärztin meine Mutter, die nur ein Nicken zu Stande bringt. „Dann werde ich mal meine heutige Schicht beenden", meint noch eine der Krankenschwestern und verlässt das Zimmer. Die anderen folgen ihr, ohne mir noch weitere  Beachtung zu schenken.

„Und was willst du jetzt?", reißt mich ihre Stimme aus meinen Gedanken und ich blicke zu ihr. „Was hast du gemacht?"

Sie lacht auf und schnaubt kurz, während sie die Infusionsstange begutachtet. „Die Olle hat einfach nicht mehr alle Tassen im Schrank. Am besten sollte sie sich selbst einweisen, sie gehört definitiv hier eingesperrt. Ich darf nicht mal mehr mein scheiß Bett wegen der scheiß Sonde verlassen."

Ich atme hörbar ein und zucke mit den Schultern. „Eigentlich bist du selbst Schuld daran, Savannah."

Ihre eiskalten Augen mustern mich kritisch, während sie ihren Blick verächtlich von oben nach unten gleiten lässt.

„Weißt du, so eine Bitch aus dem Jahrgang unter mir hat immer bei Gerüchten über sie gesagt Wenn du keine Ahnung hast, solltest du deine Fresse halten. Und genau das solltest du jetzt befolgen und einfach die Klappe halten", meint sie.

SavannahWo Geschichten leben. Entdecke jetzt