Kapitel 30 Der Fremde

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Gatheri hatte Cara ein kleines Zimmer zur Verfügung gestellt, während die anderen einen alten Freund aus der Klemme halfen. Die Bewohner hatten Pabu mittlerweile gut aufgebaut, es fehlten nur noch ein paar Häuser, dann war wieder alles beim Alten.
Von ihrem Bett aus hatte sie gute Sicht auf das ruhige, hellblaue Meer und entdeckte ein paar Schiffe, die in das Weite fuhren und angelten. Fisch war hier das Hauptnahrungsmittel, sie aßen nur selten anderes Fleisch. Außerdem wuchsen hier allerhand Gemüse- und Obstsorten, die Cara nicht kannte, die aber unheimlich gut schmeckten.
Nach einem langen Mittagsschläfchen stand sie auf und setzte sich auf die Fensterbank. Sie schaute in die weißen Wolken, die sich vor die Sonne schoben und sie bedeckten. Es wurde kälter, die Menschen zogen sich schon jetzt dicker an. Cara mochte den Winter, aber besonders den Herbst, am liebsten. Sie liebte es, am Lagerfeuer zu sitzen, zu grillen und sich Gruselgeschichten zu erzählen. Leider war diese Tradition während der Klonkriege eingeschlafen, denn auf Kamino war so etwas natürlich nicht möglich. Die Kaminoaner hielten ohnehin nicht viel von Freizeitaktivitäten und sahen lieber, dass man durcharbeitete. Zugegeben, war es auf Kamino einfacher als jetzt, doch hier war sie ein freier Mensch. Zum ersten Mal seit langem konnte sie tun und lassen, was sie wollte, sie war von niemandem abhängig. Sie musste ihre nächsten Tage nur im Bett oder sitzend verbringen, denn Tech hatte es ihr so verordnet. Doch gegen kurze Spaziergänge waren wohl erlaubt.
Also quälte Cara sich aus ihren eigenen vier Wänden und schlug den kurzen Weg zum Strand ein.
Der Wind wehte ihr durch die Haare, trotzdem zog sie ihre Schuhe aus und ließ das kalte Wasser ihre Füße fahren. Zufrieden schloss sie die Augen und konzentrierte sich nur auf das Kalte Wasser, was ihr bis an die Knöchel spülte.
"Verzeihung?" ,ertönte eine Stimme von hinten und Cara zuckte merklich zusammen.
Schnell drehte sie sich um und schaute in die tiefblauen Augen eines jungen Mannes, der ihr ein freundliches Lächeln entgegenwarf.
"Kann ich Ihnen helfen?" ,wollte sie wissen und verschränkte ihre Arme vor der Brust.
Sie hatte nur selten Kontakt zu den Einwohnern Pabus, einfach, weil sie sich nicht traute sie anzusprechen, auch wenn sie unfassbar freundlich erschienen.
"Ich frage mich nur, was eine junge Dame hier am kalten Strand zu suchen hat." ,antwortete er und deutete auf die Angel in seinen Händen, "Ich wollte hier angeln."
Cara nickte zügig, "Verzeihung, bitte. Ich wollte Sie nicht dabei stören, ich kann gerne woanders hingehen."
Mit einer Handbewegung winkte er ab, "Schon okay. Vielleicht wollen Sie mir etwas Gesellschaft leisten, Sie sind ja noch recht neu hier, habe ich Recht?"
"Ja, das stimmt." ,gab sie zu und nickte, "Gerne, ich habe noch nie jemanden beim Angeln zuschauen dürfen."
Er lächelte, "Na, so spannend wird das nicht sein, wenn ich ehrlich bin. Ich habe nicht oft Gesellschaft beim Fischen."
Cara trat neben ihn, während er die Angel auswarf und beobachtete, wie sich kleine Wellen am Köder bildeten.
"Wo sind meine Manieren hin?" ,fragte der Fremde mehr zu sich, als zu ihr, "Ich heiße Jason, wie ist dein Name?"
Sie lächelte erfreut, "Ich heiße Cara. Ich bin mit meinen Freunden vor etwa einen Monat hierhergekommen."
"Als das Meerbeben war, richtig?" ,wollte er wissen und strich sich durch die Haare, "Ja, ich erinnere mich, sie haben beim Wiederaufbau geholfen, stimmt's? Ihr seid gute Freunde von Phee, sie hat noch nie jemanden hierhergebracht, ihr dürft euch glücklich schätzen."
"Ja, Pabu ist wunderschön."
"Wunderschön, um mit seinem Partner ein Kind großzuziehen." ,fügte Jason hinzu und deutete auf ihren Bauch.
Doch Cara winkte kopfschüttelnd ab und seufzte schwer, "Oh nein, ich habe niemanden, ich... ich werde es alleine großziehen."
Eigentlich hatte sie nicht vorgehabt ihm zu sagen, dass sie "Single" war, doch es war ihr einfach rausgeplatzt. Zudem schien er wirklich sehr nett zu sein.
Er biss sich auf die Lippen und zog kurz an der Angel, "Ich hätte nicht so forsch sein sollen, es tut mir leid, das geht mich ja sowieso nichts an."
Sie hob kurz ihre Hand und beobachtete, wie er weiter an der Angel zog und ein kleiner Fisch aus dem Wasser holte, den in einen Eimer fallen ließ.
Er war orange mit roten Punkten, so einen hübschen Fisch hatte sie noch nie gesehen. Eigentlich war er viel zu schade zum Essen.
Jason bemerkte ihren Blick, "Oh, der ist schon alt, das kann man an seiner blassen Färbung erkennen. Die jungen Fische schwimmen eher tiefer, die älteren trauen sich eher zur Oberfläche und beißen besser an."
"Ich wusste nicht, dass Angeln so kompliziert sein kann."
Er grinste und verstaute seine Angel sicher in sein Gepäck, "Möchtest du lernen, wie man ihn zubereitet? Ich kann es dir gerne zeigen, wenn du das willst."
Cara legte den Kopf schief und zögerte. Eigentlich würde sie Jasons Angebot sehr gerne annehmen, denn sie freute sich sehr über neue Kontakte, ja, vielleicht sogar über neue Freunde. Also nickte si mit dem Kopf und folgte ihn zurück in die Stadt.

