Kapitel 17 - Furchen - Part 4

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Man konnte an seinem Gesichtsausdruck die unglaubliche Angst, die er um Leya hatte, genau ablesen.

Leander hob seinen Kopf wieder, als er das Geschriebene zu Ende gelesen hatte. Sein Gesichtsausdruck wirkte normal, aber seine Augen zeigten Furcht.

„Wir müssen sie suchen! Ich würde sagen, wir teilen uns auf. Du kümmerst dich um jeden Ort, der von hier aus zu Fuß zu erreichen ist und ich nehme das Auto. Dann fahre ich die Straßen ab. Vielleicht... vielleicht will sie ja doch nur in ein anderes Land und weg von hier oder..."

„Sei still. Wir wissen beide, was das bedeutet, was da steht. Aber der Plan ist gut. Komm. Wir müssen uns beeilen. Es ist schon zu viel Zeit vergangen."

Die beiden Brüder sahen sich kurz an, nickten sich zu und rannten in entgegengesetzten Richtungen los. Leander raste zu der Garage und Cal durch die Hintertür nach draußen. Er würde zuerst bei Leya Zuhause nachsehen. Wie er sie einschätzte, konnte es gut sein, dass sie dort war.

Sie war noch am Leben. Er war sich sicher. Sie konnte noch nicht ... Er konnte das Wort nicht einmal denken.

So schnell er konnte rannte er erst durch den Wald, dann durch die Stadt und trat kurzerhand die Haustür von Leya ein. Auf den ersten Blick sah alles ganz friedlich aus. Zumindest im Erdgeschoss. Er flitzte kurz durch Wohnzimmer und Küche, als er dort aber nichts fand, rannte er die Treppe hoch und ging zu ihrem Zimmer. Die Tür war angelehnt. War das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen?

Mit großen Schritten hastete er dorthin und stieß sie auf. Was er darin erblickte, schockte ihn unglaublich.

So ziemlich alles lag am Boden, zerstört und zertreten, als hätte jemand einen Wutanfall gehabt. Zerfetzte Kleidung und Kissen, zertrampeltes Glas bei dem nicht einmal mehr zu erkennen war, was es einmal gewesen war, zerbrochene Urlaubssouvenirs und Bilderrahmen. Sogar zerstörte und umgekippte Möbel gab es. Das ehemals so schöne Zimmer sah aus wie eine Mischung aus Müllhalde und Chaos. Und in der Mitte des ganzen Durcheinanders lag ein Stuhl an dessen Bein Leyas silbernes Leierarmband hing. Er war umgekippt und über ihm hing ein dickes, raues Seil an der Deckenlampe – die aus zwei Glühbirnen und einer Metallstange, an der auch das Seil befestigt war, bestand – das am unteren Ende ausgefranst war. Als wäre es wegen irgendetwas zerrissen.

Bei diesem Anblick setzte Cals Herz einige Momente aus.

Sie hatte es also tatsächlich versucht? Leya hatte versucht sich das Leben zu nehmen. Aber wo war sie jetzt?

Cal schloss die Augen um sich konzentrieren zu können und nicht von den ganzen Gefühlen, die auf ihn einprasselten, überwältigt zu werden.

Als er so dastand, hörte er etwas. Ein Plätschern. Wie von Wasser...

Er riss die Augen auf, fuhr herum und rannte zurück in den Gang zum Badezimmer. Erst jetzt entdeckte er eine kleine Pfütze, die sich um die Tür herum gebildet hatte. Er drückte die Klinke nach unten, aber sie war verschlossen. Von Innen wie es aussah.

Er holte tief Luft, ging einige Schritte zurück und rannte gegen die Tür bis er mit seiner Schulter auftraf um sie zu öffnen. Sofort sprang sie aus den Angeln und landete mit einem Knall im Wasser. Eine kleine Flut ergoss sich auf den Flur und Wellen schlugen gegen die Wände.

Aber keine Leya war zu sehen.

Der Wasserhahn lief auf höchster Stufe und füllte die bereits übervolle Badewanne immer weiter. Wahre Wasserfälle ergossen sich auf den Boden. In dem kleinen See schwamm ein oranges Behältnis mit einem weißen Aufkleber darauf. Cal hob es hoch und versuchte die zerlaufene Schrift zu entziffern, bekam es aber nicht hin. Er konnte sich schon denken, was darauf stand. Das war sicher irgendein Schlafmittel. Leya hatte versucht eine Überdosis zu nehmen und sich in der Badewanne zu ertränken. Der Halbgottkörper brauchte Sauerstoff um zu heilen und – obwohl Leya die Kraft hatte zu schwimmen und vermutlich auch unter Wasser zu atmen – ihr Körper würde keinen haben, weil er sich mit diesem Gift im Organismus nicht so wandeln konnte, dass sie den Sauerstoff aus dem Wasser filtern konnte.

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