6. Kapitel: Alpträume

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Colu landete mit einer Explosion auf dem Boden hinter der Klippe. Als die Explosion sich wieder auflöste, landete die aus einer Hälfte aus Metall bestehende Person, indem sie sich auf seinen Metallarm abstützte. Zero landete mit einer Rolle, vollendete noch zwei weitere, versuchte stehen zu bleiben, fiel aber nach vorne und setzte eine weitere Rolle hintendran.
„Wie sollen wir dich eigentlich nun nennen?", fragte Colu die mysteriöse Person.
„Nennt mich einfach Arne. So haben es schon meine Dämonenjäger-Freunde getan", antwortete jene.
Hinter ihnen schwebte eine Erdplattform zu Boden. Auf ihr stand Kiara. Sie wechselte gerade ein Wort mit ihrer Fledermaus. Sie nickten sich gegenseitig zu und liefen weiter. Um sie waren verdorrte Büsche. Manchmal waren ein paar große Steine im Weg. Jene übersprang Arne mit seinem rechten Arm. Zero sprang über sie und rollte sich auf der anderen Seite ab. Colu stieg auf den höchsten Punkt und half der zehnjährigen Kiara über die Steine, indem er sie über sie warf und dabei darauf achtete, dass sie auf den Füßen landete. Danach sprang er selbst von den Steinen. Die Sonne ging langsam unter, als eine Steinbarrikade den Weg versperrte. Arne und Zero überquerten ihn wie gewohnt, doch Kiara zögerte bevor sie die Hand von Colu nahm. Colu warf sie rüber und folgte ihr gleich. Da der Fall im Vergleich zu den anderen recht tief war, ließ Kiara den Boden trotz seiner Trockenheit weich werden und sie und Colu landeten sicher auf ihm. Zero und Arne hatten inzwischen ihre Taschen abgelegt. Eindeutig wollte Arne führ die Nacht ein Lager aufschlagen. Schnell hatten sie die drei Zelte aufgebaut und saßen gemeinsam am kleinen Lagerfeuer in der Mitte des Lagers. Zero übernahm die Wache, da er keinen Schlaf brauchte.
„Hast du eigentlich bereits Gott gefunden, Colu?", fragte Arne Colu.
„Zu Teilen ja, aber ich glaube, ich bin erst am Anfang vom Glauben", antwortete Colu, „Eine Sache ist sicher: Wenn Gott nicht seinen Sohn Jesus in deine Welt gesandt hätte, wäre nicht nur eure, sondern auch unsere Welt dem Untergang geweiht."
„Wer ist dieser Jesus, von dem ihr da redet?", fragte Kiara.
„Du trägst sein Zeichen um deinen Hals, Kiara", antwortet Arne ihr und schaute dabei auf das große Metallkreuz, das Kiara um ihre Hals trug. Es war eher schlicht gehalten und hatte keine besonderen Merkmale gehabt.
„Mein Berater versucht es mir zwar auszureden, dieses Kreuz zu behalten, aber es ist der einzige Hinweis auf meine wahre Familie, die ich hatte, bevor ich denken konnte."
„Wer ist denn dein Berater?", fragte Zero neugierig.
„Meine Fledermaus. Ihr erinnert euch doch noch an Graf Edron."
„Dann ist der Vampirfürst also dein Berater geworden", meinte Arne nur dazu.
Sie unterhielten sich noch einige Zeit, bevor sie in die Zelte gingen um zu schlafen.

Kiara erwachte an einen seltsamen Ort. Alles um sie herum war weiß. Dann sah sie ein Paar Füße. Sie schaute auf und sah den Vampirfürst Graf Edron. Er trug seine schwarze Lederrüstung und dazu einen grauen Mantel.
„Du hättest niemals hierherkommen dürfen", sagte er, „Es war ein Fehler ihnen zu folgen, Kiara. Schaue dich nur um, findest du irgendetwas, das du kontrollieren könntest? Nein. Nichts kann dir helfen. Genauso hilflos bist du auch in der wahren Welt draußen. Ein leichtes Opfer für die Verdorbenen und den Dämonen."
Kiara wollte etwas sagen, konnte aber nicht.
„Siehst du die Schwäche, die dir das Kreuz gegeben hat? Wie lange muss ich dir das noch sagen, bis du bereit bist das Kreuz abzulegen?"

Kiara wachte auf. Über ihr flog die Fledermaus im Kreis.
„Ich werde mich wohl immer fragen, wie du es schaffst so aktiv zu sein", meinte sie zu ihr.
Sie schaute raus und stellte fest, dass es immer noch Nacht war. Zero, der die Nachtwache hielt, kam zu ihr.
Er kniete sich neben sie und fragte: „Wieder der Albtraum?"
Kiara nickte nur.
„Ich frage mich was dies zu bedeuten hat. Aber bei einer Sache bin ich mir sicher, sie bedeutet nichts Gutes."
Kiara zog sich wieder zurück und schlief wieder ein. Dieses Mal träumte sie nichts.

