🔥 Das ist Falsch 🔥

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Cessy

Ich hecheln wie verrückt nur um noch halbwegs pünktlich zu kommen, meine Freundin wartet auf mich, nur das ich viel zu lange brauche um endlich vorwärts zu kommen.

Die Stadt ist so vollgestopft, dass man meinen könnte, wir wären in Indien, aber nein, wir befinden uns in Berlin. Zum dritten Mal in Folge klingelt mein Handy, nur komme ich nicht an meine Handtasche, die so eng an meine Brust gepresst ist, dass ich nicht mal an die Träger komme.

Hier in der Bahn ist es stickig und laut, doch meine großen kabellosen Kopfhörer dampfen glücklicherweise das Treiben um mich herum, ausschließlich den Klingelton von meinem Handy höre ich. 

Als endlich meine Haltestelle zur Stadtmitte kommt, mache ich mich darauf gefasst, gleich schnell zu sein. 

Man könnte meinen, die Leute wüssten, dass die Zeit nicht schneller läuft, nur weil sie es so wollen. 

Tut sie aber nicht, und weil sie es nicht tut, werden sie nervös.. 

Soll heißen, die Leute drücken, fluchen und werden handgreiflich. Um das zu umgehen, beeile ich mich, durch die Türen zu treten, um schnellstmöglich einen Weg zu finden, hier endlich weg zu kommen. 

Kaum stehe ich auf dem Bürgersteig, ziehe ich mein Handy raus, um Lauren anzurufen, die bestimmt schon geschlagene 20 Minuten auf mich wartet.

"Du hast die Bahn verpasst und willst mich jetzt anflehen nicht direkt zu verschwinden, richtig?" 

Grinsend beschleunige ich meine Schritte, "korrekt, ich bin in zwei Minuten da wen nicht auch noch die Ampeln verrückt spielen". 

Ich höre ihr klares und aufrichtiges Lachen, wo ich sofort mit einsteige. Lauren ist die einzige, die mir geblieben ist. 

In den 30 Jahren, die ich nun leben durfte, habe ich so einiges durchgestanden. Aber nie sind die Menschen in meinem Leben wirklich an meiner Seite geblieben, bis auf Lauren. 

Obwohl sie eine gebürtige Berlinerin ist und diese Stadt riesig im Vergleich zu meinem Heimatort ist, kenne ich keine Person, die so offenherzig und aufgeweckt ist wie Lauren.

Und heute brauche ich ihre Nähe, ihre Zuversicht, wenn ich heute nicht endlich einen klaren Kopf bekomme… Ich drehe durch.

"Ich sehe dich schon, wie gut das ich meiner guten Freundin bereits ein Wasser und einen Cappuccino bestellt habe, bis gleich" kichern verstaue ich mein Handy und meine Kopfhörer in meiner Handtasche, naja man könnte sie auch Reisetasche nennen so groß wie die ist. 

Dabei hasse ich es, so viele Sachen mit mir rum zu schleppen, aber es bleibt nicht aus, so viele Dinge mitzunehmen. Berlin ist groß, man ist nicht innerhalb von 20 Minuten Zuhause. Außer natürlich verdient man genügend Geld, um sich in der Stadtmitte eine Wohnung zu leisten, und das kann ich nicht, also habe ich einen weiten Weg bis hierhin. 

Kaum habe ich einen Fuß in das Café gesetz, umarm mich laufen herzlich, genau wie ich sie. Ich kann ein Seufzen gerade so untersagen, "Was bin ich froh, dich zu sehen?" Zum Glück hört sie mich, dabei ist mein Gesicht an ihren Hals gepresst, weil mich die Traurigkeit so schnell eingeholt hat. 

Sie merkt sofort, dass ich mal wieder den Tränen nahe bin, ich liebe sie dafür, dass sie, ohne weitere Fragen zu stellen, mich einfach kurz hält und mir damit stummen Trost spendet. 

"Geht es wieder?" Ihre sanfte leise Frage verpasst mir sofort eine neue Welle Traurigkeit, aber dieses Mal schaffe ich es nicht los zu weinen. 

Ich zwinge mir ein Lächeln auf, mit ihrer Hand in meiner setze ich mich an den kleinen runden Tisch. Die Momente ziehen weiter, aber ich muss erst meine Stimme wieder finden, Lauren weiß wieso ich traurig bin, dennoch wartet sie darauf, dass ich mir meinen Ballast von der Seele rede.

Kaum berührt das kühle Wasser meine Lippen sieht lauten mich streng an, "hör auf so zutun als würde es dir gut gehen Cessy, ich mag das nicht bei mir darfst du sein wer du bist" ohne es zu wollen treten mir heiße Tränen in die Augen, ich hasse das, ich will nicht mehr weinen. 

"Süße du musst das endlich beenden, diese ganze Situation macht dich kaputt" obwohl ich Weine, obwohl ich weiß das sie Recht hat, schüttle ich den Kopf, die Sätze die meinen Mund verlassen sind wie einstudiert "ich habe ihn geheiratet in den wissen das es auch schlechte Tage geben wird Lauren. Ich habe ihn doch geheiratet, weil ich ihn liebe. 

Alle meine guten Vorsätze sind über Bord, meine brüchige Stimme verrät mich, die Tränen, die meine kalte Wange hinunter laufen, sprechen ganze Geschichten. 

Doch Lauren lächelt mich nur traurig an, sie weiß dass es nicht so leicht ist. 

Anonyme App Teil 1Where stories live. Discover now