Kapitel 15 - Exzess - Part 2

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Seelenruhig machte er den Tisch sauber, während Cal Leya an sich zog und ihr leise Entschuldigungen ins Ohr raunte. Leya warf Leander einen dankbaren Blick zu. Gott sei Dank hatte er sie nicht verraten.

Irgendwann gab Cal ihr kleine Küsse, die sie unkonzentriert erwiderte. Ihre Augen folgten Leander bis er sich schließlich wieder auf seinen Platz setzte und den Kaffee weiter trank, als wäre nichts gewesen. Er sah sie nicht einmal an, nachdem er fertig war. Leya wurde manchmal wirklich nicht schlau aus ihm.

Sie widmete sich wieder Cal. Berührte seinen Körper und ließ sich von seinen Lippen verführen, jedoch bewirkte das nichts. Sie spürte nichts oder zumindest nicht viel. Ihr Körper reagierte noch auf Cal. Metaphorische Funken schlugen noch immer über, wenn er seine Finger auf ihre Haut legte, aber das war es auch schon. Die heißen Funken wurden von dem kalten Schmerz in ihr verschlungen, den sie einfach nicht vergessen konnte.

„Komm. Das reicht jetzt. Wir sind nicht allein im Raum. Essen wir was und du sagst mir, was ich heute noch zu tun habe." Sie schob ihre Hand zwischen sich und Cal und schlängelte sich an ihm vorbei.

Ein paar Momente später saß sie am Küchentisch und lächelte Cal an, der ihr alles mögliche servierte. Er legte Croissants auf einen Teller, daneben Marmelade, Wurst und Käse. Dazu gab es noch einige Brötchen und er war sogar im Begriff Pfannkuchen zu machen, wovon Leya ihn aber abhielt.

„Ist schon gut. So viel schaff ich doch gar nicht." Sie nahm seine Hand und zog ihn neben sich auf die Bank.

„Dann lass mich dir helfen." sagte er lächelnd, gab ihr ein Küsschen auf die Nase und bestrich eines der Croissants mit Marmelade. Schelmisch grinsend hob er das Gebäckstück hoch und machte dasselbe Flugzeuggeräusch, das man auch bei kleinen Kindern machte, die etwas essen sollten.

Leya grinste zurück, auch wenn sie es vor allem wegen Cals niedlichem Gesicht machte und biss ab, als das Flugzeug angeflogen kam.

„Dir hängt da was." sagte Cal schmunzelnd.

Leya fasst sich ins Gesicht und fragte: „Ist es weg?"

Er schüttelte den Kopf. „Nein. Lass mich ruhig...." Er beugte sich vor und bedeckte ihr Gesicht mit kleinen Küssen. Er wirkte so unglaublich verliebt. Leya tat es leid, dass sie praktisch nichts mehr fühlte bis auf den Schmerz, der sie überall und immer verfolgte.

„Oh Gott. Ich geh jetzt besser, bevor ich kotzen muss." stellte Leander fest, als er aufstand. Er verzog sein Gesicht angewidert und erhob sich.

Kurz unterbrach Cal seine Tätigkeit, drehte sich zu Leander und zwinkerte ihm zu: „Ist wahrscheinlich auch besser so. Jetzt, wo meine süße Leya zurück ist, lass ich mich ganz sicher nicht mehr abhalten."

„Ich will wirklich nicht wissen, wovon du dich nicht mehr abhalten lässt, Sohn. Aber a. Wird das sicher nicht in meiner Küche stattfinden, damit das klar ist! Und b. Wirst du wohl noch etwas warten müssen. Leya hat einen Termin im Krankenhaus."

Leya drehte sich von Cal weg und sah zu Marcos, der gerade die Küche betreten hatte.

„Sind...sind meine Eltern schon verlegt worden?" fragte sie leise und sah ihn mit großen Augen an.

„Das auch, meine Liebe, aber eigentlich geht es um einen Arzttermin. Doktor Luzsol hat nur heute einen Termin frei, also musst du da heute hin. Wenn du willst kannst du danach deine Eltern besuchen." Er musste nicht aussprechen, was für einen Doktor Leya aufsuchen würde. Das war allen klar auch ohne, dass man das Gespräch zwischen Rosalie und Marcos kannte.

„Oh. Okay." Sie blickte Cals Vater direkt in die Augen. „Wann fahren wir?" Ihre Stimme klang pragmatisch und kalt. Ihr Verstand hatte sofort wieder umgeschaltet und schlug alle Emotionen, die hochkochen wollten, sofort zurück. Das würde Leya nicht aushalten. Wenn sie jetzt anfing zu weinen oder ähnliches, dann würde ihre Schutzhülle zerbrechen und sie selbst mit ihr.

