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Das Meer glitzerte sanft im Licht der vormittäglichen Sonne, während kleine Wellen an den Strand rauschten und obwohl es noch früh war, herrschten schon mindestens dreißig Grad im Schatten. Die satten, grünen Palmenblätter raschelten sanft im Wind - alles in allem versprach es ein wunderschöner Tag zu werden.

Doch zu Anfangs konnte ich das leider überhaupt nicht genießen, da ich heute morgen mit einem mörder Kater aufgewacht war. Nate schien es ähnlich zu gehen, denn er sah fertig aus und hatte sich genau wie ich zuerst eine Aspirin eingeworfen und die Sonnenbrille schon im Ferienhaus angehabt.

Gestern war es verdammt spät beziehungsweise früh geworden, bis wir alle in unsere Betten gefunden hatten. Nachdem Kathrine und ich wieder in den Club gegangen waren, hatten wir noch ein wenig zusammen getanzt, unser Rumgeknutsche aber mit keinem Wort angeschnitten. Ich hatte einfach nur weiter ihre Nähe genossen und wie sich unsere Körper zusammen im Rhythmus der Musik wiegten.

Irgendwann so gegen drei Uhr am Morgen waren Nate und Shay wieder aufgetaucht und zusammen waren wir dann zurück zu unserer Hütte gegangen oder - abhängig vom jeweiligen Alkoholpegel - auch getorkelt.

Nach einer belebenden Dusche und einem kleinen Frühstück sah die Welt allerdings schon wieder etwas besser aus und so erschienen mein Kumpel und ich pünktlich um zehn Uhr am Steg, samt unserem Gepäck. Dort waren wir mit Roger, dem Freund von Nates Eltern, verabredet, damit er uns die Schiffseinweisung gab, sprich er zeigte uns alles wichtige am Boot.

Wir fingen mit dem Schiffsinneren an und arbeiteten uns über die nautischen Instrumente zum Deck hin nach außen durch.

Nachdem alle Fragen und Unklarheiten beseitigt waren, gingen Nate und ich das Ganze nochmal in Ruhe durch und richteten schonmal alle Seekarten und Segelliteratur her, die wir kommende Woche brauchen würden.

Als wir fertig waren, saßen wir einfach nur still im Cockpit und schauten doof und zufrieden in der Gegend rum.

Ich freute mich in diesem Moment einfach wahnsinnig und schaltete innerlich schon auf Segel-chiller-Modus um.

Ja, Segeln war durchaus anspruchsvoll, doch jedes Mal, sobald wir auf einen Törn gingen und am Boot ankamen, legte sich innerlich bei mir ein Schalter um und alles war irgendwie entspannter, entschleunigter. Ich konnte es gar nicht richtig beschreiben, aber es war eines der besten Gefühle auf der Welt.

Zu diesem Zeitpunkt war ich noch bester Laune.

Nicht nur, dass wir jetzt Ferien hatten, in der Karibik waren, bald unseren Abschluss in der Tasche hatten und ich mit meinem besten Kumpel einen Segeltörn machte, hob meine Stimmung, sondern auch die Tatsache, dass ich jetzt eine Woche mit Kathrine auf einem Boot verbringen würde. Und kein anderer Junge, der sie mir hätte streitig machen können.

Ich wollte es mir erst selbst kaum eingestehen, aber ich mochte Kathrine irgendwie.

Was die weiteren Tage wohl bringen würden?

Und sollte ich die Sache mit unserem Kuss - oder eher unserer Knutscherei - von gestern ansprechen oder es lieber lassen? Schließlich wollte ich keine schlafenden Hunde wecken. Ich wusste so wenig von ihr, was ja auch nur verständlich war, denn vor unserem Trip zusammen hatten wir nur wenige Worte - wenn überhaupt - miteinander gesprochen. Was waren so ihre Interessen und Hobbies? Und war sie eins der Mädchen die es mochten, wenn ein Mann kochen konnte, so wie Nate das behauptete? Immerhin hatten wir hier ja eine recht annehmbare Küche an Bord, unsere eigene kleine Kombüse. In Gedanken ging ich die möglichen Rezepte durch, die mit wenig Aufwand zu einem grandiosen Ergebnis kommen würden. Würde sie das beeindrucken?

'Hör auf zu träumen', ermahnte mich meine innere Stimme. Und wie rechte sie hatte!

Wohin zum Geier schweiften meine Gedanken schon wieder ab, heh? Kann mir das bitte einer mal erklären?

