Laborbericht

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Der Konferenzraum leerte sich. Fury kehrte an seinen Platz auf der Brücke zurück, Steve und Natascha verschwanden in ihren Quartieren. Thor seufzte und ließ sich auf einen der Stühle neben mir fallen. Mit den Fingern malte ich kleine Kreise in die blank polierte, dunkle Tischplatte.

"Und du, kleines Fräulein. Was machst du hier?", fragte mich Thor unerwartet.

Ich fand den blonden Mann aus Asgard ziemlich sympathisch. Auch wenn er mich 'kleines Fräulein' nannte. Ich zuckte mit den Schultern.

"Wahrscheinlich sowas wie die Welt retten", murmelte ich.

"Hast du keine Angst?" Leise schnaubte ich.

"Ich könnte mir vor lauter Angst in die Hosen machen. Aber was würde mir das bringen? Ich weiß, dass ich für die anderen noch keine große Hilfe bin. Ich kann gerade so meine Kräfte beherrschen. Mehr oder weniger jedenfalls. Aber ich möchte ihnen helfen, dass zu beschützen, was wir lieben. Unsere Heimat, unsere Familien und Freunde. Auch wenn ich sie im Moment nicht sehen darf."

Der Hüne nickte und wir schwiegen lange, jeder schien versunken in seinen eigenen Gedanken.

"Wie heißt du?", fragte Thor und ich musste lachen. Bei all dem Theater hatten wir sogar vergessen uns gegenseitig vorzustellen.

"Ich heiße Elizabeth Hale. Aber bitte nur Liz. Freut mich dich kennen zu lernen", sagte ich und reichte Thor die Hand.

"Mein Name ist Thor, Sohn von Odin, Erbe des Thrones von Asgard", sagte er geschwollen.

"Wow, das klingt...super?", sagte ich und grinste.

"Sag mal, Thor... Kann ich dich etwas über deinen Bruder fragen?"

Nachdenklich sah er mich an.

"Ja, natürlich."

Ich setzte meine Fingerkuppen aneinander und atmete tief durch bevor ich meine Frage stellte.

"Ich habe euer Gespräch belauscht, nachdem du Loki aus dem Jet geholt hast. Ich habe gehört, wie ihr gestritten habt. Er scheint sehr wütend zu sein, dass nicht er König von Asgard wird."

Thor blickte aus dem Fenster. Der dunkle Nachthimmel zog an uns vorüber, vereinzelt blitzten Sterne in der Dunkelheit.

"Mein Bruder ist verbitter und enttäuscht. Als er herausfand, dass Odin und Frigga nicht seine wahren Eltern sind, brach für ihn eine Welt zusammen."

Nur zu gut wusste ich, wie Loki sich gefühlt haben musste. Das Wissen, dass sein gesamtes Leben eine Lüge war, konnte einem den Boden unter den Füßen wegreißen.

"Er ist zornig, er denkt, er könnte über euch herrschen, weil ihr eine niedere Spezies, weniger Wert seid. Aber das stimmt nicht. Ich erkenne meinen Bruder nicht wieder."

Thor atmete tief ein, Sorge stand in seinem Gesicht.

"Als du sagtest, das du die Erde beschützt, warum hast du das getan? Warum die Erde?", fragte ich den Gott leise.

Sein Blick wanderte auf die Tischplatte.

"Genau wie ihr habe auch ich hier Familie und Freunde."

"Selvig", fragte ich.

"Ja, er ist einer meiner Freunde. Und wegen Jane."

"Ist sie sowas wie deine Freundin?", fragte ich neugierig.

Thor lächelte versonnen.

"Ihr nennt es wohl so."

Staunend betrachtete ich den Donnergott. Er hatte wirklich eine menschliche Frau von der Erde als seine Freundin.

Shattered MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt