Das Mittagessen

106 5 4
                                    

Die ganze Nacht wälzte ich mich in meinem leeren Bett hin und her. Ich konnte kein Auge zu machen. Ich war nervös meinem Boss morgen wieder gegenüber zu treten. Seine Art. Sein Blick. Irgendwie angsteinflößend. Irgendwie anziehend.
Als es endlich nicht mehr so früh war, beschloss ich duschen zu gehen. Erst warm, dann kalt. Ich trocknete mich ab und begann in meine Anzughose und ein Tanktop zu schlüpfen. Ich machte meine Haare und trug nach dem rasieren noch Aftershave auf. Dann ging ich in die Küche und machte Frühstück. Ich schaltete den Fernseh ein.

Guten Morgen Chicago. Nun zu den neuesten Nachrichten von ganz oben. Am gestrigen Abend bestätigten die Reporter, dass Firmenchef Mikhailo Milkovich mit der Tochter des Besitzers der größten Bank Chicagos ein Dinner im teuersten Restaurant Chicagos hatte. Medien zufolge sollen sie sich verliebt angesehen haben…….

Ja. Toll. Das erübrigt die Frage nach Homo oder Hetero ja dann. Irgendwie war ich traurig als ich zur Arbeit ging. Ich sollte mir diese Gedanken schnell wieder aus dem Kopf schlagen.
Im Büro angekommen begrüßten mich alle herzlich, als wäre ich schon ewig dort. Ich bekam meine eigene Kaffeetasse mit meinem Namen darauf.
Ich klopfte an der Tür des Bosses „Herein“ sagte er laut und bestimmt. „Guten Morgen Sir. Wie möchten Sie Ihren Kaffee?“ begrüßte ich ihn. Er sah von seinen Papieren auf und ein Lächeln umspielte seine Lippen. „Sie sehen gut aus Mr.Gallagher. Der teure Anzug steht ihnen. Ich trinke keinen Kaffee. Schwarzer Tee ohne  Zucker. Danke“ ich ging durch den Raum in die Küche und begann den Tee zu machen. Ich spürte wie er mir nachsah. Als ich ihm den Tee brachte telefonierte er gerade. Ich stellte die Tasse ab und verschwand in mein Büro.
Nachdem der IT Techniker da war um mir alles zu erklären, befasste ich mich mit dem Terminkalender. Ich studierte den heutigen Tag. 15 Uhr war eine Konferenz. Sonst stand nichts darin. „Mr.Gallagher, in mein Büro bitte“ Sagte er durch den Lautsprecher auf meinem Schreibtisch. Ich stand auf und ging hinaus. „Charlotte kommt um 10 Uhr vorbei. Ich möchte bei diesem Gespräch nicht gestört werden.“ Sagte er in ernstem Ton. „Charlotte?“ Fragte ich vorsichtig. „Charlotte Maßen. Die Tochter des Besitzers der größten Bank Chicagos“ Sagte er während er etwas auf seinem Schreibtisch studierte. „Ja Sir.“ Sagte ich und ging wieder in mein Büro. Um kurz nach 10 Uhr ging der Lautsprecher wieder an „Mrs. Mason wünscht ein Glas Wasser“ unfreundlich, dachte ich und ging in die Küche. Ich hörte aus seinem Büro ihre Stimme „Ist das dein neuer Assistent? Sieht ja zum anbeißen aus“ Tja. Pech. Leider nicht mein Typ dachte ich während ich das Wasser servierte. Ich sah, wie Mr. Milkovich die Dame ansah. Wenn das verliebt sein soll… Oder tat er nur so, weil ich im Raum war? „Bitteschön, ihr Wasser“ Sagte ich und sah die Dame an. Sie zog mich mit ihren Blicken geradezu aus. Ich sah zu meinem Boss. Er sah mich wieder mit diesem Blick an. Als würde er mir nicht in die Augen sehen, sondern tiefer blicken wollen. Er machte mich nervös. „Dankeschön“ Sagte er und seine Mimik veränderte sich nur ein winzig kleines bisschen und ich spürte, wie mir warm wurde. Ich verschwand in mein Büro. Ich nahm einige Anrufe entgegen und trug Termine ein. Gegen halb 12 bekam ich langsam Hunger. Hoffentlich war diese Charlotte Mason nicht mehr allzu lange da drin. Kurze Zeit später ertönte wieder der Lautsprecher „Mr. Gallagher?“ mehr sagte er nicht. Ich stand auf und ging hinaus. Die Frau war weg. Er sah mich an und stand auf. Er knöpfte sein Jacket zu und kam auf mich zu „Hunger? Lassen sie uns Mittag essen gehen. Nehmen Sie den Terminplan mit und unterrichten Sie mich unterwegs“ Sagte er und ich merkte, dass ich keine Wahl hatte. Er sagte es mit einem Ton, der keine wiederrede zuließ.
