Lena & Mark

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Es war noch ziemlich früh am Morgen als Mark davon wach wurde, dass Lena sich neben ihm im Bett bewegte. „ Schatz? Bist du wach?", fragte er leise. Von ihr kam nur ein genervtes Brummen. Mark setze sich auf. Es hatte ihm in den letzten Monaten schon leid getan, dass Lena kaum noch richtig schlafen konnte. Der große Babybauch wurde ziemlich unpraktisch mittlerweile und auch das Atmen fiel ihr zunehmend schwer. Ganz vorsichtig streichelte Mark ihren Rücken. Er konnte hören wie schwer sie atmete und fühlte wie verspannt ihr ganzer Körper war. „ Schatz? Kann ich dir irgendwie helfen?", fragte er leise. Lena antwortete wieder nicht und trat wütend die Bettdecke weg. Mark seufzte und lief um das Bett herum. Er kniete sich neben ihren Kopf und Lena flüsterte:„ Es tut so weh. Ich hab so Schmerzen." Sie verzog das Gesicht und Mark legte besorgt eine Hand auf ihre Stirn. „ Wo tut es weh? Soll ich dir helfen? Dann kannst du dich aufsetzen", sagte Mark etwas hilflos. Lena krallte sich in die Bettdecke. Dann stöhnte sie:„ Es drückt so nach unten." Mark warf einen kurzen Blick auf den Stuhl neben dem Kleiderschrank, auf dem seit fast 4 Wochen die gepackte Tasche für das Krankenhaus stand. Er wusste, dass es jeden Tag soweit sein konnte. In dem Online-Geburtsvorbereitungskurs hatte er genau erklärt bekommen, woran man beginnende Wehen erkennen konnte. Er ließ vorsichtig seine Hand unter die Bettdecke gleiten und tastete Lenas Bauch ab. Dieser war steinhart und Lena schwitze ziemlich. Mark war sofort alarmiert und sagte:„ Ich glaube es geht los. Denkst du das sind Wehen? Der Bauch ist ganz hart und du verkrampfst immer mehr." Lena seufzte und murmelte:„ Kann sein. Es tut echt weh. Ich würde gerne aufstehen. Ich kann nicht liegen gerade." Langsam hob sie den Kopf und Mark stützte sie, so dass sie sich langsam aufsetzen und schließen aufstehen konnte. Mark hielt sie sicherheitshalber fest. Lena atmete tief ein und aus und wieder rollte dieser Schmerz heran. „ Das sind Wehen. Mark ruf im Krankenhaus an. Frag, ob du mit in den Kreißsaal darfst, w-wenn nicht bekomme ich das Baby hier", sagte Lena leise. „ Lena, wir fahren ins Krankenhaus. Bitte. Das ist gefährlich. Du weißt doch, was ich davon halte", flüsterte Mark und küsste sie sanft. Lena krallte sich an ihm fest. „ Ich bekomme das Kind nicht ohne dich! Das geht nicht!", schrie sie schon fast. Mark seufzte leise. Das Thema hatte die letzten Monate bestimmt und immer wieder für Streit gesorgt. Einerseits wollte er Lenas Wunsch nicht ignorieren, andererseits hatte er Angst, dass Lena oder dem Baby etwas passieren könnte. Mark griff seufzend nach seinem Handy und rief im Krankenhaus an. Erleichtert legte er kurz darauf wieder auf. „ Wir können kommen. Ich darf bei dir sein. Ich helfe dir beim Anziehen", sagte Mark sanft. Lena schüttelte nur den Kopf und ließ sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf den Boden sinken. Mark packte sie sofort am Arm. „ Aufstehen! Komm, hoch mit dir jetzt", sagte er bestimmt. Lena stöhnte und hielt sich den Bauch. Sie sagte:„ Weitere Baby kannst du dir abschminken, das tut verdammt weh! Aua! Ich kann das nicht!". Mark hob sie mühevoll aufs Bett und zog ihr die Jogginghose aus. Schnell zog er ihr eine Leggings an und wechselte dann auch das Oberteil. Er selbst hatte sich bereits während des Telefonats etwas halbwegs ordentliches angezogen. Lena quengelte die ganze Zeit vor sich und versuchte die Wehen zu veratmen. Mark zog sie vorsichtig hoch und flüsterte:„ Ab ins Auto. Unser Baby kommt. Du packst das." Er hängte sich die Tasche über und stütze Lena, die ihm widerwillig nach draußen zum Auto folgte. Vorsichtig half Mark ihr beim Einsteigen, stellte die Tasche auf die Rückbank und stieg selbst auch ein. Lena verkrampfte während der Autofahrt immer mehr und schrie mehrmals kurz auf. Mark beeilte sich so gut es der Verkehr zuließ und parkte unmittelbar vor dem Krankenhaus. Zügig nahm er die Tasche von der Rückbank und half Lena beim Aussteigen. „ Es tut so weh! Ich will nicht mehr!", meckerte Lena. Mark wusste, dass er nun etwas strenger sein musste, damit Lena motiviert blieb. Er zog sie fast hinter sich her und sagte:„ Ich weiß, dass das weh tut, aber dir wird gleich geholfen und unser Baby möchte halt raus."
