c h a p t e r IV

13 2 42
                                    

Simeon richtete sich auf. Er lag auf der eher unbequemen, alten Couch, auf den Tisch vor ihm stand eine Tasse mit Tee. Er griff nach der Tasse und trank einen großen Schluck. Es war Kamillentee, lauwarm.
In diesem Moment sprang Jayce von der Küche in das Wohnzimmer, gefolgt von Beth und Shermy, die das Licht einschalteten.
"Endlich, du bist wach!", atmete der Blonde erleichtert auf.
"Du bist einfach weggenickt und hast den ganzen Tag verpennt!"
Müde rieb sich Simeon die Augen, er brauchte einen Moment, um zu verstehen, was passiert war.
„Den ganzen Tag?", hakte er nach und streckte sich, sein Rücken schmerzte von der unbequemen Couch.
„So in etwa", meinte Beth mit ihrer beruhigenden Stimme.
„Die Sonne ist gerade aufgegangen."
Verstehend nickte Simeon und nahm einen weiteren Schluck von dem Tee. Er warf Jayce einen ernsten Blick zu.
„Wir müssen heute die Stadt auskundschaften, und dazu müssen wir so schnell wie möglich los", erklärte er ihm.
„Ohh, wir wollen auch in die Stadt!", warf Shermy aufgeregt ein und sah hinauf zu Beth.

„Aber dort ist es unglaublich gefährlich, deshalb haben wir uns noch nicht wirklich getraut. Können wir vielleicht mit euch mitkommen?"
„Wir könnten Verstärkung gebrauchen", stellte Jayce fest. Wieder nickte Simeon und versank wieder in Gedanken. Ihn beschäftigte noch immer der Brief, der den beiden Abenteurern hinterlegt wurde. Er wusste nicht, was an jenem Tag geschehen war, aber dieser Brief ließ vermuten, dass sie eben doch nicht so schnell fliehen mussten.

„Simeon?"
„Ja, okay", willigte der Braunhaarige ein, leicht gereizt.
„Aber zuerst müssen wir sichergehen, dass ihr keine Bedrohung für uns darstellt. Erzählt etwas von euch."
„Ich bin Shermy, ich gehöre der Spezies Katze an, und ich will alles über die Geschichte von Ooo wissen! Und ich sammle antike Gegenstände", fing die Katze erregt an zu erzählen und rückte sein rotes T-Shirt zurecht.
„Und das ist-"
„Ich bin Beth, ins Exil verbannte Prinzessin des Welpenkönigreichs. Ich bin Shermy's Beschützerin und kann Portale erschaffen."
Empört sah Shermy seine treue Begleiterin an, als sie ihn unterbrach und sich selbst vorstellte. Simeon hob überrascht seine Augenbrauen, auch Jayce sah Beth verblüfft an.

„Du kannst Portale erschaffen?", hakte Simeon interessiert nach. Diese Fähigkeit würde ihnen von Vorteil sein, sollten sie sich in der Stadt plötzlich in einer misslichen Lage befinden.
„Ja, über meinen Bauchnabel", antwortete Beth und demonstrierte ihnen, wie das funktionierte. Die Prinzessin wuchs in die Höhe, ihr stark sichtbarer Bauchnabel ebenso, bis ein Loch entstand, groß genug um hindurch zu schlüpfen.
„Das ist praktisch, wenn irgendetwas passiert", murmelte Simeon begeistert.
„Jetzt wollen wir aber auch etwas über euch wissen!", schimpfte Shermy. Auch Beemo schaltete sich ein.
„Das wäre nur gerecht", sprach er an Simeon und Jayce gewandt, seufzend stellte er gedanklich fest, dass Shermy und Beemo recht hatten.
„Nun gut, das ist Jayce, Waisenkind und Abenteurer, und ich bin Simeon, ich will wissen, warum das Candy-Königreich untergegangen ist", stellte er gleich sich und seinen besten Freund vor, erntete dafür einen genauso empörten Blick wie Beth.
„Lasst uns keine Zeit verlieren, brechen wir auf zur Stadt!"

~•~

Über den Himmel zogen sich dunkelgraue Wolken, ein kalter Wind blies ihnen um die Ohren. Simeon übernahm die Führung, er hielt Ausschau nach Gefahren, ebnete für seine Begleitung den Weg. Die Stadt wirkte verlassen, große, moderne Wohnbauten schraubten sich in den Himmel, die Fenster waren eingeschlagen. Auf den Straßen lagen Trümmer und Scherben, kalt und uneinladend.
„Wonach genau suchen wir eigentlich?", fragte Shermy, seine Stimme zitterte.
„Heute erkunden wir einfach nur. Wenn wir wirklich etwas suchen, oder hier in Gefahr geraten, ist es nützlich, wenn wir uns hier auskennen", antwortete Simeon konzentriert, während er über die Trümmer hinweg kletterte.
„Schaut mal, dort hinten!"
Beth, die am größten war, zeigte auf eine auffällig pinke Ruine. Simeon war sie zuvor noch nicht aufgefallen, doch jetzt kam er aus dem Staunen nicht mehr hinaus.
„Das ist das Schloss!", rief Jayce aus und packte Simeon's Arm.
„Komm, wir müssen da hin!"
Auch Shermy war begeistert von dieser Idee. Er sprang dem Blonden auf die Schulter und warf selbst einen Blick auf das Schloss, um das diese Stadt erbaut wurde.

Entgegen dem Vorhaben, sich heute nur einen Überblick über die Stadt zu verschaffen, stimmte Simeon diesem kleinen Abstecher zu, schließlich könnte er ihm helfen.
Er hatte bewusst Shermy und Beth nichts von seiner Familie erzählt, nur Jayce wusste bescheid. Somit wusste auch nur Jayce, wie wichtig die pinke Ruine für ihn war.
Das Schloss bestand nur noch aus einem Haufen pinker Ziegelsteine, verklebt mit nasser Zuckermasse, das Dach war vollkommen verschwunden. Die Eingangshalle jedoch stand noch, und damit bestand die Möglichkeit, Hinweise über das Verschwinden von König Gumball zu finden.
„Boah ist das krass", staunten Shermy und Jayce unisono, Simeon und Beth blieben still, doch der Braunhaarige konnte sich denken, dass auch Beth beeindruckt war. Die beiden kannten das Schloss nur von alten Bildern, Simeon kannte auch nur den Neubau des Palastes.
„Okay, wir bleiben alle zusammen, niemand geht verloren oder bleibt zurück", stellte Simeon klar, bevor sie sich in die Ruine wagten.

Ein Donnergrollen ließ es ihm eiskalt den Rücken hinunterlaufen. Es klang nicht wie ein gewöhnliches Gewitter, angespannt warf Simeon seinen Kopf umher.
Er spürte sein Herz gegen den Brustkorb pochen, als er ein gigantisches Gefährt heranrollen sah. Ketten anstatt Räder schleppten dieses massige Fahrzeug mühsam durch die Straße, ein langer Lauf einer Kanone war auf die kleine Gruppe Abenteurer gerichtet. Simeon schien der Einzige zu sein, der die Bedrohung wahrnahm.
„Bringt euch in Sicherheit, schnell", befahl er.
„Im Notfall nutzt das Portal oder so."
Jayce packte Shermy und setzte sich in Bewegung, er steuerte direkt auf die Palastruine zu, etwas träge folgte Beth ihnen, nur Simeon blieb zurück. Er wusste, gegen solch ein Fahrzeug hatte er nicht den Hauch einer Chance, doch er sah zu, wie aus der Luke oben einer nach dem anderen maskierte Personen ausstiegen.
Sie richteten ihre Speere auf Simeon.

„Keine Bewegung, oder wir sprengen die Ruine", drohte einer der Männer in schwarzen Gewändern durch ein Megafon. Der Kanonenlauf des Panzers zielte nun auf die verbliebenen Fassaden, wo Simeon's Freunde sich versteckten.
„Wer seid ihr? Söldner?", fragte Simeon laut, sonst bewegte er sich keinen Millimeter. Er fürchtete, das Gerücht aus den Wastelands hatte die Runde gemacht, als er Jayce rettete, offenbarte er seine Fähigkeiten, konnte aber nicht alle Zeugen auslöschen.
„Junge, wir wollen deine Hände sehen. Wir haben gesehen, wie deine kleinen Freunde da reingerannt sind. Wenn du nicht tust, was wir dir befehlen, sprengen wir die Hütte und deine Freunde einfach in die Luft", fuhr der Mann ihn an. Zögerlich hob Simeon seine Hände. Eigentlich wäre es ihm egal, Beth und Shermy kannte er sowieso nicht, doch da drin waren auch Jayce und Beemo, ohne die beiden hätte er wahrlich alles verloren, was er hatte. Das Leben seines besten Freundes konnte er einfach nicht auf's Spiel setzen.
Zwei weitere Männer kamen auf ihn zu, packten seine Arme, legten sie an seinen Rücken und befestigten Handschellen um seine Handgelenke.
„Du wirst mitkommen und dem Offizier gebracht. Das gilt deinem und unserem Schutz", erklärte der Maskierte mit dem Megafon.

„Ein Trupp geht in die Ruine und sackt die anderen ein!"
„Dreckige Söldner", knurrte Simeon, während er in den Panzer abgeführt wurde, als wäre er ein Verbrecher.

The Night we met | Adventure Time FFWhere stories live. Discover now