Vorstellungsgespräch

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Ian
Ich brauchte mal wieder einen neuen Job. Ich hatte beim letzten einfach kein Glück. Als persönlicher Assistent der Geschäftsführung von diesem Drecksladen wurde ich nur rum geschubst. Auf so einen Mist hatte ich keinen Bock mehr. Ich wurde zu lange rum geschubst.
„Mister Gallagher? Der Boss empfängt sie nun.“ Sagte die nette Dame mit dem Bleistiftrock. Ich stand auf und hielt meine Bewerbung fest in der Hand, bevor ich durch die Tür trat. Ich war aufgeregt. Ich hatte so viele Vorstellungsgespräche in den letzten Tagen. Aber dass ich hier war. Das war… Wahnsinn. Ich schloss die Tür hinter mir und trat nach vorne. Ich richtete meine Krawatte und wartete, bis der Mann von seinen Unterlagen aufsah. Ich wartete. Dann räusperte ich mich kurz. „Verzeihung, Mr. Gallagher?“ Fragte er und sah auf. Seine Blauen Augen durchbohrten meine. Ich schreckte innerlich kurz zurück. Er hatte eine Ausstrahlung. Diese Ausstrahlung war… fesselnd… „Äh ja, verzeihen Sie bitte.“ Sagte ich unsicher und trat zum Schreibtisch.Er streckte seine Hand aus und ich spürte seinen festen Händedruck als ich ihm meine hinhielt. Er zeigte mit einer Geste auf den Stuhl vor mir und ich setzte mich. „Ihre Unterlagen?“ Fragte er und streckte die Hand aus. Ich gab ihm die Mappe. „Southside. Aha. Und dann 4 Jahre in der Army. 2 Jahre Ausbildung zum Rettungssanitäter. Hier ist eine kleine Lücke... und dann bei der Konkurrenz gearbeitet.“ Er überflog meinen Lebenslauf. „Wussten Sie, dass ich auch aus der Southside komme?“ Fragte er und sah zu mir auf. Er sah mich wieder mit diesem durchdringend Blick an. Als wolle er meine Gedanken lesen. „Ähm Ja, das habe ich gelesen.“ Stammelte ich. Natürlich wusste ich das. In der Southside war er sowas wie ein Gott. Jemand, der es von ganz unten nach ganz oben geschafft hatte. Ich kannte ihn nicht persönlich, aber seine Schwester ging mit mir in die selbe High School. „Verraten sie mir Mr. Gallagher, wie kommen Sie nach der Army und dem Leben retten zu einem Bürojob?“ fragte er und klappte die Mappe zu. Er verschränkte die Finger und wartete auf eine Antwort. „Ich bin durch einen Zufall dort hin gekommen und merkte, dass ich diesen Job gerne mache.“ Sagte ich wie auswendig gelernt. „Und jetzt, sagen sie mir die Wahrheit“ er lehnte ich in dem weißen Sessel zurück und sah mich wieder mit diesem Blick an. Langsam wurde er mir unangenehm. „Ich brauche das Geld. Ich habe im alten Job gekündigt, weil sie mich dort nur rumgeschubst haben. Ich wurde… gemobbt… und jetzt flieg ich aus meiner Wohnung, wenn ich kein Geld auftreibe“ ich hatte den Job schon abgeschrieben. Ich hätte eh nie eine Chance gehabt. Bei so jemandem zu arbeiten. Schön wärs. Als ich die Anzeige im Internet sah, rief ich an und man sagte mir ich soll vorbei kommen. Es gibt so viele Bewerber aus Yale und Harvard. Ich hab nicht mal ein Collage besucht.
Er nickte. Er strich sich mit dem Daumen über die Augenbraue und schien zu überlegen. „Warum wurden sie… gemobbt…?“ Fragte er. „Private Gründe“ Sagte ich. Ich musste im Ja nicht auf die Nase binden, dass ich schwul war.
„Bitte Folgen Sie mir“ Sagte er nach kurzer Zeit und stand auf. Hektisch packte ich meinen Mantel und zog mein Sakko zurecht. Ich folgte ihm in den Nebenraum in der eine kleine Küchenzeile auf der einen Seite und ein langer Tisch auf der anderen Seite des Raumes stand. „Das ist der Konferenzraum. Hier werden wichtige Meetings gehalten. Hier wird der Kaffee und der Rest für unsere Gäste zubereitet“ Sagte er und deutete mit der Hand durch den Raum. Sein schwarzer Anzug hob sich vom strahlend weißen Hemd ab. Die Krawatte und die Schuhe waren ebenfalls schwarz. So wie seine Haare, die locker nach hinten gegelt waren. Er sah… gut aus… Ich verwarf den Gedanken wieder und folgte ihm. Wir gingen in sein Büro zurück und durch eine andere Tür in den nächsten Raum. Es war klein, dennoch groß genug für einen  Schreibtisch und ein weißes Ledersofa. Ein paar Pflanzen und eine Fensterfront ließen das Zimmer freundlich wirken. Nur diese Tür führte in den Raum. „Das ist das Büro des Assistenten. Hier finden Sie den Computer, das Büromaterial und das Telefon. Mit dem Knopf, kommen sie direkt zu mir. Das ist mein Terminkalender. Ihr Job wird es sein, Termine anzunehmen und zu Planen und Konferenzen vorzubereiten. Kaffe und Wasser. Sie verstehen?“ Er drehte sich um und sah mich mit einem leichten grinsen an. Ich war irgendwie nicht ganz darauf vorbereitet. „Dann hab ich den Job?“ Fragte ich unsicher. Er grinste und Nickte. Sein Lächeln… Wahnsinn. „Erste Aufgabe für meinen Assistenten: Sie gehen und werden sich 2 dunkelblaue Anzüge kaufen. Keine schwarzen. Ich trage schwarz. Hochwertige Ja?“ Sagte er bestimmend  während wir wieder in sein Büro gingen. „Aber…“ setzte ich an, doch er schnitt mir das Wort ab und zog sein Scheckbuch heraus und füllte einen aus. „Den Rest betrachten Sie als ihr erstes Gehalt für den halben Monat“ mir wurde schlecht als ich den Betrag auf dem Scheck sah. So viel hatte ich vorher im halben Jahr verdient. Ich bedankte mich und er lächelte. „Bis morgen Mr.Gallagher“ Sagte er in samtweichem Ton. Die Art wie er es sagte… „Bis morgen Mr.Milkovich“.

The Boss - Die etwas andere Gallavich StoryWhere stories live. Discover now