Im Krankenhaus angekommen wurden die beiden direkt in den Kreißsaal geschickt. Dort wartete bereits Lenas Hebamme Silke. „ Hallo ihr zwei. Jetzt geht es also los. Ich habe schon alles vorbereitet. Es gibt genügend Stühle und in der Wanne ist schon schön warmes Wasser", begrüßte sie Lena und Mark und begleitete sie in das Zimmer. Sie half Lena das Krankenhaushemd anzuziehen und fragte:„ Möchtest du jetzt erstmal ins Bett oder vielleicht gleich in die Wanne? Wie du magst." Lena wankte zum Bett und dreht sich sofort auf die Seite. Mark hielt sanft ihre Hand. Silke holte das CTG und legte es vorsichtig um Lenas Bauch. „ Die Wehen sind schon ganz toll regelmäßig. Sehr gut. Gleich gucken wir mal wie der Muttermund aussieht und dann darfst du ruhig noch etwas schlafen", sagte Silke und versuchte ganz ruhig zu bleiben. Lena drehte sich auf den Rücken und drückte ganz fest Marks Hand. Er murmelte:„ Alles wird gut. Silke ist jetzt da. Ganz ruhig atmen." Silke tastete nochmals Lenas Bauch ab und winkelte ihre Beine an. „ Sehr gut. Lass die Beine so stehen. Ich schaue mir jetzt den Muttermund an. Das wird ein bisschen unangenehm. Drück einfach schön fest nach unten", sagte Silke und untersuchte Lena vorsichtig. Lena stöhnte vor Schmerz und fragte:„ Wie weit bin ich denn schon geöffnet?". Silke antwortete:„ So ca. vier Zentimeter. Es fehlt also noch über die Hälfte. Du darfst ruhig schlafen." Lena drehte den Kopf weg und schluchzte leise. Mark küsste sie sanft und sagte:„ Nicht weinen Maus. Nicht weinen. Du schaffst das. Versuch zu schlafen." Lena schluchzte:„ Wie denn, wenn es mich gerade zerreißt?". Silke sagte:„ Ganz ruhig. Ich massiere dir gleich ein bisschen den Bauch, dann solltest du schlafen können. Du musst deine Kräfte sparen. Später brauchst du sie. Leg dich ruhig wieder auf die Seite. Genau. Gut so." Vorsichtig streichelte sie Lenas Bauch und tatsächlich döste Lena kurze Zeit später ein. Mark seufzte erleichtert und flüsterte:„ Sie hat echt heftige Schmerzen oder?". Silke nickte und sagte:„ Ihr Beckenboden ist sehr sehr fest und der Geburtskanal ganz schön eng. Das weitet sich jetzt alles und das tut natürlich weh." Mark nickte und strich Lena vorsichtig die Haare aus dem Gesicht. Silke verließ leise den Raum und Mark saß einfach da und streichelte Lena.