Marcos runzelte die Stirn wegen ihrer fehlenden Reaktion, sagte aber dann: „Wir fahren überhaupt nicht. Ich kann nicht mitkommen, weil ich ein paar Sachen wegen deinem Aufenthalt hier klären muss. Aber du und Leander, ihr fahrt zum Krankenhaus."

„Wieso denn Leander?" fragte Cal langsam und musterte seinen Vater eindringlich.

Er erwiderte den Blick und antwortete: „Du weißt ganz genau, was in Griechenland passiert ist. Vorerst fasst du kein Auto mehr an, damit das klar ist."

Cal schwieg kurz, sagte dann aber bestimmend: „Aber ich fahre mit! Leya ist meine Freundin. Ich muss ihr beistehen."

„Das ist mir egal. Aber was für meine Küche gilt, gilt auch für die Autos. Zügle dich, Sohn." Seltsamerweise schien Marcos sein Kommentar wirklich ernst zu meinen. Also nicht nur das mit dem Auto, sondern alles. Irritiert zog Leya ihre Augenbraue nach oben, entschied aber, dass sie lieber nicht wissen wollte, was genau damit gemeint war.

„Der Termin ist um zwei Uhr. Hier ist die Adresse. Ihr habt gerade noch genug Zeit um euch fertig zu machen und hinzufahren. Also los." Er drückte dem stehenden Leander einen grünen Zettel, der wohl die Überweisung war, in die Hand, dann verscheuchte er alle aus der Küche und räumte den Tisch leer.

Kurz standen sie unschlüssig vor der Tür und sahen sich an. Dann wiederholte Leander die Worte seines Vaters: „Also los." Und ging nach oben. Leya folgte ihm und Cal lief zu seinem Zimmer.

Leander hielt vor Leyas Tür an. Er drehte sich zu ihr und schien etwas sagen zu wollen, aber Leya schüttelte den Kopf. „Nicht jetzt. Wir müssen uns beeilen."

Ohne eine Antwort abzuwarten, ließ sie ihn stehen und schloss die Tür hinter sich.

Allein in ihrem Raum spürte sie den Schmerzknoten in ihrer Brust deutlicher als sonst. Bei jedem Herzschlag pochte er mit, aber um nicht davon überwältigt zu werde, drückte Leyas Verstand alle Gefühle einschließlich dieses weg und konzentrierte sich darauf halbwegs anständige Kleidung aus dem Schrank zu ziehen. Ihre Sachen waren ihr zu groß, weil sie zu wenig gegessen hatte. Hosen und Hemden schlabberten um ihren Körper, aber irgendetwas musste sie anziehen. Darum entschied sie sich für die engste Hose, die sie besaß und einen Pulli. Sie schlüpfte noch in ihre Winterschuhe, dann war sie fertig und ging nach unten.

Die Tür stand offen, also trat Leya nach draußen. Dort stand bereits das Auto mit dem sie zum Krankenhaus fahren würden. Und was für ein Auto das war! Es war ein roter Oldtimer von irgendeiner Marke – Leya konnte das nicht bestimmen, weil sie keine Ahnung davon hatte. Das Cabriodach war oben und weil sowohl Leander, als auch Cal ohne Jacken im Auto saßen, funktionierte die Heizung wohl einwandfrei.

Die Kälte machte ihr zwar nicht fiel aus, weil sie sie jetzt zwar fühlte, aber dennoch nichts davon mitbekam. Für Cal und Leander war es aber wichtig, dass es warm war.

Schnell trat Leya zu dem Auto, öffnete die hintere Tür und setzte sich neben Cal, der augenblicklich einen Arm um sie legte und sie zu sich zog.

„Hat ja ganz schön gedauert." murmelte er in ihre Haare und streichelte mit dem Daumen sanft ihren Arm. „Du hast sogar länger gebraucht als Leander. Und glaub mir, das will was heißen!" Cal fing an zu lachen und Leya fiel mit ein, wenn auch nur halbherzig. Ihr war nicht zum Lachen zu Mute. Ihr war seit dem Unfall nicht mehr zum Lachen zu Mute.

Deine Schuld. Deine Schuld. Deine Schuld.

Ganz kurz durchbrach Angels Mutter Leyas innere Barriere, was sie zusammenzucken ließ.

„Ist alles in Ordnung?" fragte Cal leise, der das Zucken bemerkt hatte.

Leya nickte und schmiegte sich näher an Cal. „Mir war nur kalt." log sie. Es war keine gute Ausrede, aber wenigstens war er dadurch beruhigt.

Die Fahrt verging schnell. Als die kurvige Straße endete, hielten sie auf dem Parkplatz eines großen, weißen Hauses. Es sah aus wie jedes andere Krankenhaus, das Leya jemals gesehen hatte. Es hieß Sanct Maria Hospital, einem großen Schild neben dem Haupteingang zu Folge. 

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Tagchen, meine Lieben!^^

Heute gehts gleich zu Widmung:

Danke für alles, 

kris2710 !

Song:

Olly Murs - Up


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