c h a p t e r III

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An den Ranken, die sich am Loch entlangzogen, kletterte Jayce mühsam hinauf. Simeon stand unten und beobachtete seinen Freund amüsiert, wie er sich mit den Armen nach oben zog, ihm fiel der Dreck ins Gesicht, durch den Schweiß auf seiner Stirn blieb er kleben.
Simeon dagegen konnte binnen weniger Sekunden hinauf schweben. Natürlich könnte er neben Beemo auch Jayce nach oben hieven, das war ihm jedoch zu anstrengend, er brauchte seine gesamte Energie, um diesen kleinen Abstecher in die Stadtruine zu überleben.
Als Jayce irgendwann oben angekommen war, folgte Simeon ihm prompt und landete entspannt mit Beemo auf der Schulter neben ihm.
„Blöder Vampir-Dämon", fluchte Jayce, setzte seine Kapuze wieder auf und versenkte seine Hände in den Taschen seines dunkelgrünen Pullovers.
„Also, wo geht's jetzt lang?"
Simeon nahm Beemo von seiner Schulter, setzte ihn auf den Boden.
„Ich denke, wir sollten morgen erst in die Stadt gehen, wir brauchen einen Unterschlupf."
Jayce deutete mit einem Kopfnicken auf das Loch, aus dem sie gerade eben erst kamen.
„Was ist damit?", fragte er. Simeon setzte ein fieses Grinsen auf.
„Wenn du gerne auf und ab kletterst, gerne", stichelte er, woraufhin der Blonde seinen Kopf senkte.
Er drehte sich um, beäugte und analysierte seine Umgebung, während er sich nachdenklich die Hand an sein Kinn legte.
„Beemo, ist das Finn's Baumhaus gewesen?", fragte Simeon, er kniff seine Augen zusammen, starrte den gigantischen Baum an.
„Ja, ich glaube schon", antwortete die Konsole und folgte seinem Blick. Verstehend nickte Simeon.
„Dann weiß ich, wo wir übernachten können."
Jayce legte seinen Kopf schief, ihm fehlte der Orientierungssinn, also hatte er auch nicht den geringsten Schimmer, wo Simeon ihn hinführen würde.

~•~

Der Regen der vergangenen Nacht ließ riesige Pfützen entstehen. Sie zogen sich wie Furchen durch das ganze Land, und so auch vor der dunkeln Höhle am Rande der Stadt, die die kleine Abenteurertruppe ansteuerte. Simeon schwebte über die Pfützen hinweg, er hielt Beemo in seinen Armen und wies Jayce an, wo er am besten hintreten sollte, doch plötzlich hielt er inne. Jayce bemerkte dies nicht und sprang direkt in eine etwas tiefere Pfütze, rutschte aus, und fiel mit dem Gesicht voraus in das kalte Nass.
„Man Simeon, was soll denn das?", jammerte der Blonde kläglich und setzte sich auf. Er begann, den Ärmel seines Pullovers auszuwringen, und schließlich warf er dem Älteren einen verwirrten Blick zu.
Simeon war wie in der Luft erstarrt, er musterte das heruntergekommene Haus vor ihm.
Jahre vor der Katastrophe war hier sein Zuhause, hier wuchs er auf, verbrachte seine gesamte Kindheit.
„Oh", kam es von Jayce, der nun verstand. Der Junge war hier schon einmal, doch da war er um einiges jünger gewesen.
„Hey, vielleicht finden wir ja einen Hinweis zu deinen Eltern!"
Simeon reagierte nicht, also hievte sich Jayce auf die Beine, seine Kleidung war vollgesogen.
„Komm schon, du Miesepeter. Lass uns reingehen."
Jayce klopfte ihm freundschaftlich auf den Rücken und steuerte als Erster das Haus an.

