Kapitel 8

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Für Butolinumtoxin.

,,John!"

,,Hm?" er öffnete vorsichtig die Augen, nur um sie dann sofort wieder zu schließen, weil ihn die Morgensonne blendete.

,,Herrgott nochmal, bleiben Sie wach, John. Sie wollten doch jetzt nicht einschlafen!" wies ihn der Detektiv zurecht.

,,Darf man nicht wenigstens einmal für fünf Minuten die Augen zu machen?" Watson streckte sich auf seinem Sessel aus und gähnte.

,,Nein, nicht jetzt. Denken Sie nach, John! Was haben die Opfer gemeinsam? Was könnte der Mörder zu ihnen gesagt haben, dass sie sich die Maske aufsetzten?"

Sherlock rannte schon seit einer halben Ewigkeit in einem seiner vielen Morgenmäntel durch die Wohnung, wobei er diese Tätigkeit ab und an durch Geige spielen unterbrochen hatte. Und ständig stellte er John dieselben Fragen, ohne das dieser sie zu beantworten wusste.

,,Ich gehe kurz frühstücken." sagte John und versuchte sich aus der Sache herauszureden. ,,Ich habe nämlich Hunger."

Vielleicht würde Sherlock wenigstens das verstehen. Bei dem Gedanken daran, wie Mrs. Hudson ihm sein Lieblingsfrühstück servierte, fing sein Magen lautstark an zu rumoren. Seit sie vor einigen Wochen entdeckt hatte, dass Sherlock die Küche wieder einmal als Labor missbrauchte, hatte sie John jedes Mal Frühstück gemacht.

,,Nein, Sie bleiben hier, John." hielt ihn der Detektiv zurück. ,,Sie haben jetzt keine Zeit zum Frühstücken. Nicht bei einem solchen Fall. Irgendetwas habe ich übersehen, irgendetwas haben wir vergessen!"

,,Wie wär's mit den letzten 24 Stunden Schlaf." schlug Watson genervt vor.

,,Nicht soetwas, John. Nicht..."

Es war das Geräusch der Türklingel, das durch die Wohnung hallte und Sherlock unterbrach.

,,Wenigstens funktioniert sie wieder." dachte der Doktor. Beim letzten Mal hatte irgendjemand darauf geschossen und seitdem war Mrs. Hudsons Klingel eine Art Ersatz dafür gewesen.
Auch dieses Mal kam sie die Treppe hinauf gestapft. In Begleitung von DI Lestrade.

,,Guten Morgen, Sherlock." begrüßte er den Detektiv. ,,Guten Morgen, John. Es gibt Neuigkeiten."

,,Sind es die Neuigkeiten, die ich vermute?" fragte Sherlock neugierig. Dennoch schien er bereits zu wissen, dass er nicht falsch lag.

,,Was vermuten Sie denn?" Lestrade ließ sich verwundert auf den erstbesten Stuhl sinken. Er sah genauso verschlafen aus wie John, gab sich Sherlock gegenüber allerdings gewohnt freundlich. Es war keinesfalls so, dass der Detektiv nicht auch die ganze Nacht wach gewesen wäre, aber der Wissensdurst und die Sucht diesen Fall zu lösen, drängten sein zerknittertes Hemd und die Müdigkeit in den Hintergrund.

,,Informationen über Lucy Murray und Harold Adkins." antwortete Watson und gab einen weiteres Gähnen von sich. ,,Die er übrigens schon die ganze Nacht sucht, weil er nicht auf Sie warten wollte."

,,Sie hacken sich doch sonst auch immer überall mit meinen Dienstkarten ein." murmelte Lestrade und rollte mit den Augen. ,,Warum nicht dieses Mal?"

,,Ich habe vergessen Ihnen wieder ein paar abzunehmen. Die Letzten sind alle bei einer Hausdurchsuchung draufgegangen, die übrigens von Ihnen veranlasst wurde." erklärte Sherlock. ,,Aber genug davon. - Beschäftigen wir uns doch mit der elementaren Frage, was für Gemeinsamkeiten zwischen einem Postboten und einer religiösen Kolumnistin existieren."

,,Sie hatten beide eine kriminelle Vergangenheit." warf Lestrade ein. Er wollte bereits zu einem zufriedenen Lächeln ansetzen, ließ seine Mundwinkel dann jedoch auf halber Strecke umkehren. In Sherlocks Anwesenheit war so ein Lächeln vielleicht nicht ganz so angebracht. Es sei denn man wollte ihn, wie Anderson es schon öfters versucht hatte, dadurch in Rage versetzen und er hatte nicht vor sich auf das Niveau von Anderson zu begeben.
,,Sie waren beide Kleinkriminell in gewissen Sinne. Harold Adkins war nicht nur Postbote, sondern auch Schmuggler. Bis vor ein paar Jahren verteilte er nebenbei Drogen und jede Menge andere geheime Informationen. Dasselbe galt für Lucy Murray. Sie war öfters in der Kirche, aber nur, um diese als Umschlagplatz für geheime Informationen und illegale Waren zu nutzen. Beide sagten bei ihren Verhören damals aus, dass sie dazu gezwungen worden seien und nun vorhätten auszusteigen und der Polizei zu helfen. Als Gegenleistung bekamen beide nur eine Bewährungsstrafe."

Sherlock - The game is onWo Geschichten leben. Entdecke jetzt