Kapitel 20

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Leynas Sicht-

Saids Wohnung sah genauso aus wie ich sie in Erinnerung hatte. Chaotisch und nur mit dem nötigsten ausgestattet. "Du kannst als erste ins Bad, ich gebe dir gleich eine Hose und ein Shirt zum schlafen." Ich nickte und setzte mich auf das Sofa. Einige Sekunden später warf er mir eine Jogginghose und ein Shirt zu. "Wo das Bad ist weißt du ja" sagte er und verschwanden in der Küche.

Ich nahm eine schnelle Dusche, ging zurück zu dem Sofa ins Wohnzimmer und wartete.

"Du kannst auf dem Bett schlafen. Ich bleibe die Nacht über hier" Said stand mit einem Kaffee in der Hand an der Tür gelehnt und beobachtete mich. "Mach dich nicht lächerlich, du weißt selbst wie groß dein Bett ist. Es passen wahrscheinlich mehr als 2 Personen rauf" Ich verschränkte protestierend die Arme vor der Brust und sah ihn herausfordernd an. "Es macht mir nichts aus hier zu schlafen Leyna, außerdem will ich es vermeiden dir nah zu sein. Auch wenn es sich nur um schlafen handelt." 

Dieser Satz war wie ein schlag, mitten ins Gesicht. Ich konnte meine plötzlich aufkommenden Tränen nicht erklären. Ich wusste nicht einmal warum mir seine Worte so nah gingen, auch wenn er sie ganz sicher nicht böse gemeint hatte. Ich blinzelte ein paar mal und drehte mich schnell weg. "Weinst du etwa?" fragte er überfordert und stellte seine Tasse leise auf dem Tisch ab.

"Nein" sagte ich leise "warum sollte ich." "Tut mir leid falls ich dich verletzt habe.." versuchte er mich zu trösten.  "Hast du nicht" sagte ich "wirklich." "Doch, doch das habe ich" erwiderte er und kam auf mich zugelaufen. Verneinend schüttelte ich den Kopf und schaute auf den Boden. "Leyna dreh dich um und schau mich an." Mit gesenktem Kopf drehte ich mich in seine Richtung. Daraufhin nahm er mein Kinn in die Hand und hob meinen Kopf, so das ich ihn ansehen musste

Er schüttelte leicht den Kopf, nahm mich in die Arme und ließ mich weinen...


Claires Sicht-

Als ich aufwachte hatte ich die schlimmsten Kopfschmerzen der Welt und wusste nicht wo ich war, bis ich Jake bemerkte der verdreht und schnarchend auf der Couch lag. Ich stand mühsam auf und schaute mich um. Alles war aufgeräumt und sauber. Außerdem konnte ich mich an fast alles vom gestrigen Abend erinnern. An alles bis auf die Stelle an der ich zu Jake gekommen war.

Ich wollte in die Küche und mir Wasser zu holen doch mir wurde nach einpaar Schritten schlecht und ich musste, mich am Geländer stützend, stehen bleiben. "Alles Okay?" fragte Noah der gerade die Treppe herunter gelaufen kam. Er hatte nur ein Handtuch um seine Hüften gebunden. Ein Handtuch das nicht besonders viel von seinem Körper bedeckte. Noch nicht ganz trocken von der Dusche, flossen ihm kleine Wassertropfen den Oberkörper herunter.. Ich blinzelte einpaar mal und er grinste breit.

"Nichts das ich nicht schon gesehen habe" sagte ich schnell und schnippisch. Ein kleiner Versuch die peinliche Situation zu überspielen. "Sieht so aus als würdest du Hilfe brauchen" sagte er und ignorierte diesen Versuch. "Nein geht schon, mir ist nur kurz schlecht geworden."

"Das nennt sich auch 'einen Kater haben', ich kann dir was zu trinken holen oder einen Eimer."

"Ohhh danke Professor, ohne dich wäre ich echt aufgeschmissen" etwas übertrieben verdrehte ich die Augen. Er zuckte mit den Schultern und lief an mir vorbei, zurück zu dem schlafenden Jake. "Wen du dann zugeben willst das du meine Hilfe brauchst sag mir Bescheid."
Ich funkelte ihn böse an und Sagte "Ich brauche keine Hilfe."

Und wie ich seine Hilfe brauchte.