Etwa zwei Stunden vergingen bis sie wieder wach wurde. „ Mark? Es drückt so. Ich will endlich pressen", murmelte Lena. Mark nickte und küsste sie sanft. In diesem Moment kam auch Silke wieder herein. „ So jetzt kommen die Wehen sehr regelmäßig und wir sollten uns langsam vorbereiten. Lena, du darfst dich langsam aufsetzen und dann nochmal zur Toilette gehen. Mark kann dir helfen", erklärte sie. Lena setze sich mit Marks Hilfe langsam auf. Ganz vorsichtig stand sie auf und lief in Richtung des kleinen Badezimmers. Auf dem Weg lief plötzlich das Wasser an ihren Beinen hinunter. „ Ah ja, das war die Fruchtblase. Sehr gut. Geh ruhig zur Toilette, ich mache das sauber", sagte Silke ruhig und nahm ein Handtuch, um den Boden zu wischen. Lena schaffte es mit Marks Hilfe gut zur Toilette und danach zurück zum Bett.
„ Ich glaube ich mag jetzt in die Wanne", sagte Lena leise. Silke nickte und half ihr beim Einsteigen. „ Gut so? Warm genug das Wasser? Mach es dir schön bequem. Ganz entspannt. Ich fühle jetzt nochmal, wie weit du bist", murmelte sie und tastete vorsichtig nach Lenas Muttermund. Mark sah gespannt zu und fragte:„ Und? Wie weit ist sie?". Silke antwortete:„ Wir haben ungefähr acht Zentimeter, das heißt langsam darfst du jetzt pressen, Lena. Wenn es nicht geht, atme nochmal ganz tief durch und warte noch etwas. Immer schön nach unten drücken, wenn eine Wehe kommt." Lena nickte direkt bei der nächsten Wehe schrie sie auf und versuchte zu drücken. Mark murmelte:„ Du machst es toll Schatz. Ganz toll. Wirklich super. Schön pressen." Lena biss die Zähne zusammen und machte tapfer weiter. Silke beobachtete sie genau. „ Sehr gut machst du das. Schieb das Baby schön nach unten. Drück es raus. Gut so", sagte Silke. Lena knurrte leise vor Anstrengung und murmelte:„ Es geht nicht vorwärts und es drückt so unglaublich." Silke nickte und streichelte vorsichtig Lenas Bauch.
Mark fragte:„ Sieht man schon was?". Silke schob Lenas Bein sanft zur Seite und sagte:„ Ich sehe das Köpfchen schon durchschimmern. Lena, du musst jetzt nochmal alles geben. Richtig pressen!". Lena nickte und dann kam auch schon die nächste Wehe. Lena schrie auf und presste dann so fest sie konnte. Mark hielt ihre Hand und sagte:„ Toll machst du das, weiter. Immer weiter! Gleich ist es da." Lena hechelte vor Anstrengung und kniff die Augen zusammen. Bei der nächsten Wehe presste sie nochmal und Silke sagte:„ Jetzt noch ein Mal und der Kopf ist da." Lena lehnte sich zurück und drückte ihren Rücken fest gegen die Wand der Badewanne, um leichter pressen zu können. Die nächste Wehe nutzte sie direkt und drückte noch stärker als zuvor. Silke klatschte begeistert in die Hände. „ Der Kopf ist da! Super! Komm, jetzt eine Wehe!", sagte sie und legte eine Hand zwischen Lenas Beine, um das Baby aufzufangen.
Lena krallte sich in Marks Arm und schrie wie am Spieß während sie mit letzter Anstrengung das Baby komplett herauspresste. Silke hob es sofort aus dem Wasser. „ Mein Baby! O-oh mein Gott!", schluchzte Lena und versuchte langsam wieder zu Kräften zu kommen. Auch Mark verdrückte einige Tränchen. Silke durchtrennte die Nabelschnur und legte das Kleine auf Lenas Brust. „ Ein gesundes Mädchen. Sehr gut. Gleich wird sie noch gemessen und gewogen. Lena du darfst noch ein Mal leicht pressen. Ja, sehr schön. Die Nachgeburt ist auch vollständig. Ihr dürft euch gleich auf dem Bett ausruhen", sagte Silke. Lena murmelte:„ Vielen Dank. Das ist so wunderschön. Da vergisst man all die Schmerzen. Es brennt nur ein bisschen." Silke sagte:„ Ja, du hast zwei kleine Risse, die werden gleich genäht. Aber ansonsten war das eine sehr schöne leichte Geburt."
Mark konnte nicht mehr tun als Lena und sein Baby anzulächeln. Endlich waren sie zu dritt.

Lena One ShotsWhere stories live. Discover now