Raubtier

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Ich riss ihn aus seinen Gedanken und er sprang auf „Nein Ian" sagte er erst etwas zu laut „Nein Ian, bitte geh noch nicht" er hatte seine Samtstimme benutzt. Sein blick war warm und weich. „Sorry, ich war in Gedanken, das war... tut mir leid..." sagte er und ging in die Küche. „Noch ein Bier?" fragte er und ich nickte. Ich wollte irgendwie nicht gehen. Ich wollte hier bleiben und mich mit dieser Seite von Mikhailo Milkovich unterhalten. Ich folgte ihm in die Küche „Bekomm ich eine Führung?" fragte ich und lehnte mich an die Küchenzeile. Er grinste und nickte. Er drehte sich wie eine Ballerina und sagte stolz „Das ist die Küche", er ging zurück in den ersten Raum „Das ist mein Wohnzimmer mit Leinwand und Sofa." An der hinteren Wand war eine kleine Holztür, die ebenso neu war, wie der Rest in diesem „Apartment". Er öffnete sie und wir standen in einem weiteren Raum. Dieser war etwas kleiner und darin stand ein großes, schwarzes Massivholzbett mit einem Aufbau darauf von dem ein Baldachin herunterhing. In diesem Raum gab es ein kleines Fenster vor dem Gitterstäbe angebracht waren, aber er war dunkler als der Raum zuvor. Die Wände waren Dunkelrot gestrichen und der Boden war aus schwarzem Stein gefliest. Links und rechts vom Bett lagen dunkelrote Teppiche. Sehr düster. Aber irgendwie gefiel es mir. An der rechten Wand stand ein riesiger schwarzer Kleiderschrank mit einem riesigen Spiegel auf den Schwebetüren, den man vom Bett aus sicher gut sehen würde. Man würde alles sehen...

„Das ist das Schlafzimmer" sagte er mit leiser Stimme und riss mich aus meinen Gedanken. Er sah mich mit diesem durchdringenden blick an und ich bekam Gänsehaut. Neben dem Kleiderschrank befand sich eine weitere Tür. „Dort ist das Bad" sagte er und deutete darauf. Ich ging hinein und der kleine Raum war weiß gefliest. Ein schrecklicher Kontrast zum Schlafzimmer. Die Gläserne Duschwand grenzte an eine Eckbadewanne mit Whirlpool-funktion. In ihr hätte man sicher auch zu zweit platz. Fuck. Ich muss aufhören, über Sex mit meinem Boss nachzudenken. Das ging schon mal schief. Damals bei Kash. Der mich zum Schluss erpresst hatte und gedroht hatte, mich zu feuern, wenn ich nicht mit ihm ficke.. Mein Magen drehte sich etwas als ich daran dachte. Ich war damals erst 15 und das machte es noch schlimmer. Jetzt war ich 25, ein erwachsener Mann. Und trotz dem, dass er mein Boss war und jede Stimme in meinem Kopf schrie, dass es falsch war, wollte ich mit ihm schlafen. Kurz dachte ich wieder an die Szene in der Toilette des Restaurants. Hasserfüllte Augen...
„Alles okay?" fragte Mickey, als er sah, dass ich nachdachte. Ich nickte schnell und wir gingen zurück ins Wohnzimmer. Ich ließ mich auf die Couch fallen und er setzte sich ebenfalls. „Also, Mickey..." sagte ich und betonte den neuen Namen. „Das ist dein Doppelleben... Wie kam es dazu?" „Naja, du hast sicher Geschichten über uns Milkoviches gehört... Als Jugendlicher bin ich oft in dieses Gebäude gekommen. Damals hatte ich in der ecke eine Matratze liegen und eine Decke und ein Kissen. Wenn es schlimm wurde zu hause bin ich hier her gekommen." Er nippte und sprach weiter „Als ich dann meine Firma 'Gegründet' hab, habe ich diesen Platz vermisst. Ich hatte ein schickes Apartment in der Northside, Bodyguards und viel Geld. Aber es war eben nicht die Southside. Ich schlief schlecht, da es dort so ruhig war. Ich brauche Sirenen und schreiende Menschen um gut schlafen zu können." Er schwieg einen Moment. Dann sprach er weiter „Ich hatte alles, was man sich wünschen kann. Aber irgendwie... Wollte ich es nicht. Ich dachte viel an meinen Platz. Ich kam her und fing an es zu renovieren. Es wurde oft eingebrochen. Also kaufte ich das Grundstück und brachte einen Zaun und Kameras an." Er lächelte als er darüber sprach. „Deswegen kommen auch keine obdachlosen oder Drogen Junkies her. Ich bin hier alleine. Kann nachdenken über verschiedene Sachen... Du... Du bist der erste, der davon weiß" sagte er und sah mich unsicher an. Ich nickte. Warum? Warum erzählte er mir davon? „Bitte Ian..." begann er aber ich sagte schnell „Ich erzähls keinem".

