Kapitel 19 Wiederaufbau

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Cara lag zusammengerollt auf ihrer Pritsche, die Decke hatte sie sich fest um sich gewickelt. Tränen liefen ihre Wange hinab und sie wehrte sich nicht dagegen, als es immer mehr wurden.
Ihr Kissen war schon feucht, doch das war ihr vollkommen egal. Sie weinte bereits seit Stunden und nichts und niemand konnte sie aus ihrer Misere rausholen.
"Du solltest nicht so viel weinen." ,hatte Tech gesagt, als er nach ihr schaute, doch sie winkte nur ab, "Zu viel Stress hältst du nicht aus."
Sie hatte ihn nur schulterzuckend angeschaut und sich wieder umgedreht, sie würde schon merken, wenn es zu viel war. Auch die anderen hatte sie ignoriert und schloss schon bald die Tür ab, damit niemand mehr hineinkonnte. Sie wollte doch einfach nur Ruhe. Ruhe vor der Welt dort draußen, die so laut war. Ihre Welt war binnen eines Tages tiefschwarz geworden und sie konnte nichts dagegen tun, denn ihr Licht war verschwunden und niemand zeigte ihr den richtigen Weg.
Niemals hätte Cara gedacht, dass ihr Glück so stark von einem anderen Menschen abhing.
Langsam setzte sie sich auch und fuhr sich durch die Haare, sie wusste, dass es so nicht weitergehen konnte. Sie musste Stärke beweisen, zeigen, dass sie es auch ohne Hunter hinbekommen konnte, dass sie ohne ihn glücklich sein konnte. Also stand sie mit schwachen Beinen auf und wusch sich mit eiskaltem Wasser das Gesicht ab.
Sie versuchte ihrem Spiegelbild Mut zuzusprechen und öffnete die Tür, um hindurchzugehen, an die frische Luft.
Warme Sonnenstrahlen fielen ihr ins Gesicht, so als wäre gestern nichts geschehen. Doch Pabu lag noch immer in Schutt und Asche, die Häuser der Einwohner lagen zerstört da und Cara konnte nichts anderes tun, als mit ihnen mitzufühlen.
Sie entdeckte Echo und Tech, die vor einem der zerstörten Hütten standen und sich angeregt unterhielten.
"Und wie viel soll uns dieser Auftrag bitte bringen?" ,fragte Echo und sie konnte an seiner Stimme heraushören, dass er ziemlich wütend war, "Wollten wir nicht hier beim Aufbau helfen?"
Tech zuckte mit seinen Schultern, "Wir brauchen die Credits, Echo. Es liegt nicht an mir, die Entscheidungen für das ganze Team zu fällen, außerdem können wir zwei Tage helfen und dann kommen wir wieder und fahren mit der Hilfe fort."
Echo seufzte schwer und schüttelte mit seinem Kopf, "Tut mir leid, doch ich kann Hunters Entscheidung nicht nachvollziehen. Ich dachte, dass wir uns von Cid distanzieren wollen? Und nun nehmen wir einen weiteren Auftrag entgegen?"
"Wie gesagt, es war nicht meine
Entscheidung." ,erwiderte er nur und winkte Cara zu, als er sie bemerkte.
Unsicher ging zu ihnen und lächelte vorsichtig, "Also geht es für euch wieder los?"
"Scheint so." ,erwiderte Echo genervt und schüttelte mit seinem Kopf, "Geht es dir besser?"
Sie zuckte kurz mit ihren Schultern, "Nicht wirklich, Echo."
Er schaute sie mitfühlend an, "Wenn du ein offenes Ohr brauchst, kannst du mit mir reden und ich hoffe, dass du das weißt."
"Danke."
"Ich würde dir ja gerne das gleiche sagen, doch ich kann dir bei zwischenmenschlichen Beziehungen leider nicht zur Seite stehen." ,erwiderte Tech und schob seine Brille zurecht, "Bei medizinischen Dingen stehe ich dir allerdings gerne zur Seite."
Cara lächelte leicht, "Das weiß ich wirklich zu schätzen, danke."
Sie beobachtete aufmerksam, wie sie Stein für Stein anhoben und zu einem anderen Platz trugen. Nur zu gerne würde sie den Einwohnern helfen, doch Tech hatte ihr untersagt zu schwer zu heben. Also schaute sie zu und unterhielt sich mit den Einwohnern oder versuchte die Kinder bei Laune zu halten.
Wrecker hielt einen riesigen Fisch in der Hand, während er auf Cara zuging und sie mit einem breiten Grinsen begrüßte.
"Ich sehe, dass du Erfolg beim Angeln hattest." ,sagte sie und erwiderte sein Lächeln halbherzig.
Er nickte und klopfte auf das tote Tier, "Hat ja auch nur den ganzen Tag gedauert."
Sie folgte ihm, denn er wollte den Fisch bei Gatheri abgeben, der ihn zum Essen zubereiten wollte. Vielleicht konnte sie ihm dabei behilflich sein, so konnte sie wenigsten irgendetwas nützliches tun.
Der Bürgermeister stand im einzigen Haus, das vom schweren Seebeben verschont geblieben war und begrüßte Wrecker und Cara mit offenen Armen.
"Ich habe euch schon erwartet." ,sagte er lächelnd und nahm Wrecker den Fisch ab, um ihn auf eine Theke abzulegen. Er stemmte seine Arme in die Hüften und bedachte Cara mit einem aufmerksamen Mustern.
"Hunter bat mich um einen Unterschlupf für dich."
Sie zuckte mit ihren Schultern und wich seinem Blick aus, "Ich habe noch gar nicht entschieden, ob ich überhaupt hierbleiben möchte."
"Wo willst du denn sonst hin?" ,wollte er überrascht wissen und hob seine Augenbrauen, "Du wirst nirgendswo sicherer als hier sein."
"Ich finde sicher einen anderen Ort, an dem es sicher ist."
Doch Gatheri schüttelte nur mit seinem Kopf und seufzte schwer, "Einen besseren Planeten als Pabu wirst du sicher nicht finden. Hier ist der perfekte Ort, um ein Kind großzuziehen."
"Das werden wir sehen, denn noch ist es meine eigene Entscheidung." ,erwiderte Cara kühler als beabsichtigt und wandte sich ab.
Natürlich wusste sie, dass Pabu ein guter Ort war, um sich niederzulassen, doch ehrlicherweise wollte sie soweit weg von Hunter, wie nur irgendwie möglich. Am liebsten wäre es ihr sogar, einfach zu verschwinden und niemanden zu sagen, wo sie war, doch das war auch den anderen gegenüber unfair. Vielleicht sollte sie sogar Cid um Unterschlupf bitten, auf Ord Mantell war die Imperiale Präsenz nämlich noch nicht ganz so schlimm. Eigentlich war Cara doch nur eine alleinstehende Frau, wieso also sollte sich das Imperium also um sie scheren? Sie wussten ja nichts von der Verbindung zu Hunter und den anderen des Squads. Und außerdem brauchte sie unbedingt Geld, um sich auf Pabu überhaupt ein Leben aufzubauen. Gatheri hatte ihr zwar eine Bleibe angeboten, doch sie wollte endlich auf eigenen Beinen stehen und nicht auf andere Menschen angewiesen sein. Sie wollte sich schließlich nicht durchfüttern lassen.
Auf Ord Mantell konnte sie bei Cid leben und an der Bar arbeiten, um das nötigste Kleingeld für eine eigene Bleibe zu verdienen. Cara hielt das für eine gute Idee, also würde sie später Tech bitten, sie bei ihr abzusetzen. Natürlich wusste sie, dass Hunter damit überhaupt nicht einverstanden war, doch es war ihr egal, er hatte in ihrem Leben ohnehin nichts mehr zu bestimmen. Er konnte nicht einfach Entscheidungen für sie fällen, sie war noch immer ein eigenständiger Mensch.
Langsam drehte Cara sich wieder um und lächelte Gatheri an, der schon dabei war, den Fisch auf das Braten vorzubereiten.

Es war bereits Abend, als Cara endlich Tech entdeckte, der einsam auf der Plattform stand und gedankenverloren auf seinem Datapad herumtippte.
"Tech." ,sagte sie und stellte sich neben ihn, "Kann ich dich ausnahmsweise um einen Gefallen bitte?"
Er schaute auf und legte den Kopf schief, "Worum geht es denn?"
Sie biss sich auf die Lippen, "Könntest du mich nach Ord Mantell fliegen und mich bei Cid absetzen?"
"Wieso?" ,wollte er zögernd wissen und schaute sich um, "Das solltest du mit Hunter besprechen und ich denke nicht, dass der sonderlich begeistert von der Idee ist."
Cara zuckte mit ihren Schultern, "Das ist nicht nötig, Tech. Tue mir bitte einfach diesen einen Gefallen, bitte."
"Na schön." ,antwortete er schließlich, "Aber ich werde es ihm trotzdem sagen."
Seufzend rollte sie mit ihren Augen, "Tu, was du nicht lassen kannst, aber ich habe meine eigenen Gründe, da wird auch Hunter nichts ausrichten können."

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