5. Märchen - FightFor

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Nathasha stand von ihrem Thron auf. Ramses schenkte ihr keine Beachtung. Wie konnte er sie nur so ignorieren, sie war hübsch und jung, also das komplette Gegenteil von ihm.

Sie war seit 4 Jahren mit diesem alten Pharao verheiratet, und bisher hatte er sie eher wie eine Tochter behandelt, anstatt wie eine Frau. Nathasha war froh darüber, jedoch kränkte sie es, dass er nur Augen für die anderen Frauen mit den vielen Rundungen hatte.

Sie war sich immer bewusst, dass er mehrere Frauen hat, jedoch war sie nur ein Thronwärmer, ein Thronwärmer für einen Thron auf den jeden Tag eine andere saß.

Nathasha schritt die Stufen herunter. Sie setzte ihre Füße Schritt für Schritt auf den purpurnen Teppich, der sie zu ihrem Schlafgemach führen würde. Sie sollte sich ausruhen, morgen war ein großer Tag, aus aller Welt kamen Musiker zu ihnen, aus Europa, und sogar Asien kamen sie.

An ihrem Hof ging das Gerücht um, dass sogar eine Musikergruppe aus der Mongolei kamen.

Ihre Dienerinnen saßen schon in Nathashas Gemach und kämmten sich gegenseitig die Haare. Als sie Nataschas Silhouette durch die dünne Wand sahen, liefen sie eilig auf die Tür zu um ihre Gebieterin zu begrüßen und sie schlaffertig zu machen.

Als Nathasha am nächsten Morgen erwachte sprang sie voller Vorfreude aus ihrem Bett. Sofort eilten zwei Dienerinnen zu ihr um sie zu kämmen und ihr das Gewand anzulegen. Etwas genervt ließ sie alles geschehen und ließ sich die neusten Gerüchte erzählen.

Die Wache vor ihrer Tür begleiteten die junge Königin zu dem Thronsaal. Heute war der gesamte Hof anwesend um die verschiedenen Musiker, Händler und Waren zu sehen.

Seit einiger Zeit bewunderten alle die verschiedensten Leute die von weither angereist waren. Währenddessen wurden für die Leute Essen aufgetragen. Nathasha kaute lustlos auf ihrem Weizenstreel herum, eine Spezialität von Ägypten, als sie der liebliche Klang einer Laute aufblicken ließ. Ein wunderschöner junger Mann stand in der Mitte des Raumes und entlockte den Saiten eine wunderbare Melodie. Nathasha war von diesem Schauspiel verzaubert. Der junge Mann blickte sie ohne Vorwarnung an. In seinen braunen Augen sah sie Eifersucht, aber sie verstand nicht weshalb und worauf. Dann blickte er sie liebevoll an und brachte ihr Herz zum Stillstand. Ohne die Augen von ihm zu wenden, beugte sie sich zu ihrem Pharao ”Oh, Ramses, dieser Musiker spielt solch schöne Klänge. Mein größter Wunsch ist es, seine Musik auch noch bis zu meines Lebensende hören zu können!” Ramses der II blickte in die flehenden Augen Nathashas und hob seinen Daumen. Der Musiker lächelte erleichtert und blickte Nathasha nach seinem Vorspiel noch einmal intensiv an, bevor er den Raum, wie schon so viele vor ihm, verließ.

Orpheus, so hieß der junge Mann, sang jeden Tag für Nathasha, und jedes mal machte es ihn nieder, dass er wohl niemals gut genug für die schöne Pharaonin sein wird. Ihr erging es genauso und eines Abends fragte sie eine Dienstmagd, warum sie denn so traurig vor sich hin schaute. Nathasha nahm ihren Mut zusammen und erzählte dem Mädchen ihr Leid, während diese Nathashas Haare zu einer schönen Frisur band.

Die Magd riet ihr, sich doch einmal heimlich mit ihm zu treffen, und so vereinbarte Nathasha heimlich ein Treffen mit Orpheus.

In der besagten Nacht trafen sich die beidem hinter dem Palast.

”Verzeiht mir meine Wortwahl, aber ihr seid schöner als tausend Rosen, die an einem Sommermorgen im ersten Strahl der Sonne aufblühen. Und ich werde nicht eher glücklich sein, ehe ich euch mein Eigen nennen darf.”

Geschmeichelt von seinen Worten fingen Nathashas gebräunte Wangen an, rot zu leuchten.

”Eure Worte schmeicheln mir, und ich wünschte ich könnte euch das Versprechen geben, dass ihr glücklich werden könnt, mit mir versteht sich, jedoch..”

Nathasha zögerte, sie wollte die Worte nicht aussprechen Doch Orpheus vervollständigte den Satz.

”Ich weiß, ich bin der Musiker, der bedeutungslose Sklave und ihr die wundervolle Frau des Pharaos.”

Während der ganzen Unterhaltung saß er zu ihren Füßen, während sie auf dem seidenen Tuch lag, doch nun erhob er sich.

”Oh Nathasha, ihr solltet so einen unbedeutenden Knaben wie mich vergessen!"

Schnell richtete sich Nathasha auf und griff. Nach seiner Hand. ”Ich könnte dich niemals vergessen, und wenn ich es noch so sehr versuchen würde.Oh Orpheus , niemand darf von uns erfahren, sonst währen wir dem Tode geweiht!”

”Und wenn doch, werde ich in der letzten Sekunde meines niederträchtigen Lebens an euch denken, eine herausstechende Schönheit. Ihr seid wie die Lotosblüte unter den Blumen.”

”Deine Worte, Orpheus, sind wie Wein in meinen Ohren.”

”Und dennoch bin ich der berauschte, denn eure Schönheit wirkt stärker als jeder Wein der Welt.”

Was die beiden nicht wussten, dass eine schlaflose Magd die beiden belauscht hatte, und nun zu den anderen Bediensteten eilte und es ausgeschmückt weiter erzählte

Die Nachricht eilte schnell durch das Königreich und somit bekam es schließlich auch der König zu hören. Sofort rief er Nathasha zu sich. Diese lief ahnungslos in den Thronsaal.

”Nathasha, mir ist ein Gerücht zu Ohren gekommen, dass dich heimlich mit einem Sklaven triffst, ist es wahr?”

Sie wusste das leugnen zwecklos war, also sank sie auf die Knie und flehte.

”Oh, mächtiger Pharao, verzeihe mein Handeln, ich war dumm, ich bereue alles. Ich habe mich neben dir nur so wertlos gefühlt, dass ich mich mit dem Niedergestellten abgegeben habe.”

Ramses schickte sie voller Zorn nach draußen, um sich eine Strafe zu überlegen.

Während sie weinend den Thronsaal verließ, sah sie noch, wie ein Bote hinein eilte. Wie er verkündigte, dass der Pharao zum Essen eingeladen sei, bekam sie nicht mehr mit. Der Pharao machte sich mit seinen Bediensteten und drei seiner Frauen auf den Weg. So fuhren sie mit dem Schiff über den Nil, zum benachbarten Königreich, um ein Friedensabkommen zu beschließen. Währenddessen trafen sich Orpheus und Nathasha noch ein letztes mal.

Der Pharao kam nach 4 Tagen zurück, jedoch musste er sich wegen leichten Fieber ausruhen, und so bangten Nathasha und Orpheus noch weiter um ihr Leben.

Dem König ging es immer schlechter, und kein Arzt konnte helfen. So rief er alle seine Bediensteten zu sich. Er brach das Siegel zu seinem Testament und reichte es mit zittriger Hand einer Wache. Diese begann vorzulesen wer Nachfolger wird und zu Nathashas Unglück, auch was mit ihr geschehen würde. Sie brach in sich zusammen und in diesem Moment verstarb der Pharao im Alter von 36 Jahren. Ein hohes Alter, für einen Pharao.

Es war der schlimmste Tag Nathashas, Orpheus wurde enthauptet und sie war während. Seiner Hinrichtung auf dem Trauerzug ihres verstorbenen Mannes. Und als Zeichen dafür, dass sie sich mit einem Sklaven eingelassen hatte, musste sie laufen. Alle Frauen bekamen eine Sänfte und Palmwedler, nur sie lief ganz am Schluss. Sie hörte die Leute, wie sie lästerten, wenn sie vorbei lief.

Sie kamen an der Pyramide an. Die 7 Frauen wurden mit Gift hingerichtet, jede von ihnen starb mit Stolz, jede von ihnen starben für ihren Pharao. Nur Nathasha blühte ein anderes Schicksal. Durch die verwinkelten Gänge wurde sie mit dem Gold, den Sklaven und den Opfergaben hinter dem reich verzierten Sarkophag, zu der Grabkammer geleitet.

Hinter ihr wurde die Mauer zur Grabkammer geschlossen. Und sie fiel auf die Knie und weinte und betete. Doch alles half nichts.

Und als Nathasha ihren letzten Atemzug machte, dachte sie an die Liebe ihres Lebens, Orpheus. Sie hoffte, dass sie in der Unterwelt zusammen sein könnten.

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