Mir wurde alle paar Sekunden schlecht und dieses Wohnzimmer war echt verdammt groß.
Ich wünschte mir immer mehr das ich lieber die Toilette suche sollte anstatt zur Küche zu gehen.

Okay Claire, reiß dich zusammen!

Ich lief geradewegs, trotz Übelkeitsanfälle, auf die Küche zu und musste mich dort angekommen erstmal über dem Waschbecken übergeben. Ich wünschte mir in dem Moment nichts anderes sehnlicher als mein eigenes Bett.

Ich drehte den Wasserhahn auf, spülte meinen Mund aus und ließ ihn dann erstmal laufen. Solange suchte ich mir ein großes Glas das ich sofort mit Wasser füllte und gierig austrank. Total ausgelaugt öffnete ich dann einpaar Schränke, auf der suche nach etwas ganz bestimmen. Nutella! Triumphierend hielt ich meinen Fund in der Hand, holte einen Löffel und machte mich auf den Weg zurück zu Jake und Noah.

Der Rückweg fiel mir definitiv leichter. Sich zu übergeben und ein wenig Wasser waren also die Wundermittel.

Jake war bereits wach und jemand hatte den Fernseher angemacht. "Alles klar, kleine Claire?" fragte Jake  mich lächelnd als er mich entdeckte. "Ich bin nicht Klein" erwiderte ich bloß und setzte mich neben ihn auf das Sofa. "Doch, eigentlich schon" erwiderte Noah und ich öffnete das Nutellaglas.  "Wieso geht es dir eigentlich so gut Jake?" fragte ich mürrisch.

Bin ich die einzige der es hier etwa schlecht geht? 

"Was meinst du?"er schaute mich verwirrt an. "Na ja, du hast gestern so viel getrunken, sogar mehr als ich! Und trotzdem geht's dir heute so gut."

"Hmm, weiß nicht, Ich trinke wahrscheinlich öfter als gut für mich ist" antwortete er lachend "du etwa nicht?" Erneut traf ich auf die schwarze Mauer in meinem Kopf die mich daran hinderte herauszufinden was mein früheres Ich jetzt geantwortet hätte. Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte.. Ich war nicht vorbereitet auf eine Fragen dieser Art.

"Claire ist ein kleiner Engel" fiel Noah dazwischen "Sie trinkt eigentlich nie so viel, hab ich recht?" Der Blick den er mir zuwarf war so verständnisvoll das ich mich kurz fragte was er wusste und wieso er es wusste.

"Ja ich vertrage so viel einfach nicht" sagte ich und lächelte Jake, der nichts von dem Blickaustausch mitbekommen hatte, an. Er nickte und stand auf. "Ich gehe mir jetzt Essen bestellen, ich hoffe ihr seit einverstanden mit Sushi? Was anderes bekomme ich jetzt nicht runter.."

Ich nickte Jake zu und warf Noah einen Blick zu, doch er war plötzlich ganz fasziniert von dem Film der im Fernseher lief und beachtete mich nicht mehr.

Joshs Sicht-

Noah ging nicht an sein Handy und erst nachdem schon fast der halbe Tag vergangen war, tauchte er wieder mit Claire auf. Die ganze Nacht konnte ich nicht schlafen und habe mir Sorgen um sie gemacht. Ich verstand selbst nicht wieso mir das mit Claire so nah ging und wieso ich mir ständig sorgen um sie machen musste.. "Wo wart ihr denn die ganze Zeit?" fragte Ich Claire während sie glücklich ihre Schuhe auszog. "Bei Jake Zuhause" antwortete sie begeistert "Wir haben Sushi bestellt und einpaar Folgen Game of Thrones geguckt. Kennst du das?" Sie wartete meine Antwort gar nicht ab. "Das war so cool! weißt du, ich glaube ich mag Jake. Zuerst dachte ich er ist ein Arschloch aber jetzt hat sich meine Meinung geändert." Sie lief an mir vorbei und ging die Treppe hoch. "Ich gehe Duschen und gucke dann weiter!" rief sie mir zu, als sie meinen fragenden Blick bemerkte. 

Ich wusste nicht wieso, aber dieses Mädchen machte mich einfach fertig.

Lost in a Perfect NightmareWo Geschichten leben. Entdecke jetzt