Als wäre er aus einer Art Trance erwacht, schüttelte Simeon sich und folgte Jayce hinein.
Das Haus war dunkel und kalt. Die Fenster standen offen, eines war sogar schon eingeschlagen, man erkannte, wie sich an den Wänden grüner Moos entlangzog.
Für Simeon war dieser Anblick seltsam und traurig. Als kleiner Junge tollte er durch die Zimmer, kuschelte sich abends in sein warmes Bett, und am nächsten Morgen wachte er wohlbehütet auf.
"Jayce, warte mal kurz", flüsterte Simeon ihm zu, sein bester Freund hielt inne und legte fragend seinen Kopf schief.
"Mom sagte einmal, sie hätte ihren ersten Wohnort für ein paar Abenteurer aufgegeben. Kann sein, dass hier sich auch welche eingenistet haben."
Natürlich ging Simeon noch ein ganz anderer Gedanke durch den Kopf, durch seine Zeit in den Wastelands war er auf vieles vorbereitet.
Sollten sich hier Fremde niedergelassen haben, bestand immer die Möglichkeit, dass diese ihnen nicht wohlgesonnen waren.
"Okay", antwortete Jayce und hob die Augenbraue.
"Und was machen wir jetzt?"
"Keine Ahnung, uns aufteilen?"
Simeon schlich zu der Leiter, die zum Dachboden führte.
"Du checkst den Keller ab, und ich den Dachboden?"
Jayce knurrte beleidigt. Er hasste alles, was unterirdisch lag und einen gruseligen Ruf hatte. Dazu zählten möglicherweise nur Keller, doch dies änderte nichts an seiner Angst vor ihnen.
Ohne die Möglichkeit, dem Braunhaarigen zu widersprechen, schlurfte er zur Wendeltreppe, die nach unten führte.

"So ein blöder Vollidiot, wie konnte ich mich nur mit so einem doofen Vampir-Kaugummi-Zucker-Dämon anfreunden", grummelte er und versank in seinem Jammern, un plötzlich hielt er inne. Bevor er auch nur irgendetwas sehen konnte, erblickte er an der Wand eine riesige Silhouette. Ihm rutschte das Herz in die Hose. Er brauchte einen kleinen Moment, in dem er sich beruhigen konnte, erst dann lehnte er sich nach vorne und versuchte zu erkennen, was da im Keller auf ihn wartete.
Eine riesige, runde Gestalt, und eine viel kleinere, energiegeladene Gestalt mit großen, hasenähnlichen Ohren. Mehr konnte er nicht erkennen.
Für Jayce war das allerdings genug, er stürmte sofort die Treppe wieder hoch und rief nach seinem besten Freund.
"Simeon, komm' schnell her!", rief er panisch, sein Kopf drehte sich immer wieder in Richtung Wendeltreppe.
"Was ist denn bitte los?", fragte Simeon, er streckte nur seinen Kopf nach unten, der Lärm seines besten Freundes war kaum zu überhören.
„Da waren Monster im Keller", zischte er ihm zu, während er hin und her tippelte. Simeon seufzte auf und schüttelte den Kopf, kletterte dann aber die Leiter hinunter und legte seine Hand auf Jayce's Schulter, um ihn zu beruhigen.
„Hundert pro war da überhaupt nichts, und du scheißst dir in die Hose", knurrte er. Jayce senkte den Kopf, starrte zu Boden. Er war nun einmal ein Mensch in einer Welt voller magischen Gestalten, besonders war an ihm nichts, stattdessen musste er ständig die Flucht ergreifen, weil er sich nicht mit den Kreaturen messen konnte.

