Tess & Alea (Kussszene dritter Band)

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Sicht von Tess

Leise spielte ich auf meinem Akkordeon. Vor ein paar Tagen war mir diese Melodie in den Kopf gekommen und vielleicht hätte sie Potenzial für einen weiteren Song, den wir auch alle zusammen spielen könnten.

Draco stand im Deckshäuschen am Steuer und hörte Musik mit Kopfhörern.
Mit dem Rücken lehnte ich an der Reling, so hatte ich einen Blick auf die Sitzbank am Heck, auf der Alea lag und schlief. Ein wenig betrachtete ich sie. Schon seit einer Weile war ich in sie verliebt.
Seit wann genau wusste ich nicht, aber relativ zu Anfang, als sie neu an Bord war.

Doch nun war sie mit Lennox zusammen. Natürlich freute ich mich für sie, wenn sie glücklich war, aber ab und zu schien sie sich mit Lennox zu streiten.

Sie war gestern ziemlich erschöpft gewesen. Es war als wäre sie in einen Rausch verfallen, als sie gestern im Wasser mit den Walen geschwommen war. Unsere Rufe hatte sie nicht wahrgenommen, sie war wie in Trance.
Es war ziemlich unheimlich.

Da bemerkte ich, wie sie langsam aufwachte und sich um sah.

„Hey", rief ich ihr zu. „Wie geht es dir?"
„Mittelprächtig", antwortete sie und lachte rau. „Ich glaube, ich habe mich gestern total verausgabt."

Kein Wunder, ihr Walritt ging über mehrere Stunden. Obwohl, sie war ja nicht selbst geschwommen.

Ich gesellte mich zu ihr. „Willst du darüber reden? Das mit den Walen war echt unheimlich."

Etwas erstaunt fragte sie: „Wieso?"

„Manchmal sind wir mit dem Schiff ziemlich nah an dir und den Walen dran gewesen und habe so laut geschrien, wie wir konnten. Du hättest uns eigentlich hören müssen, aber du hattest nur dieses...Seligenlächeln im Gesicht und hast uns überhaupt nicht bemerkt. Du warst irgendwie gar nicht richtig da. Voll gruselig!
Aber wieso meinst du, du hättest dich verausgabt? Du bist ja die meiste Zeit auf den Walen geritten! Wenn sich einer verausgabt hat, dann Scorpio. Er ist den ganzen Tag lang hinter dir und den Walen hergeschwommen."

„Es tut mir wirklich leid für ihn, dass er gestern nicht mein strahlender Held sein konnte. Er...", sie brach ab.

„Ich glaube, Lennox hat vor Frust richtig gekocht."
„Glaub ich auch."
„Das ist irgendwie... nicht richtig", kam es von Alea.
Wie meinte sie das?

Alea schien in Gedanken zu versinken und ich begann wieder zu spielen.

„Was ist das für ein Lied?", fragte sie.
„Das ist von mir."
„Im Ernst? Du hast noch ein Lied geschrieben?"

Ich lächelte. „Ja, es ist allerdings noch nicht fertig. Ich habe bisher nur diese Melodie, aber noch keinen Text."

Als ich vorschlug, den Text gemeinsam zu schreiben, wirkte sie zuerst aufgeregt, meinte dann aber, dass wir es ja Mal versuchen könnten.

Während wir überlegten, worüber wir schreiben wollten, spielte ich weiter. Die Melodie klang traurig, wehmütig und sehnsüchtig. Wahrscheinlich hatte ich ein paar meiner Gefühle hineingearbeitet.

Ich gab ihr den Tipp, dass man über seine Gefühle schrieb. Damit spielte ich auch auf meine eigenen an.
Schließlich sagte sie etwas schüchtern: „Ich hätte da was. Das habe ich bisher noch niemandem erzählt, und es ist sehr persönlich."

„Das werden immer die besten Texte!", ermunterte ich sie.

Sie ging erneut in sich, bevor sie sprach: „Nachts, wenn ich nicht schlafe, träume ich mich fort zu dir..." Ihre Sopranstimme klang wunderschön und glasklar. Es klang sehr sehnsüchtig, passend zur Melodie.

Alea Aquarius One-Shots Where stories live. Discover now