Kapitel 2

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"𝐹𝑢̈𝑟 𝑧𝑤𝑒𝑖 𝑀𝑖𝑛𝑢𝑡𝑒𝑛 𝑤𝑎𝑟𝑠𝑡 𝑑𝑢 𝑜𝑓𝑓𝑖𝑧𝑖𝑒𝑙𝑙 𝑡𝑜𝑡. 𝑆𝑒𝑖𝑡𝑑𝑒𝑚 𝑘𝑎𝑛𝑛𝑠𝑡 𝑑𝑢 𝑆𝑐ℎ𝑢𝑡𝑧𝑒𝑛𝑔𝑒𝑙 𝑠𝑒ℎ𝑒𝑛 𝑢𝑛𝑑 𝑛𝑖𝑐ℎ𝑡 𝑒𝑖𝑛𝑒 𝑀𝑖𝑛𝑢𝑡𝑒 𝑖𝑛 𝑑𝑒𝑖𝑛𝑒𝑚 𝐴𝑙𝑙𝑡𝑎𝑔 𝑣𝑒𝑟𝑔𝑒ℎ𝑡, 𝑖𝑛 𝑑𝑒𝑚 𝑑𝑢 𝑛𝑖𝑐ℎ𝑡 𝑒𝑖𝑛𝑒𝑛 𝑔𝑒𝑛𝑒𝑟𝑣𝑡𝑒𝑛 𝐸𝑛𝑔𝑒𝑙 𝑠𝑖𝑒ℎ𝑠𝑡, 𝑑𝑒𝑟 𝑠𝑒𝑖𝑛𝑒 𝐴𝑟𝑏𝑒𝑖𝑡 𝑚𝑎𝑐ℎ𝑡."

***

Verzweifelt stolpere ich durch den schimmernden Tunnel. meine Schritte widerhallen laut in der Stille. Die Wände scheinen sich um mich herum zu verengen und die Luft wird dünner, je weiter ich voranschreite. Doch trotz meiner Panik und der drohenden Einsamkeit weigere ich mich, aufzugeben. Ich werde einen Weg finden, zurückzukehren, koste es, was es wolle.

"Ich habe es versprochen!", denke ich mir und setzte einen Fuß vor den anderen.

Plötzlich taucht vor mir eine Wand auf, die den Tunnel versperrt. Verzweifelt hämmere ich dagegen, doch sie gibt keinen Millimeter nach. Tränen der Frustration und Angst steigen mir in die Augen, während ich nach einem Ausweg suche. Doch dann, als ich am Rande der Verzweiflung stehe, geschieht etwas Unerwartetes.

Die Wand beginnt zu schwingen und zu vibrieren, als ob sie einem unsichtbaren Rhythmus folgen würde. Ich halte inne, mein Herz klopft so laut in meiner Brust, dass ich fürchte, es würde zerspringen. Dann, mit einem lauten Knall, zerbricht die Wand in Tausende glitzernder Partikel und lässt einen Strudel aus blendendem Licht hinter sich.

Ohne zu zögern stürze ich hindurch, meine Augen geschlossen vor dem grellen Glanz. Ein Gefühl der Schwerelosigkeit umgibt mich, als ob ich durch die unendlichen Weiten des Kosmos schwebe. Doch plötzlich durchdringt mich ein intensives Gefühl der Kälte und der Finsternis, und ich spüre, wie ich unaufhaltsam nach unten stürze.

Mein Körper prallt gegen etwas Hartes, und ein stechender Schmerz durchfährt mich abermals. Es war wie vorhin, als ich in das eiskalte Wasser gesprungen war. 

Als ich meine Augen öffne, finde ich mich in einer düsteren, unwirklichen Landschaft wieder. Um mich herum erstrecken sich endlose Reihen von verlorenen Seelen, ihre Augen leer und ihre Gestalten von Qualen gezeichnet.

Doch inmitten dieses Schreckens steht er - Gabriel, der Erzengel, seine Erscheinung strahlend vor Arroganz und Überheblichkeit. Er sieht mich mit einem spöttischen Grinsen an, als ob er meine Verwirrung und Furcht genießen würde.

"Nun, nun, nun, was haben wir denn hier?", spottet er, seine Stimme ein scharfes Echo in der Leere. "Eine verlorene Seele, die den Weg ins Jenseits gefunden hat, aber nicht den Mut hat, die Konsequenzen zu tragen."

Meine Knie zittern vor Angst, aber ich zwinge mich, aufrecht zu stehen und ihm standhaft ins Gesicht zu blicken. Mein Blick geht zu ihm hinauf. "Ich werde nicht aufgeben", erkläre ich mit fester Stimme, obwohl mein Inneres vor Panik schreit. Mein Herz schlägt immer noch fest gegen meine Brust. "Ich werde einen Weg finden, zurückzukehren, koste es, was es wolle."

Gabriel lacht höhnisch und schüttelt den Kopf. "Wie naiv du bist, Mensch. Du kannst nicht einfach so zwischen Himmel und Hölle hin- und herwandeln, wie es dir beliebt. Es gibt Regeln, Gesetze, die selbst für dich bindend sind."

Ich schlucke schwer und kämpfe gegen die Tränen an. Doch dann erhebe ich meinen Blick nochmals, trete einen Schritt auf ihn zu und sage: "Ich mag keine Engel sein, aber ich werde mich nicht davon abhalten lassen, für das zu kämpfen, was mir wichtig ist. Ich werde meine Eltern nicht im Stich lassen. Nicht jetzt, nicht hier, nicht in dieser verdammten Hölle."

Gabriel sieht mich eine Weile schweigend an, sein Ausdruck undurchschaubar. Dann, überraschend, bricht ein Hauch von Anerkennung in seinem Blick durch. "Sehr gut", murmelt er, und für einen Moment scheint seine überhebliche Fassade zu bröckeln. "Vielleicht bist du doch nicht so nutzlos, wie ich dachte."

Bevor ich antworten kann, beginnt der Boden unter meinen Füßen zu zittern, und ein gleißendes Licht bricht über uns herein. Ich schließe meine Augen vor der blendenden Helligkeit und spüre, wie mich eine unsichtbare Kraft emporhebt. Als ich wieder zu mir komme, finde ich mich liegend an der Klippe wieder, der kalte Wind peitscht mir ins Gesicht.

Mein Herz klopft wild vor Erleichterung, als ich meine Umgebung erkenne. Doch als ich zu Gabriel blicke, sehe ich, dass er noch immer dort steht, ein geheimnisvolles Lächeln auf den Lippen.

"Wir werden uns wiedersehen, Salome", sagt er mit einer Stimme, die kaum mehr als ein Flüstern ist. Dann verschwindet er in einem Strahl aus Licht, und ich bleibe zurück, mit dem Wissen, dass meine Reise noch lange nicht vorbei ist. Aber dieses Mal bin ich bereit, allem zu trotzen, was das Schicksal mir entgegenwirft.

Ein Gefühl des Verlustes macht sich in mir breit,  als der Junge mit den wunderschönen, weißen Engelsflügeln verschwand. Ich schüttle kurz meinen Kopf, blicke wie eine Verrückte über das Gelände und merke, das ich auf der Klippe allein war.

Don't break my HeartWhere stories live. Discover now