Zu seinem Glück schlenderte Simeon zur Treppe, um nach dem Rechten zu sehen. Auf halben Weg dorthin hielt er inne, auch er vernahm plötzlich ominöse Geräusche. Im Keller rumpelte es, dann kamen schwere Schritte auf ihn zu. Simeon fühlte sich augenblicklich schlecht, dass er mit Jayce so hart ins Gericht ging.
Zwei Gestalten staksten die Treppe hinauf.
„Einbrecher, komm Beth, die vertreiben wir!", rief die kleinere Gestalt und zeigte auf Simeon.
„Die sind uns nicht gewachsen, Shermy. Die sind im null Komma nichts hier raus", erwiderte die um einiges größere Gestalt, die auf den Namen Beth hörte.
„Hey hey, immer mit der Ruhe!", rief Simeon ihnen entgegen, er hob beschwichtigend seine Hände.
Shermy, die kleine, katzenähnliche Gestalt mit den langen Ohren hielt sein Schwert in der Hand, bereit, anzugreifen, Beth hielt ihn aber davon ab.
„Warte, Shermy. Er da drüben hat den König von Ooo dabei."
Simeon warf einen Schulterblick zu Jayce, auf den Beth deutete, auf seiner Schulter saß Beemo.
„König von Ooo?", hakte Simeon verwirrt nach und legte seinen Kopf schief.
Shermy nickte aufgeregt.
„Ja, das da ist der König von Ooo. Er hat sehr viele antike Relikte und hat uns erzählt, warum das Candy-Königreich untergegangen ist. Er hat uns auch von dem großen Krieg in Ooo erzählt."
Simeon drehte sich um, er baute sich bedrohlich vor Jayce auf, und obwohl es nicht ihm gerichtet war, rutschte das Herz des Blonden in die Hose.
„Beemo, du weißt, wieso das Candy-Königreich untergegangen ist?", knurrte Simeon und zeigte seine Fänge.
Beemo zuckte nur mit seinen Schultern.
„Es ist untergegangen, und es hat irgendetwas mit den Varmints zu tun", antwortete die Konsole nur und Simeon seufzte. So viel wusste auch er schon.

„Hey, zeig' dem König von Ooo gefälligst etwas Respekt!", schimpfte Shermy, nun richtete er schon seine Schwertklinge auf Simeon.
„Und verschwindet aus unserem Haus!"
Euer Haus?", fragte Simeon gereizt.
„Das hier gehört euch nicht. Wenn es jemanden gehören würde, dann am ehesten mir. Ihr solltet verschwinden, bevor meine Eltern wiederkommen, die fackeln nicht lange!"
„Hier war schon seit einem Jahr niemand, der das Haus für sich beansprucht hat", sprach Beth ruhig, sie hatte Mühe, den quirligen Shermy im Zaum zu halten, Simeon's Drohungen provozierten ihn nur.
„Außerdem haben wir diesen Brief hier gefunden."
Beth reichte dem Braunhaarigen einen alten, zerknitterten Zettel

Liebe Abenteurer,
wenn ihr diesen Text hier lest, bedeutet das, dieses Haus ist unbewohnt. Ihr dürft euch hier niederlassen, so lange ihr wollt, macht dieses Haus zu eurem Eigenheim, zu dem ihr von euren Abenteuern zurückkehren könnt.
M.A.

Simeon ließ den Kopf hängen, nachdem er den Text laut vorlas.
„Sie haben dieses Haus also nicht überstürzt und plötzlich verlassen", stellte er leise fest, seine Worte wurden von Shermy allerdings überhört.
„Wir haben herausgefunden, dass diese Initialen von der legendären Vampirkönigin stammen! Ist das nicht cool, dass hier mal so eine Berühmtheit gelebt hat?"
„Shermy, warte einen Augenblick", meinte Beth sanftmütig zu ihrem Freund. Sie hatte bemerkt, dass Simeon in diesem Moment mental nicht erreichbar war, genauso wie Jayce an seiner Seite stand und ihm eine Stütze bot, die er jedoch nicht in Anspruch nahm.
„Fremder, willst du dich einen Moment lang hinsetzen? Wir können dir einen Tee machen, wenn du willst", bot Beth an.
„Ich glaube, das ist eine gute Idee", antwortete Jayce anstelle seines besten Freundes, er schob ihn zu einer Couch und setzte ihn dort ab.
„Vielen Dank."

The Night we met | Adventure Time FFWhere stories live. Discover now