Zur Morgendämmerung des nächsten Tages weckte Zero die Anderen. Man konnte Kiara ansehen, dass sie die Nacht schlecht geschlafen hatte. Sie bauten gemeinsam die Zelte ab und bereiteten sich auf den nächsten Teil ihrer Reise vor. Sie brachen auf. Sie würden heute versuchen das Südwestliche Tor zur Festung der Verdorbenen zu passieren, auch wenn sie wussten, dass dies nicht leicht werden würde. Sie liefen zum Tor. Zwei verdorbene Berserker standen auf dem Tor.
„Zero, kannst du den linken von der Mauer schlagen, dann würde ich den rechten von der Mauer holen" sagte Arne leise zu ihnen.
„Ich glaube, ich könnte es schaffen", antwortete Zero, „Es wäre vorteilhaft, wenn ich den Vortritt bekäme."
Sie traten zu viert vor das Tor. Die beiden Berserker begannen böse zu lächeln. Der linke ging mit seiner Hand langsam zum Schwert. Doch bevor er wusste, was geschah, rammte Zero seine Faust in die Magengrube von dem linken Berserker. Er verbeugte sich unfreiwillig, taumelte ein paar Schritte nach hinten und fiel vom Tor. Arne sprang auf und griff mit der rechten Hand den anderen Berserker und schmetterte ihn auf der anderen Seite des Tores auf den Boden. Colu strich seine Haare, die vor seinem rechten Auge waren, nach hinten und beschwor eine Plasmaexplosion, deren Mittelpunkt er selbst war. Acht rotblaue gebogene Streifen bildeten sich um ihn, als sich die Luft durch die dafür notwendige Reibung erwärmte. In jene Streifen, die vier Ringe bildeten, verschwand Colu in einer ähnlich aussehenden roten Kugel, die durch ein Krachen entstand. Die Explosion legte sich schnell, doch auf seiner Rüstung blieb die Explosion „haften" und die roten Streifen zogen sich über sie. Er schoss über das Tor und suchte sich einen Ort etwas hinter dem Tor aus, um dort in einer Explosion zu landen. Mit dieser Explosion hörte seine Rüstung auch auf zu brennen. Kiara hatte sich mit der umliegenden Erde eine Treppe gebaut, lief über sie und fragte sich, warum die anderen nie darauf warteten, bis sie einen gemütlicheren Weg fertiggestellt hatte. Wenigstens dieses Mal hätte Colu doch ihre Treppe nehmen können. Hinter sich ließ sie die Treppe in sich zusammen fallen, um ihre Kräfte zu sparen, auch wenn sie weit mehr hatte als sie brauchte. Der Assassine und Arne ließen die Berserker am Boden liegen und zogen weiter. Doch die Berserker standen wieder auf, auch wenn sie nun nicht mehr so gerade standen wie auf der Mauer, und riefen ihnen hinterher, dass dies kein ehrenhafter Kampf gewesen sei. Zero verlangsamte für sich die Zeit, wodurch alles um ihn herum langsamer wurde. Dann rannte er hinter die Berserker, wo er die Zeit für sich normalisierte. Die Köpfe der Berserker wurden durch die schwarzen Hände von Zero gegeneinander geschmettert und die Berserker fielen zu Boden.
„Die wären fürs erste erledigt", kommentierte Zero seine Tat.
Er schritt über die bewusstlosen Berserker zurück zu seinen Freunden. Die Verdorbenen hatten die Mauer zu ihrem Schloss sehr weit entfernt gebaut. Zwar war ihr Bereich sehr groß dadurch, aber die Truppe traf bis zum Abend auf keinen weiteren Verdorbenen. Am Abend saßen sie wieder an einem kleinen Lagerfeuer. Es bestand keine Gefahr mit einem Lagerfeuer aufzufallen, da jede Patrouille in diesem Bereich ein Lagerfeuer entzündete. Doch sie merkten, dass sie beobachtet wurden. Ein Mann in einem braunen, verfilzten Mantel kam in die Nähe des Lagers. In seinen Händen hielt er je eine Sense. Colu wollte sich umdrehen, als die Person begann etwas zu sagen: „Im Namen Azinots, wer seid Ihr?"
Colu rief zurück: „Colu, der Plasmawächter, König von Roschan und Meister des Feuerhenkers von Azinot. Hiermit fordere ich dich, im Namen von Azinot und als Meister des höchsten Henkers von Azinot, auf, deine Waffen zu senken."
„Ein Henker darf nur seine Waffen gegen seinen Meister richten, wenn jener seine Rechte verletzt. Doch du, Meister Colu, hast mir sogar noch mehr Rechte gegeben als mir zustehen. Welches Recht habe ich, gegen dich die Waffen zu erheben?"
„Sei gegrüßt Feurak. Ich dachte, die Dämonen hätten euch entführt", sagte Colu erstaunt.
„Ja, sie haben Azinot entführt, aber sie hatten mir zu viel Zeit auf dem Boden gelassen, wodurch sie nicht die Chance hatten, mich ins Gefängnis zu bringen."
„Da sind sie selbst dran schuld, dass sie dich entkommen lassen", stellte Arne fest, „Brauchst du irgendetwas?"
„Ein eigenes Zelt wäre schön."
„Kiara, könntest du dir vorstellen die Nacht mit Arne zu verbringen?" fragte Zero, „Ich glaube, dies könnte helfen, dass du mal eine Nacht in Ruhe schläfst."
„Es ist zumindest einen Versuch wert", antwortete Kiara.

Arne war von Vampiren umringt. Er fand sich in einer weißen Ebene. Die Vampire versuchten ihn aufzuhalten, ihn vom Weg zum verdorbenen Schloss abzubringen und einen anderen Weg zu gehen. Doch Arne ließ sich nicht beirren. Er stand auf und spannte seinen rechten Arm mitsamt der Metallklaue an.
„Du kannst uns nicht vernichten", sagten die Vampire, „denn du bist Schwach."
Arne sprang auf und griff nach einem Vampir. Er warf ihn auf den Nächsten, und beide verschwanden in roten Funken. Die anderen schreckten zurück. Eine riesige Hand kam aus dem Boden und zerquetschte die Vampire. Nun wusste Arne, wo er war. Er war in einem Traum, in den sich Traumvampire eingeschlichen hatten, und nur einer konnte dahinter stecken. Graf Edron. Er suchte über die Macht, die er im Traum besaß, nach Graf Edron. Er fand Edron, der vor Kiara stand und etwas zu ihr sagte. Dadurch wusste er, dass die Vampire sogar die Macht besaßen, mehrere Träume zu verbinden, was sich fatal für sie auswirken könnte.

Wieder stand Graf Edron vor Kiara und versuchte, sie auf seine Seite zu ziehen. Plötzlich tauchte ein Metallwesen auf. Es ähnelte einem Skelett und schlug nach dem Vampir. Kurz drauf erschien Arne.
„Wie ist das möglich?", fragte der Vampir Arne.
„Indem ihr nicht meinen Traum kontrolliert", antwortete Arne.

Kiara wachte auf. Über ihr flatterte die Fledermaus. Sie schnappte sie und rannte aus dem Zelt. Als sie aus dem Zelt sprang, wachte Arne sehr plötzlich auf und rannte daraufhin Kiara hinterher. Etwas außerhalb des Lagers ließ sie die Fledermaus los.
„Zeige dich, Graf Edron!", rief Kiara.
Die Fledermaus flatterte wild vor ihr und dunkler Rauch bildete sich um sie. Die Fledermaus wurde größer und bekam eine Menschenform. Ein Mann mit totenweißer Haut und einen schwarzen Stoffanzug stand vor ihr. Seine schwarzen Haare fielen auf das schwarze Cape hinunter.
„Es ist mir eine Ehre, Kiara", sagte die Person.
„Graf Edron, was genau liegt hinter dem Versuch mich aufzuhalten, zu dem verdorbenen Schloss zu ziehen?", fragte sie direkt.
„Es ist gefährlich dort", antwortete der Vampir.
„Woher willst du das wissen?", fragte Kiara.
„Indem dass die Verdorbenen sehr stark sind."
„Was würde passieren, wenn ich nicht zum Schloss gehe?"
„Dann würde nichts mit dir geschehen."
„Und das soll ich dir glauben, nachdem ich mitbekommen habe, dass Dämonen Leute entführt haben?"
„Wir werden versuchen aus der bekannten Welt zu fliehen. Mit meiner Hilfe wirst du es auch schaffen."
„Und was, wenn sie auch dorthin kommen?"
„Das werden sie schon nicht machen."
„Warum hat Arne dich im Traum angegriffen?"
„Deine Gedanken spielen anscheinend in deinen Träumen verrückt. Vermutlich hat das nichts mit dem, was real ist zu tun."
„Eine letzte Frage: Warum soll ich das Kreuz loswerden?"
„Weil es dich schwächt, mein Kind. Noch merkst du nichts davon, aber bald wirst du wissen, wovon ich rede."
Kiara nahm Anlauf und hielt dabei das Kreuz hinter ihrem Rücken. Als sie in Reichweite kam holte sie mit dem Kreuz aus. Der Vampir wich zwar aus, aber das Kreuz streifte ihn am Bauch. Unter Schmerzen klappte er zusammen.
„Das wird ein Nachspiel haben", zischte er durch die Zähne und verwandelte sich in einen Schwarm Fledermäuse, der in nordöstlicher Richtung verschwand.
Arne tauchte hinter einem Stein auf, hinter dem er sich versteckt hatte. Kiara drehte sich um und lief in seine Arme.
Heulend fragte sie ihn: „Was ist real?"
„Gott", antwortete er, „Gott ist real."


Der magische KriegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt