Kapitel 12 Vergangenheit

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Es war dunkel um Cara herum, als sie ihre Augen öffnete und es dauerte etwas, bis sie Umrisse erkennen konnte. Sie saß in einem kleinen Raum. An den Wänden hingen Gemälde, die Tiere aller Art zeigten. Sie waren von einem berühmten Künstler gemalt worden, das konnte sie erkennen.
Langsam setzte sie ihre nackten Füße auf den kalten Boden ab, um sich umzusehen. Mit ihrer Hand fuhr sie die Wände entlang und betrachtete ein Gemälde, das eine Großkatze zeigte, die auf einem breiten Ast hockte und schlief.
Sie lächelte, denn das Bild war eines ihrer Lieblinge gewesen, als sie noch bei ihren Eltern gelebt hatte. Als sie von zuhause verschwand, hätte sie es gerne mitgenommen, doch man erlaubte es ihr nicht. Natürlich nicht.
Cara stand immer hinter an und so durfte sie nur ein paar Sachen mitnehmen, als sie ihr Elternhaus endlich verlassen konnte. Bis heute hatte sie keinerlei Kontakt zu ihren Erzeugern, doch das fand sie nicht schlimm.
Es waren schlimme Menschen, gerade ihr Vater hatte eine dünne Hutschnur, die regelmäßig platzte. Seinen Ärger bekam Cara ab, auch wenn sie nichts dafür konnte, sie versuchte stets alles richtig zu machen und ihren Vater nicht zu enttäuschen.
Doch je mehr sie sich anstrengte, desto öfter erhob er seine Hand ihr gegenüber. Sie ließ alles über sich ergehen, es hätte nichts gebracht, ihm Konter zu geben oder sich gar zu wehren. Körperlich war sie ihm unterlegen.
Als Cara sie näher umschaute, bemerkte sie, dass es keinen Ausweg aus diesem Raum gab. Es gab keine Tür, durch die sie fliehen konnte.
Panisch klopfte Cara gegen die dicken Steinwände, doch es hörte sie niemand. In ihrer inneren Verzweiflung rief sie sogar nach Hunter, auch wenn sie wusste, dass er sie nicht hören konnte.
Geschlossene Räume machten ihr Angst.
Tränen liefen über ihre Wangen, als sie sich auf den Boden niederließ und ihr Gesicht in ihren Händen vergrub.
"Du warst schon immer nah am Wasser gebaut." ,ertönte plötzlich eine Stimme und Cara zuckte zusammen.
Hier war niemand, der gesprochen haben könnte, sie musste es sich eingebildet haben, doch die Stimme kam ihr so vertraut vor.
"Du warst schon immer ängstlich." ,ertönte es erneut und Cara stand mit zittrigen Beinen auf.
Doch es war keiner außer ihr im Raum.
"Du warst schon immer ein Nichtsnutz." ,zischte es aus den Wänden und sie drehte sich immer wieder umher.
"Wer ist da?" ,fragte sie ins Nichts und klopfte wieder an den Wänden, "Lass mich hier raus!"
"Hast du kein schlechtes Gewissen, dass du uns im Stich gelassen hast, nur um der Republik zu dienen?" ,sagte die düstere Stimme, "Und sieh dir an, was passiert ist."
Panisch hämmerte Cara weiter gegen die Wände und fing an, leise zu schluchzen. Wieso half ihr denn keiner?
"Lass mich sofort hier raus!" ,schrie sie lauthals, doch es geschah nichts.
"Was ist aus dir geworden?"
Cara ließ sich auf den Boden nieder und drückte ihre Handflächen auf die Ohren, doch es war eine innere Stimme, die zu ihr sprach. Die konnte sie nicht ignorieren, indem sie sich die Ohren zuhielt.
"Du bist von einem dahergelaufenen, missratenden Klon schwanger." ,fuhr die düstere Stimme fort, "Du bist eine Schande für unsere Familie."
Sie schlug sich auf die Oberschenkel, während sie immer wieder mit dem Kopf schüttelte, "Das ist nicht wahr!"