Wir schwiegen einen kurzen Moment und dann stand er auf. „Hunger Ginger?" fragte er und lächelte. „Nenn mich nicht so" sagte ich und grinste. Er grinste ebenfalls. „Wie soll ich dich sonst nennen? Carrot? Redhead? Firecroach?" sein grinsen wurde breiter und ohne eine Antwort abzuwarten ging er in die Küche. Ich folgte ihm und setzte mich auf einen der Stühle die an der Kochinsel standen. „Wie wäre es mit Ian?" fragte ich und versuchte ernst zu bleiben. „Ach, das ist doch langweilig. Hast du keinen Humor, Carrot?" witzelte er und holte zwei Pizzen aus dem Tiefkühler. Ich versuchte böse zu schauen, aber es gelang mir nicht. "an deinem Pokerface müssen wir noch arbeiten, Readhead" „Na gut. Dann lieber Ginger" sagte ich und er lachte. „Von allen die ich dir zur Auswahl gestellt habe willst du den?" „Ja" „Aber was ist mit den anderen?" „Auf keinen Fall Gemüse. Redhead ist schon ziemlich lang und Firecroach... dafür kennen wir uns noch nicht gut genug, meinst du nicht?" ich versuchte mein Grinsen durch einen schluck von meiner Flasche zu verbergen. „Ach. Und wann darf ich dich so nennen?" er schob die Pizzen in den Ofen und kam auf mich zu „Hmmm" spielte ich nachdenklich. Er stand vor mir und sah mich wieder mit diesem Blick an. „Dieser Blick" sagte ich leise. Ich bekam plötzlich nicht mehr heraus als ein flüstern. Mickey hob eine Hand. Sein Zeigefinger berührte mein Znie. Mir wurde schummrig. Mein Magen drehte sich und mein Kopf fuhr Achterbahn. Er sah mir direkt in die Augen, während er mit der spitze seines Zeigefingers einen kleinen Kreis auf mein Knie malte. „Welcher Blick?" sagte er leise mit dieser Stimme. Diese Stimme würde ich so schnell nicht mehr vergessen. Sie hatte sich in mein Gehirn gebrannt „Diese Stimme" brachte ich hervor. Wieder nur ein flüstern. Sein Zeigefinger fuhr hinauf und hinab. Wenige Zentimeter, aber es war elektrisierend. Ich bekam am ganzen Körper Gänsehaut und ich sah, wie er begann leicht zu lächeln. „Welche Stimme?" fragte er leise und sie war so weich, sie hätte aus Samt sein können. Er sah mir tief in die Augen und ich war wie erstarrt. Ich konnte mich keinen Millimeter bewegen. Als stünde man vor einem Raubtier, das kurz davor war, seine Beute zu fressen. Die Spannung in der Luft war kaum auszuhalten. Was würde er nun tun? Mich fressen? Mich laufen lassen? Ich war in schockstarre. Plötzlich konnte ich seinen Geruch wieder schmecken. Dieser Geruch, den er schon im Aufzug hatte. „Dieser Geruch" murmelte ich leise und konnte kaum noch atmen. Er sah von meinen Augen auf meine Lippen und schließlich auf meinen Hals. „Welcher Geruch?" fragte er leise. Ich war immer noch in schockstarre als er näher kam und seine Lippen an mein Ohr legte. Ich wollte ihn. Ich wollte ihn jetzt. Sofort. Unter mir. Nackt. „Geduld" hauchte er in mein Ohr. Das Raubtier spielt mit seiner Beute...

The Boss - Die etwas andere Gallavich StoryWhere stories live. Discover now