Life Goes On

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Aus den Tagen die ich seid meiner Entführung in der S.H.I.E.L.D-Einrichtung verbracht hatte, wurden Wochen und schließlich Monate.

Monate, in denen ich entweder mit Agent Barton oder Romanoff von früh bis spät trainieren musste und mich anschließend bei Steve verkroch und diesem mein Leid klagte. Ich vermisste meine Mutter und meine Freunde mit jedem Tag mehr, aber noch immer gab es ein striktes Kontaktverbot. Fury wurde immer ungehaltener, weil ich offensichtlich nicht den Erfolg verzeichnete, den ich hätte erbringen sollen. Ich hatte in dieser Zeit auch weder mit ihm, noch mit Steve über die Avenger-Initiative und Projekt Pegasus geredet. Vorerst wollte ich mein Wissen für mich behalten.

Durch das tägliche Training wurde zwar meine Kondition und Kraft deutlich verbessert, aber ich konnte dem physischen und psychischen Druck irgendwann nicht mehr standhalten. Auch wenn Steve, inzwischen derjenige, den ich am nächsten als Freund bezeichnete, versuchte mich aufzubauen, wurde ich an einem Tag von meinem Kopf lahmgelegt.

Zusammengerollt lag ich in meinem Bett, das Training am Abend hatte ich mit nur sehr großer Mühe hinter mich gebracht, war versunken in Gedanken. Sobald ich die Augen schloss tauchten meine Mutter und Ian vor meinen Augen auf. Wie sie sich unglaubliche Sorgen um mich machten, wie meine Mutter unter Tränen zusammenbrach. Es brach mir das Herz, nahm mir jegliche Kraft um weiterzumachen. Ich begann mich nicht zum ersten Mal zu fragen, warum ich überhaupt bei diesem Kampf mitmachte. Natürlich erhoffte ich mir Antworten.

Wer war ich? Woher kam ich? Wer waren meine richtigen Eltern?
Vor wem hatte mein Vater versucht mich zu schützen?

Aber war es das alles hier wert?

Immer wieder stellte ich mir vor, wie ich nach Hause kommen würde und Olivia mich in die Arme schließen würde. Es war mir egal das sie nicht meine biologische Mutter war. In all den Jahren war sie für mich da gewesen, hatte mit mir gestritten, diskutiert, mich angeschwiegen. Aber sie war auch diejenige gewesen, mit der ich gelacht, geweint und meine Sorgen geteilt hatte.

Ohne das ich es verhindern konnte kamen die Tränen. Schnell und heiß flossen sie über meine Wangen, tropften auf den Bettbezug. Heftig biss ich die Zähne zusammen, versuchte das Schluchzen zu unterdrücken, welches aus meiner Kehle zu entkommen drohte. Auch dieses Unterfangen war zum Scheitern verurteilt.

Die gesamte Anspannung, die Wut und Frustration, die Angst, die Ungewissheit, all diese verdrängten Gefühle brachen nun unbarmherzig hervor und ließen mich nun laut weinend auf meinem Bett liegen. Schluchzer schüttelten meinen Körper und ich konnte mich einfach nicht beruhigen, es schien mit der Zeit sogar noch schlimmer zu werden.

Erst nach einer Weile bemerkte ich, dass es an der Tür klopfte. Ich presste mein Gesicht in das Kissen und ignorierte den Besucher. Das Klopfen hörte nicht auf, blieb hartnäckig.

"Jetzt nicht!", rief ich mit zitternder Stimme und versuchte den Tränenfluss zu stoppen.

Ich wollte weder mit jemandem reden, noch wollte ich, dass man mich in einer solchen Situation fand, in der ich mich am verletzlichsten fühlte.

Und dann ging die Tür auf.

Das leise Zischen verriet mir, dass jemand den Raum betreten hatte und mich nun beobachtete.
"Verschwinde!", rief ich, ohne zu wissen wer dort stand.

"Liz?" Nataschas Stimme klang leise durch den Raum.

"Warum liegst du denn hier im dunkeln? Fury hat eine Versammlung einberufen, er möchte, dass du auch dabei bist", sagte sie.

"Ich möchte aber nicht", gab ich wie ein trotziges Kind zurück.

Ich wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden, was ich Natascha auch zu verstehen gab.

Shattered MeWhere stories live. Discover now