Plötzlich wurde es ganz hell um Cara herum, als sie ihre Augen wieder öffnete.
"Ruhig." ,sagte eine ferne Stimme, "Du bist in Sicherheit."
Rasch setzte sie sich auf und fuhr sich durch ihre verschwitzten Haare, die ihr an der Stirn klebten.
Mit angsterfüllten Augen konnte sie Hunter sehen, der an ihrer Bettkante saß und eine Hand auf ihre Schulter gelegt hatte.
"Was?" ,murmelte Cara erschöpft und blickte sich in ihrem kleinen Raum um, "Wo bin ich?"
"Du hattest einen Alptraum." ,erwiderte Hunter und schaute sie bemitleidend an, "Du hast panisch um dich geschlagen und so laut geschrien, dass es jeder gehört hat. Ich hatte große Mühe, dich überhaupt wach zu bekommen, Cyar'ika."
Sie verzog das Gesicht und setzte sich auf, "Ich hatte nur einen Alptraum? Das, das war nicht real?"
Er schüttelte mit seinem Kopf, "Nein, du hast nur schlecht geträumt. Willst du mir davon erzählen?"
"Ich, ich war in einem dunklen Raum, ohne Ausgang, und ich habe Panik bekommen." ,erzählte Cara und schaute sich immer wieder um, "ich habe meinen Vater sprechen gehört, es waren nicht sehr liebe Sachen, die er mir gesagt hat, Hunter."
Er zog sie in eine aufbauende Umarmung, "Du bist in Sicherheit, hier kann dir nichts passieren."
Sie lächelte erleichtert und versuchte sich wieder zu beruhigen. Der Traum war nicht echt, auch wenn er sich so angefühlt hatte. Ihr Vater hatte nicht zu ihr gesprochen und sie war auch nie in einem dunklen Raum eingesperrt worden, das alles spielte sich bloß in ihrem Kopf ab, mehr nicht.
"Sind wir schon unterwegs?" ,wollte Cara schließlich wissen, als sie sich von Hunter löste.
Er nickte, "Ja, wir sollen nur Nerf Futter für Cids Kunden abholen, also nichts gefährliches."
Also war die Mission doch entspannt, ohne sonderlich Action und Cara war froh darum. Sie wüsste nicht, wie sie eine waghalsigere Mission überleben könnte. Aber da sie nur Futter abholen mussten, konnte sie sich etwas zurücklehnen.
Nach Kamino war das das einzig richtige.
"Geht es dir besser?" ,fragte Hunter und strich ihr eine Strähne hinter das Ohr.
Rasch nickte sie, als sie auf den freien Platz neben ihr deutete.
"Kannst du noch etwas bleiben?" ,murmelte sie lautlos und schaute ihn bittend an, "Jetzt, wo die anderen von uns wissen, stellt das sicherlich kein Problem mehr dar, oder?"
Er lächelte und legte sich neben ihr. Cara schmiegte sich an ihn drückte ihn fest an sich, nur zur Sicherheit.
Er strich ihr beruhigend über den Rücken und rückte seine Lippen auf ihren Scheitel.
Ihre Augen wurden immer schwerer, bis sie schließlich sicher einschlief und einen deutlich besseren Traum hatte.

"Ich bin schon fast enttäuscht." ,sagte Wrecker frustriert, als er zwei Kisten auf den Boden stellte und laut aufstöhnte, "Das ist schon fast langweilig!"
"Nächstes Mal ist bestimmt mehr Aktion drinnen, Wrecker." ,beruhigte Hunter ihn und klopfte auf seinen Rücken.
"Das will ich auch schwer hoffen, Sarge."
"Also ich hab nichts dagegen, wenn unsere Missionen von nun an so entspannt laufen." ,sagte Tech und beobachtete seinen Bruder dabei, wie er Kiste um Kiste ins Innere der Marauder trug und dabei kein bisschen erschöpft wirkte.
"Wer braucht schon so viel Futter für ein einziges Tier?" ,fragte Omega gelangweilt, während sie eine Kiste unter die Lupe nahm.
"Wir stellen keine Fragen, Omega." ,sagte Hunter und verschränkte seine Arme vor der Brust.
"Das ist bestimmt ein Jahresvorrat." ,meinte Cara, die sich auf eine der Kisten gesetzt hatte und Wrecker beim Schleppen weiterer Kisten beobachtete.

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