Kapitel 30

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Für Jenni. Ich weiß, dass du nicht auf Wattpad schreibst, aber schon allein der Sprüche wegen, ist es nur mehr als passend dich hier zu berücksichtigen.

,,Verdammt, Sherlock!" fluchte der Doktor. ,,Mein Talent reicht leider nur zum Klarinette spielen." Am liebsten hätte er Sherlocks Violine mit einem genervten Seufzen wieder in den Kasten zurückgelegt, doch ihm blieb keine andere Wahl. Der Detektiv stand direkt hinter ihm, während er mit der linken Hand seine Geige stützte und mit seiner Rechten John dabei half den Bogen zu führen. John konnte seinen warmen Atem spüren, während Sherlock seine rechte Hand - und damit den Geigenbogen - dazu brachte, wieder auf einer der vier Saiten anzusetzen.

,,Wenn ich micht richtig erinnere, war es deine Idee Zeit miteinander zu verbringen." entgegnete Sherlock. ,,Dabei hast du meinen Einwand, einen neuen Fall anzunehmen, bereits vorher abgelehnt, weshalb ich gezwungen war eine Tätigkeit zu finden, die nicht allzu viel mit irgendwelchen Mordfällen zu tun hat und mich dennoch nicht vollständig langweilt."

John seufzte, was Sherlock mehr oder weniger als Bestätigung seiner Worte interpretierte. Lestrade hatte sich nicht mehr gemeldet und seit ungefähr einer Woche war es nicht mehr zu übersehen, wie der große Sherlock Holmes jeden Tag ein bisschen mehr vor Langeweile starb. Er sehnte sich nach einem neuen Spiel. Einem Spiel, wie Moriarty es mit ihm gespielt hatte.

Es war mittlerweile fast einen Monat her, dass Mrs. Hudson, nachdem sie (wenn auch ziemlich verspätet) die Polizei gerufen hatte, sich über den Zustand der Wohnung beklagt hatte. Inzwischen waren die Fenster - und der Rest der Wohnung - der 221B Bakerstreet zwar wieder in ihrem ursprünglichen Zustand, doch Mrs. Hudsons Sorge um ihre "Jungs" blieb. Weder Sherlock, noch John hatte ihr von ihrer Beziehung berichtet. Generell wusste niemand davon, obgleich ihre Vermieterin es nie wirklich lassen konnte, Vermutungen anzustellen.

Moriarty war tot, doch inzwischen verspürte auch John nichts mehr von der Erleichterung, die er in den ersten Tagen nach der Runde Russisch Roulette kaum zurückgehalten hatte. Der plötzliche Ton, von Sherlocks Geige ausgehend, riss den Doktor schließlich aus seinen Gedanken. Er spürte wie Sherlocks warme, rechte Hand auf seiner lag und stets darauf achtete, dass er den Bogen nicht fallen ließ. Mit seiner Linken versuchte er Johns Finger auf einer der vier Saiten hin und her zu schieben.

,,Höher, John." murmelte der Detektiv nur.

,,Höher?" Watson sah ihn fragend an. In seinen blauen Augen spiegelte sich Unverständnis, was für den Consulting Detective nur schwer nachvollziehbar war. Sherlock brachte ein ungeduldiges Stöhnen hervor. ,,Ja, höher, John." Jawn.

Seine Geduld, die sich sowieso schon in Grenzen hielt, war bereits restlos aufgebraucht. Er hatte nicht gedacht, dass es so schwer war jemanden ein Instrument beizubringen, welches selbst gewöhnliche Menschen in der Lage waren zu spielen. ,,Du musst den Finger, den du als erstes aufsetzt, auf die Position des Fingers, den du ursprünglich als dritten Finger aufgesetzt hast, schieben. Das nennt sich dritte Lage."

,,Würdest du mir vielleicht verraten, was du überhaupt spielen willst?" grummelte der ehemalige Militärarzt. Es war inzwischen Mittag und die Sonne schien durch die Vorhänge hindurch in die Wohnung hinein. Vor ihm lag ein Stapel zerfledderter Notenblätter und an der Wand waren neue Einschusslöcher zu erkennen.

,,Offenkundig nicht. Nein." erwiderte Sherlock gewohnt unbarmherzig und widmete sich wieder John und seiner Geige. ,,Zweiter Finger, John."

,,Und wohin?" mühsam versuchte Watson seinen Mittelfinger irgendwohin zu verschieben, doch Sherlock hielt ihn zurück. Langsam aber bestimmt schob er Johns Finger wieder auf die alte Position zurück.

,,Neben dem Ersten, dritte Lage." Genau in diesem Moment vibrierte sein Handy, was den Privatdetektiv allerdings nicht dazu veranlasste abzunehmen.

Sherlock - The game is onWo Geschichten leben. Entdecke jetzt