Family minus one

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„ Ich will aber zu Papi", quengelt Jonas und zappelt wild auf meinem Arm herum. Ich halte ihn noch etwas fester und sage: „ Schatz, das geht jetzt nicht und das weißt du. Wir waren jetzt so lange auf dem Spielplatz. Jetzt müssen wir wieder nach Hause." Jonas trommelt mit beiden Fäusten auf meinen Rücken. Ich spüre die Blicke der andere Eltern auf uns und werde sofort unsicher. Ich bleibe stehen, gehe in die Hocke und setze Jonas auf den Boden. „ Wie kann ich dir helfen?", frage ich und halte seine Hände in meinen Händen. Jonas drückt seinen Kopf an meine Brust und weint. „ Will zu Papi. Zuhause ohne Papi doof", quengelt er vor sich hin. Obwohl es das nicht sollte, versetzt mir diese Aussage einen Stich. Er mag es zuhause nicht ohne Mark.
„ Komm, wir gehen heim und dann rufen wir den Papa an", sage ich bestimmt und nehme ihn wieder auf den Arm. Jetzt scheint er einigermaßen ruhig zu sein und zumindest nicht weiter auszuflippen. Langsam laufen wir also den kurzen Weg vom Spielplatz nach Hause.
Daheim angekommen zappelt sich Jonas sofort von meinem Arm runter und versucht mein Handy aus meiner Hosentasche zu nehmen. Ich halt seine Hand sanft fest und murmele: „ Nein, ich mache das. Warte bitte, bis wir beide keine Schuhe mehr anhaben." Ich ziehe ihm die Schuhe aus, schlüpfe aus meinen Schuhen und setze mich dann mit ihm auf das große Sofa. Jonas rüttelt an meinem Arm und ruft: „ Jetzt Papi anrufen! Papi!". Ich seufze leise und starte den Anruf. Jonas schaut gespannt auf den Bildschirm meines Handys. „ Hallo ihr zwei", meldet sich Mark nach wenigen Sekunden. „ Hallo Papi! Wann kommst du? Spielplatz toll, aber zuhause ohne dich doof", erzählt Jonas direkt. Mark antwortet: „ Es dauert noch etwas, bis ich wiederkomme. Zuhause mit Mama ist es doch schön." Ich seufze und murmele: „ Findet er gerade absolut nicht. Er vermisst dich sehr." Ich weiß, dass Mark ein schlechtes Gewissen dem Kleinen und mir gegenüber hat und irgendwie tut mir das leid, aber er hat es selbst so geplant. „ Mach es der Mama nicht so schwer, ok Jonas?", fragt Mark. Jonas klettert derweil auf meinen Schoß. „ Ich wollte noch spielen, aber wir mussten heim gehen", sagt Jonas und macht eine Schmolllippe. Ich streichle seinen Kopf und sage: „ Ich muss noch arbeiten nachher, Jonas. Davor würde ich mich gerne noch ausruhen." Jonas steht direkt wieder auf und hüpft auf dem Sofa herum. „ Ausruhen blöd!", ruft er. Mark lacht leise und entgegnet dann: „ Weißt du, es ist wichtig ausgeruht zu sein sein. Du machst jetzt einen schönen Mittagsschlaf mit der Mama zusammen und dann geht's dir bestimmt viel besser." „ Ich glaube auch, dass du einfach müde bist, mein Schatz. Wir legen uns jetzt beide ein bisschen hin und der Papa arbeitet weiter", füge ich hinzu. Jonas schüttelt den Kopf und ist schon wieder kurz vorm Weinen. „ Dann schlaft mal gut ihr beiden. Bis morgen", verabschiedet sich Mark und legt dann auf. Jonas lässt sich auf die Sofakissen fallen und fängt wieder an zu weinen. Sofort nehme ich ihn wieder auf den Arm. Ich gebe ihm einen Kuss auf die Stirn und trage ihn ins Schlafzimmer. Ich setze Jonas auf Marks Bett und murmele: „ Schau mal, du darfst in Papas Bett Mittagsschlaf machen. Dann bist du ganz dicht bei mir." Ich ziehe meine Jeans aus und lege mich auf meine Seite des Bettes während Jonas sich in Marks Decke einkuschelt. Jetzt wird er wirklich müde und ist nicht mehr so überdreht. „ Mama kuscheln", fragt er leise. Ich nicke und Jonas rutscht ganz dich zu mir. Vorsichtig spielt er mit der Perlenkette um meinen Hals und dabei werden seine Augen immer kleiner. Ich lege mich auf die Seite und schließe die Augen. Der ganze Stress lässt mich schlecht zur Ruhe kommen, während Jonas schon längst schläft. Ich bin mit den Gedanken schon wieder bei der Arbeit, bei Mark, bei den anderen Eltern auf dem Spielplatz...

Lena One ShotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt