#17: Unerwartete Prügelei??

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"Wollen wir vielleicht trainieren?", fragte Sugawara in die Stille. Er war froh, nun doch nicht wie zuvor erwartet allein zu sein. Stattdessen hatte er einen neuen Freund gefunden, mit dem er sich ziemlich gut verstand. Akaashi liebte sein Team genauso sehr wie Sugawara Karasuno. Mit ihm wollte er noch etwas mehr Zeit verbringen. Zumindest so lange, bis seine Freunde wieder kamen. Akaashi stimmte ihm mit einem Nicken und einem Lächeln auf den Lippen zu.
Sugawara war sich noch nicht sicher, wie er mit Daichi umgehen würde, wenn er wieder da war. Er hatte ihn schon wieder angeschrien und diesmal war Daichi nicht geblieben. Er war freiwillig gegangen. Sollte er ihn überhaupt ansprechen? Oder ihm vielleicht besser aus dem Weg gehen?

Sugawaras Atem verließ seinen Mund mit einem Seufzer. Er hatte das Gefühl, gar nichts mehr zu wissen. Alles verwirrte ihn nur noch und in seinem Kopf schwirrten die Gedanken wild umher, völlig durcheinander.
Er hatte keine Ahnung, was er tun sollte. Jetzt allerdings würde er sich erstmal auf seinen neuen Freund konzentrieren. Den Kopf zerbrechen konnte er sich später immer noch.

Akaashi und Sugawara übten zusammen ihr Zuspiel und halfen sich gegenseitig, doch hauptsächlich redeten sie einfach. Ihre Hauptthemen waren dabei die Kapitäne der beiden Teams.
"Und wie ist euer Kapitän so? Ich hab jetzt die ganze Zeit nur was über Bokuto erzählt", sagte Akaashi und sah zu Sugawara hinüber während er den Ball auffing. Eigentlich war Daichi gerade kein besonders angenehmes Thema für ihn. Immer, wenn er gerade dachte, dass es gut zwischen ihnen lief, passierte etwas, das sie wieder auseinanderbrachte. Er wusste, dass es seine eigene Schuld war, doch trotzdem stimmte es ihn traurig.

"Naja, er macht seine Sache ziemlich gut. Er passt gut auf alle auf, kann aber auch streng werden."
"Ahh", machte Akaashi und führte sein Training gleich wieder fort. Sugawaras Antwort war wohl nicht sonderlich spannend gewesen.
Akaashi war Sugawara echt sympathisch, aber dieser ständige Wechsel zwischen angeregter Unterhaltung und unangenehmer Stille machte ihn irre. Er versuchte, aus den hintersten Ecken seines Hirns irgendein Thema zu graben, über das sie sprechen konnten, doch er fand nichts außer persönliche Traumata und seinen permanenten Konflikt mit sich selbst und seinem ganzen Team. Darüber wollte Akaashi sicher nicht reden. Oder?

"Und kommt ihr gut miteinander klar?"
Sugawara sah ihn an und die Überraschung stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Als hätte Akaashi seine Gedanken gelesen sprach er ihn genau auf das Thema an, an das er gedacht hatte. Sollte er ehrlich antworten? Was war denn überhaupt die Wahrheit? Natürlich war Daichi ihm wichtig. Sie hatten sich immer prächtig verstanden. Nur in letzter Zeit gab es Probleme zwischen ihnen. Trotzdem hatte Sugawara vorhin bereits geschworen, keinem von seinem Problem zu erzählen, weil das eben einfach unfair gegenüber den anderen wäre. Sie wussten ja auch nichts davon - und dabei waren sie ja diejenigen, mit dem Sugawara scheinbar ein Problem hatte, also sollten sie es wenn überhaupt zuerst wissen.

"Ziemlich gut. Er ist sowas wie mein bester Freund, könnte man sagen."
Gelogen war das nicht. Von Sugawaras Seite stimmte das jedenfalls. Daichi konnte ja nichts für seinen dämlichen Eifersuchtswahn. Er musste sich dafür später wirklich bei ihm entschuldigen. Er wusste nur nicht, wie. Für ihn gehörte zu einer Entschuldigung immer eine Begründung für das schlechte Verhalten, aber die konnte er ihm nicht geben. Er wollte ja immerhin nichts schlimmer machen als es sowieso schon war.

Akaashi nahm Sugawaras Antwort kommentarlos hin und der Rest ihres Trainings verlief dann auch recht ruhig. Am Ende tauschten sie noch ihre Handynummern aus.
In der Umkleide zog Sugawara nun endlich - nachdem er das nach dem Spiel vorhin schon nicht geschafft hatte - endlich wieder seine normalen Klamotten an und atmete durch. Er hatte so einige Stunden überstanden, ohne noch einmal zusammenzubrechen. Mittlerweile hoffte er, dass wenigstens irgendwer von seinen Freunden wieder da war. Er wollte nicht mehr allein sein.

Sugawara packte all seinen Kram sorgfältig in seine Sporttasche zurück und machte sich auf den Weg zum Zimmer, das er sich mit dem ganzen Team teilte. Mittlerweile waren die Putzfrauen auch wieder weg und der Boden glänzte so sehr, dass er sich schlecht dabei fühlte, darauf überhaupt einen Fuß zu setzen, geschweige denn zu laufen - doch er hatte keine Wahl. Er wollte ja immerhin nicht die ganze Nacht draußen schlafen.
Kurz vor der Tür blieb er stehen und lauschte kurz, ob er Stimmen von drinnen vernehmen konnte, doch er hörte nicht besonders viel. Die Türen hier waren irgendwie ziemlich dick, also würde er wahrscheinlich nichts hören, selbst, wenn jemand innen etwas lauter redete. Also öffnete er einfach die Tür.

Zu seiner Überraschung war nicht nur einer im Zimmer, sondern vermutlich die ganze Truppe. Sie redeten laut und durcheinander. War etwas vorgefallen?
Um sie nicht bei ihrer scheinbar sehr wichtigen Unterhaltung zu stören, betrat Sugawara nur zögerlich, leise und langsam den Raum und schloss die Tür beinahe lautlos hinter sich, während er bereits versuchte, aus dem Gespräch irgendwelche Schlüsselwörter zu entnehmen, die ihm dabei helfen könnten, zu verstehen, worum es hier eigentlich ging. Er hatte nämlich so das Gefühl, dass man ihm jetzt ohnehin nichts aufklären würde.
Sugawara schlich zu seiner Matte, stellte schnell seine Sachen ab und setzte sich. Es war ihm unangenehm, so hereinzuplatzen, aber so, wie er das interpretierte, hatte sowieso keiner mitbekommen, dass er gekommen war, weswegen er sich relativ schnell entspannen und zurücklehnen konnte.

Lange hielt die Entspannung allerdings nicht an. Nach etwa einer Minute bemerkte er endlich, worum es hier ging: Kageyama. Er hatte sich irgendwie verletzt. Noch hatte er nicht heraushören können, wodurch, aber es sah ziemlich blutig aus. Das Blut floss nur so von seiner Nase hinunter auf sein Oberteil, seine Arme schienen wohl auch irgendwie etwas abbekommen zu haben. Kageyama sah generell nicht sehr gut aus. Er war blasser als sonst.
Sugawara konnte nicht anders, als aufzustehen und sich zu der kleinen Traube, die seine Freunde um Kageyama herum gebildet hatten, zu gesellen und die offensichtliche Frage zu stellen: "Was ist passiert?"

Zunächst antwortete ihm keiner. Das hatte er schon erwartet. Sie hatten ihn die letzten Tage weniger beachtet, aber jetzt lag es daran, dass sie alle aufgebracht waren. Trotz seiner Neugier, die sich langsam immer mehr in Sorge verwandelte, fragte er nicht noch einmal nach und wartete einfach darauf, dass irgendwer etwas sagte, das diese Situation erklärte.
Wider Erwarten drehte sich der um, mit dem Sugawara vor Kurzem noch eine Auseinandersetzung gehabt hatte und erklärte sich dazu bereit, ihm die Situation so ruhig wie möglich zu erläutern.
"Wir wissen nicht so genau, was passiert ist. Kageyama war kurzzeitig allein und wir haben ihn so gefunden", erklärte Daichi. Er war auch mit Abstand der ruhigste von allen. Die meisten schrien nur irgendetwas durch den Raum.
"Ihr habt ihn so gefunden?", wiederholte Sugawara. Er hatte eigentlich gedacht, sie wären die ganze Zeit zusammen unterwegs gewesen, oder zumindest in Zweiergruppen. Hinata klebte doch außerdem sonst wie eine Klette an Kageyama. Konnte er nicht vielleicht irgendwas genaueres wissen?

Sugawara rutschte näher an die beiden heran. "Kageyama, hast du dich geprügelt?"
Das war nur ein Versuch gewesen - er hatte geraten. Aber anders konnte er sich die blutige Nase nicht erklären.
Kageyama antwortete nicht wirklich, doch wenn Sugawara bei dem Umgang mit einem Teenager zuhause eines gelernt hatte, dann, dass keine Antwort auch eine war. Jetzt war nur die Frage, wer ihn einfach so verprügeln würde - oder war es eher eine beidseitige Auseinandersetzung gewesen?
Egal, was es war, Kageyama wollte offensichtlich nicht reden. Vielleicht war er auch noch anderswo verletzt und wollte es nur nicht zeigen.
Seine Gesundheit war jetzt erstmal wichtiger; ihn ausfragen konnten sie später immer noch. Dann würde er vielleicht auch etwas sagen.

"Okay, warte hier. Ich hab ein paar Pflaster in meiner Tasche."

The moon jealous of the Stars [Haikyuu FF]Where stories live. Discover now