Kapitel 16

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„Wie? Verhaftet! Martha, wo ist Arthur?"

Die kleine Frau nästelte unsicher an ihrer Kleidung herum: „Ich weiß es nicht. Die Wachen haben ihn mitgenommen, als ich kurz ..."„

Als du kurz was?" wollte Jane wissen, doch Martha schwieg. Der alte Mann, dessen Gast sie waren, unterbrach das Zwiegespräch: „Spielt das eine Rolle für euch, Lady Jane?" Die Angesprochene schüttelte langsam den Kopf. Eigentlich war es egal, das Ergebnis zählte.

„Wenn die Wachen ihn mitgenommen haben, so wird er im Kerker gelandet sein. In letzter Zeit gab es so viele Verhaftungen, das städtische Strafgericht kommt mit der Anklage kaum hinterher. Die wenigstens Gefangenen haben einen halbwegs fairen Prozess erhalten." Er unterbrach sich kurz und richtete einen sehr ernsten Blick auf Jane bevor er fortfuhr: "Man munkelt in den Gassen, dass manch ein Gefangener auch einfach verschwunden sei."

Jane schauderte. Das Justizsystem war nie außerordentlich fair gewesen, aber bislang hätte man zumindest jeden Gefangenen einmal angehört. Was wenn man Arthur auch einfach "verschwinden" ließ?

„Lord Jock, wie können wir Arthur befreien? Der Kerker liegt doch in den inneren Mauern ..." rief Jane und seufzte dann: „Wartet, ich ahne doch schon, was ihr sagen werdet ..."

„Könnt ihr es trotzdem sagen? Ich weiß nicht, worum es geht" bat Martha und der alte Mann nickte.

„Ich werde Lady Jane sagen, dass sie mit ihrer Familie sprechen muss. Sie haben genug Einfluss, auf dass man euch einen Besuch in den Kerkern gestatten wird. Ansonsten sehe ich keine Möglichkeiten für einen Ein- oder Ausbruch."

„Bei den Göttern, bitte nicht ..." Jane vergrub das Gesicht in den Händen.

„Eure Mutter wird so froh sein, euch zu sehen. Und euch nach der Begrüßung anschreien."

„Das befürchte ich auch. Und wenn ich nur einmal das Wort „Kleid" höre, dann ..."

„Regt euch nicht jetzt schon auf, spart euch eure selbstgerechte Wut für den Ernstfall. Das ist ein gut gemeinter Rat."

„Ich bin nicht selbstgerecht!" protestierte Jane, aber Jock wiegelte ab.

„Doch, das seid ihr. Ihr habt eurer adeligen Familie den Rücken gekehrt, schlagt euch mit Diebstählen und Monsterjagt durch's Leben und ihr stinkt wie ein Stall voller Esel."

„Seid froh, dass ihr ein so guter Freund der Familie seid ..." murrte Jane und Jock nickte. Er hatte Jane schon wegen weit geringeren Anlass aus der Haut fahren sehen.

„Als euer Freund sage ich euch die Wahrheit. Es mag euch nicht gefallen haben, wie eure Familie euer Leben plante, aber umgekehrt verhält es sich genauso. Eure Mutter hasst was ihr tut, dennoch liebt sie euch. Ihr werdet euch beide aussprechen müssen, sonst bleiben die Fronten auf ewig verhärtet."

Jane sank noch tiefer in den Sessel zurück und vergrub die Finger in den Haaren „Ihr sagt das so, als wäre es einfach!"

„Das ist es. Ich kenne eure Familie seid Jahrzehnten und euch, seid ihr ein kleines Mädchen wart. Ihr seid nicht so, wie eure Schwestern und Brüder, eher ein Freigeist, der schon früh begeistert war, im Dreck zu spielen." Jock lachte leise "Das habe ich an euch immer gemocht." Er legte Jane eine Hand auf die Schulter, warm und schwer und zuversichtlich. Jane grummelte noch einmal kurz in sich hinein und stand dann auf: „Also gut, dann eben auf in die Höhle der Löwin."

„Ähm, Jane. Wenn du zu deiner Familie gehst, dann werde ich nach Dodo suchen. Er ist der Einzige, der noch nicht Bescheid weiß" ließ sich Martha vernehmen, bereit zum Aufbruch.

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