Als wir im Aufzug nach unten fuhren, bemerkte ich zum ersten Mal seinen Duft. Nicht nach irgendeinem Parfüm oder Aftershave. Er hatte einen ganz eigenen Geruch. Herb und irgendwie süß zugleich. Seltsam. Seltsam gut… verdammt. War ich gerade dabei mich in meinen Boss zu verlieben? Scheiße.
„Um 15 Uhr haben Sie eine Pressekonferenz und um 16 Uhr einen Telefontermin mit einer Mrs. Jackson-Reed wegen eines Sponsoring. Sonst keine Termine für heute. Morgen haben sie um 11 Uhr ein Mitarbeitergespräch mit Melissa vom Empfang.“ Sagte ich während wir auf die andere Straßenseite zu einem kleinen Restaurant gingen. Der Kellner führte uns zu einem Tisch und wir bestellten. „Mr. Gallagher, wäre es für Sie in Ordnung, wenn ich Ian zu Ihnen sage?“ Fragte er mit dieser weichen Stimme, die er gestern schon einmal benutzt hatte. Ich nickte schnell und spürte wie mein Herz klopfte. „Sie dürfen mich natürlich Mikailo nennen. Aber bitte nur, wenn wir unter uns sind“ er sah mich an und ich bekam eine Gänsehaut. Ich nahm einen schluck Wasser um dieses seltsame Gefühl runter zu schlucken. „Ja. Ähm. Okay. Mikhailo. Okay.“ Stammelte ich wie ein Idiot. Plötzlich änderte sich sein Tonfall und er sprach wie mit einem altem Freund „wie gefällt es ihnen in der Firma, Ian? Ich hoffe sie finden sich mit allem zurecht?“ wir begannen zu plaudern. Und als der Kellner das Essen brachte, aßen wir. Danach plauderten wir wieder weiter. Ich sah zufällig auf meine Uhr. „Schon 13 Uhr Mikhailo, wir sollten langsam wieder ins Büro“ er lächelte. Dieses Lächeln… verflucht… „haben sie Angst, dass der Boss sie feuert?“ Fragte er und klang belustigt. Ich musste ebenfalls etwas schmunzeln. „Entschuldigen sie mich kurz. Ich gehe kurz auf die Toilette“ Sagte ich und stand auf. Er nickte und nahm einen Schluck von seinem Wasser.
Als ich meine Hände abtrocknete, hörte ich, wie jemand hinter mir herein kam. Ich sah in den Spiegel und starrte auf hungrige blaue Augen. Ich drehte mich um und er kam mit zwei langen Schritten auf mich zu. Ich war so überrascht und perplex, dass ich nur einen Schritt zurück machte und mit dem Kopf an die Kabinenwand schlug. Er war mir ganz nahe, sodass ich seinen Duft riechen konnte und seinen Atem spürte. Er sagte keinen Ton. Er nahm meine Handgelenke mit einer Hand über meinen Kopf und sah mir wieder mit diesem Blick in die Augen. Schließlich flüsterte er mir ins Ohr „Du sendest Sinale, denen du nicht gewachsen bist“. Es hatte etwas leicht bedrohliches aber größtenteils konnte ich seine Lust spüren. Sein Verlangen. Er ließ mich los und verschwand aus dem Raum. Ich war so unter Adrenalin, dass mir heiß und kalt zugleich war. Ich atmete schnell und mein Herz raste. Ich wusch mein Gesicht mit kaltem Wasser ab. Scheiße, was sollte ich nun tun? Meine Gedanken drehten sich während ich ins Restaurant zurück ging. Er saß da und sah mich an, als wäre nichts gewesen. „Sind sie soweit Ian? Wir sollten ins Büro zurück“.

The Boss - Die etwas andere Gallavich StoryWhere stories live. Discover now