Sorgen

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„ Schatz? Alles ok?", fragt Mark zum wiederholten Mal. Ich liege mit dem Handy in der Hand einfach da und versuche die Tränen krampfhaft zurückzuhalten. Ich schlucke schwer und flüstere: „ Ich will nach Hause." Mark seufzt. Es macht uns beide total fertig, dass wir nur telefonieren können. „ Du schaffst das ok? Noch eine Woche und dann wirst du nochmal untersucht. Vielleicht ist dann schon eine Schicht gewachsen", sagt Mark leise. Ich weiß, dass er das sagt, um mich zu beruhigen, aber aktuell beruhigt mich das einfach nicht. Bei jeder Bewegung zieht es in meinen Rücken und der Schmerz ist kaum zu ertragen.
„ E-es tut aber so weh", schluchze ich leise. Ich versuche nicht wieder komplett in dieses Loch zu fallen, aber es fällt mir wahnsinnig schwer. Mark scheint nachzudenken und sagt dann: „ Soll ich kommen? Ich lasse alles stehen und liegen und komme zu dir." Ich schüttele den Kopf und murmele: „ Jonas soll mich so nicht sehen. Er braucht dich. Ich schaffe das irgendwie. Ich bin ja gut versorgt hier. Zwischendurch kann ich halt immer mal wieder nur weinen, aber ansonsten geht es eigentlich noch." Auch, wenn wir uns nicht sehen können, weiß ich, wie es Mark innerlich zerreißt, dass er nicht bei mir sein kann und wie sehr wir beide darunter leiden.

„ Du kannst immer anrufen, ok? Auch nachts", sagt Mark. Ich seufze und gleichzeitig macht sich ein schlechtes Gewissen in mir breit. Die letzten Nächte lag ich fast komplett wach, habe viel geweint und einfach auf dem Balkon gestanden und in den Nachthimmel geschaut. Ja, ich hätte Mark anrufen können, aber ich wollte ihm nicht den Schlaf rauben. „ Ja ich...ich melde mich schon, wenn ich dich brauche", sage ich leise und schlucke meine Tränen herunter. Draußen scheint die Sonne und ich würde am liebsten raus gehen. Ich liebe die Anlage hier und vor allem den Wellness Bereich. Niemals hätte ich gedacht, dass ich hier mal auf meinem Zimmer eingesperrt bin. Ich murmele: „ Ich würde so gerne ein bisschen an den Pool gehen oder überhaupt raus. Es ist so ruhig hier, vor allem morgens. Man kann die Vögel zwitschern hören und alle genießen die tolle Umgebung. Nur ich nicht." Mark seufzt und ich weiß genau, dass er jetzt überlegt, wie er mich aufheitern könnte.

„ Soll ich dir Jonas mal geben? Er ist wach", fragt Mark. „ Dann muss ich bestimmt nur wieder weinen. Ich glaube das geht gerade nicht", flüstere ich. Meine Stimme zittert leicht. Ganz langsam versuche ich mich aufzusetzen. „ Auu!", entfährt es mir als der Schmerz wieder aufflammt. Mark ist sofort alarmiert und fragt: „ Was machst du denn?". Ich beiße fest die Zähne zusammen und kralle mich in meine Oberschenkel bis ich endlich sitze. „ M-mich hinsetzen", stottere ich und versuche ruhig zu atmen. Mein Rücken tut wieder extrem weh und sofort pulsiert es um mein Kreuz herum wieder. „ Du sollst doch nicht sitzen", sagt Mark direkt. Ich seufze und schlucke schwer. „ Ich will doch nur aufstehen. Mal kurz raus auf den Balkon. Das geht bestimmt", antworte ich und stehe langsam auf. Diesmal kann ich meinen Schmerzlaute zurückhalten. Ich will nicht, dass Mark sich Sorgen macht. „ Sei vorsichtig bitte", sagt Mark und ich höre, wie seine Stimme jetzt auch zittert. Ich atme tief durch und laufe langsam zum Balkon. Etwas steif bin ich, aber wenigstens tut das Laufen nicht so unglaublich weh. Ich öffne die Balkontür und genieße die frische Luft. „ Das tut so gut", sage ich leise und schon wieder kommen mir die Tränen. Ich schluchze leise. Mark seufzt und sagt: „ Hey Schatz,...das wird wieder, ok? Du wirst wieder ganz gesund. Ist es schön draußen?". Ich antworte immer noch unter Tränen: „ Ja. Es tut gut hier draußen zu sein." Trotzdem spüre ich wie meine Beine schon wieder schwächer werden und das Ziehen im Rücken langsam kommt. Ich gehe also wieder rein und bleibe unschlüssig neben dem Bett stehen. „ Das Hinlegen tut so extrem weh. Die Schmerzen sind echt absurd", sage ich und setze mich vorsichtig auf das Bett. „ Aua! Verdammt!", rufe ich als der Schmerz mich wieder übermannt. „ Schatz bitt sei vorsichtig. Du weißt wie gefährlich das ist", erklärt Mark besorgt.

Ich weiß wie groß seine Angst um mich ist. Er konnte es noch nie leiden, wenn ich Schmerzen hatte und jetzt ist das Ausmaß so groß wie noch nie. „ Hast du denn....kannst du gut laufen? Deine Beine sind ok?", fragt Mark. Ich bekomme sofort wieder Stress. Er hat panische Angst davor, dass ich schlimmstenfalls im Rollstuhl landen könnte, wenn die Nerven doch noch beschädigt oder eingeklemmt werden. „ Meinen Beinen geht es gut. Das Laufen tat gut nur hinsetzen und aufstehen tut sehr sehr weh", sage ich leise und gebe alles, um den Tränen stand zu halten.

Lena One ShotsWhere stories live. Discover now