Wie verabredet gesellten sich so gegen 13 Uhr die Mädels zu uns und brachten gleich ihr Gepäck mit.

Shay trug eine dieser monströsen Sonnenbrillen, aber nicht wie ich vermutet hatte High-Heels, sondern – man glaubt es kaum – Flip-Flops. Nate war begeistert, das merkte man sofort und zwar nicht nur daran, dass sich ein Grinsen auf seinem Gesicht breit machte, sondern auch daran, dass er sofort aufsprang, von einem Fuß auf den anderen wippte und ihr zuwinkte. Naja, wippen stimmte vielleicht nicht ganz. 'Vor-Freude-und-Aufregung-ganz-hibbelig-und-total-gaga-werden' traf es eher.

"Sieht sie nicht umwerfend aus?", fragte mich Nate und schaute zu Shay. Die blickte ein wenig verdutzt und bedeutete uns zu ihr zu kommen. Wahrscheinlich um die jetzigen Gepäcksklaven abzulösen.

"Tragt doch schon mal die Koffer aufs Boot. Ich gebe Roger noch schnell unseren Reiseplan und verabschiede mich von ihm, weil er ja morgen, wenn wir aufbrechen, nicht da ist", sagte mein sogenannter bester Kumpel und ließ mich erstaunt stehen.

Ich dachte, ich hörte nicht recht. Ich sollten ihren Kram an Bord tragen? Auf keinen Fall! Hallo, wessen Freundin war sie denn bitte? Und wieso zum Geier musste sie drei Koffer mitnehmen? Wir waren insgesamt doch nur zwölf Tage unterwegs. Das sollte sie schön selber machen, wenn sie schon ein halbes Einkaufszentrum mitschleppen musste. Aber irgendwie war Nate anderer Meinung, denn als er zehn Minuten später wieder da war, gab er Shay zuerst einen langen Kuss und nahm dann ohne zu murren gleich zwei der Koffer und hängte sich noch eine Tasche um.

Ich glaubte, das war der Beweis, dass er wirklich verliebt war. So liebevoll, fürsorglich und zuvorkommend hatte er noch kein anderes Mädchen behandelt. Nicht dass ihr jetzt denkt, dass Nate ein Arsch war, nein auf keinen Fall, er war bis jetzt zu allen Frauen mit denen ich ihn zusammen gesehen hatte nett, aber eben nie auf diesem Level.

Da nur noch ein kleines Köfferchen übrig war, überwand ich mich und hob es auf. Zeigen wir ein wenig guten Willen, das kann ja nie schaden. Ich war jedoch überrascht, wie schwer das kleine Ding war. Hatte sie da Ziegelsteine reingepackt?

Ich verdrängte dabei das Bild von meinen drei großen Stapeln, die ich auch erst reduzieren musste.

„Bin ich zu spät?"

Ich drehte mich auf dem Steg um und sah in Kathrines strahlendes Gesicht und mein Herz machte einen kleinen Hüpfer.

"Nein, nein. Passt!", antwortete ich ihr unbefangen und lächelte sie an. Ich hatte ein wenig Angst, dass es komisch sein könnte zwischen uns nach gestern Nacht und dass sich meine Schüchternheit vielleicht doch wieder bemerkbar machen würde, aber bis jetzt alles gut!

"Gut, dass du nicht auch einen halben Klamottenladen mit auf Reisen nimmst! Nochmal so viel Gepäck wie deine BF dabei hat und der Karren hätte Schräglage bekommen", versuchte ich gleich mal zu Anfang die Stimmung zwischen uns aufzulockern.

"Klar, wir sind doch bloß eine Woche auf See, plus die paar Tage hier in der Anlage. Und wie viel denkst du, sollte ich beim Shoppen gestern denn bitte gekauft haben? Heiße ich vielleicht Shay?!", wies sie mich gespielt eingeschnappt zurecht und ging an mir mit erhobener Nase vorbei zum Boot. Grinsend schaute ich ihr hinterher.

Dieses Mädchen wurde mir immer sympathischer. 

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Jetzt gehts langsam ans Segeln!:D

Macht es euch immer noch Spaß die Geschichte zu lesen und zu verfolgen was die vier so erleben?

Wir hoffen, dass das so ist!

Eure

HeyGuys77 & love_to_read2014

Shipwrecked -Segelfahrt ins (Un)GlückWo Geschichten leben. Entdecke jetzt