Nach einem kurzen Fußmarsch stand Cara vor Jasons Haus. Auch das hatte eine wunderschöne Terrasse mit roten Blumen in Töpfen und Schmetterlinge hatten sich auf sie niedergelassen. "Folg mir." ,sagte Jason freundlich und sie folgte ihm ins Innere des kleinen Hauses.
Es war schön eingerichtet und wenn man es nicht vorher wüsste, dann konnte man keine Schäden des Erdbebens erahnen. Er hatte es schnell wieder aufbauen können und hatte es schön eingerichtet, so, als wäre nie irgendetwas geschehen. Sie bewunderte ihn schon jetzt dafür.
In der Küche legte Jason den frischen Fisch auf ein Brett und zeigte Cara, wie man ihn von Gräten und den unliebsamen Schuppen befreien konnte.
Es sah so einfach aus, dass sie überlegte, selbst zu angeln und für sich selbst Essen zu kochen. Während Hunter und die anderen unterwegs waren, kochte Gatheri für sie, auch wenn das wirklich sehr unangenehm für sie war.
"Das ist eigentlich ganz einfach." ,erklärte Jason, als er den Fisch in die Pfanne gab und Kräuter hinzufügte, "Das war das Erste, was ich gelernt habe, als ich hier gestrandet bin."
"Wie hast du Pabu denn gefunden?" ,wollte sie wissen und setzte sich auf einen Stuhl.
Er zuckte mit seinen Schultern und wendete das Fleisch, "Ich musste vor den Krieg fliehen, als er auf meinen Heimatplaneten angekommen war. Durch Zufall erfuhr ich von Pabu und bin mit meinem Vater hierher geflüchtet. Doch er verstarb nach langer Krankheit leider, seitdem schlage ich mich alleine durch und das funktioniert ganz gut."
"Hast du Freunde hier?" ,fragte Cara weiter und schämte sich zugleich, weil sie so unangenehme Fragen stellte.
Doch Jason lächelte nur freundlich und gab den Fisch auf zwei Teller, "Ja, sogar sehr gute."
Er stellte das Essen auf den Tisch und bat ihr an, mit dem Essen anzufangen.
"Aber erzähle du auch mal etwas von dir, natürlich nur, wenn du das willst."
Also erzählte sie alles, was sie durfte und von dem sie dachte, dass es nicht so viel war. Zum Beispiel verschwieg sie ihm, dass sie mit Klonen hierhergereist war und dass sie gegen das Imperium waren. Sie waren einfache Söldner, die sich langsam niederlassen wollten und dafür endlich den richtigen Planeten gefunden hatten. 

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