c h a p t e r II

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„Was hast du bitte die ganze Zeit über gemacht?", fragte Jayce, er wollte Simeon gar nicht mehr loslassen.
„Ich bin durch die Wastelands gezogen", meinte er nur knapp. Natürlich steckte da viel mehr hinter.
Nachdem er von allem getrennt wurde, was ihm lieb war, er all seine Erinnerungen verlor, fand er sich inmitten einer trockenen Wüste wieder. Die Wastelands waren einst viel kleiner, nun verbunden mit einigen verbrannten Teilen des Feuerkönigreichs, und geschmolzenen Teilen des Eiskönigreichs waren die Wastelands gewachsen. Die Ruinen des candy-Königreichs gehörten ebenfalls dazu, wobei diese Gegend ganz andere Gefahren barg. So war Simeon bis jetzt nur von Dorf zu Dorf im Ödland gewandert.
„Wo bist du überhaupt die ganze Zeit gewesen?", entgegnete Simeon die Frage, allmählich konnte er seinen Arm wieder bewegen. Jayce zuckte leichtfertig mit den Schultern.
„Ich hab' hier in der Gegend eine Höhle, aber eigentlich will ich versuchen, das Candy-Königreich zu finden", erklärte der Junge. Ein Zahn fehlte ihm, und eine tiefe Narbe zog sich über sein gesamtes Gesicht.
„Aber dann haben mich diese Typen geschnappt. Du warst dann aber da und hast sie ordentlich verjagt!"

Simeon's freudiges Lächeln wandelte sich in Entsetzen. Er hatte ihren Anführer getötet, und sie waren nur geflohen, sie waren Zeugen von Simeon's Geheimnis geworden.
„Was ist denn?", fragte Jayce irritiert.
Simeon schüttelte sich, er könnte zur Zielscheibe für Kopfgeldjäger werden, sollten die verbliebenen Söldner von ihm berichten.
„Wir müssen die Wastelands so schnell wie möglich verlassen", sagte Simeon beunruhigt.
„Die wissen jetzt, dass ich kein normaler Mensch bin."
„Das erkennt man doch auch an deiner Hautfarbe", konterte Jayce und stieß ihm seinen Ellenbogen in die Seite, Simeon hob nur eine Augenbraue. Es war dunkel, die hellpinke Haut hätte niemand von ihnen erkennen können.
Er war sich nicht sicher, was genau er war, er wusste nicht einmal, welche Kräfte er alle besaß. Er konnte sich regenerieren, er konnte das Leben aus Körpern saugen, doch mehr wusste er nicht.
„Wir müssen los", warf Simeon ein, bevor sie noch Wurzeln schlugen.

~•~

Dort, wo der dreckige Sand auf trockene Gräser traf, wo sich die Wurzeln eines riesigen Baumes durch die Erde fraßen, da wuchs eins das prächtige Candy-Königreich.
Simeon stemmte die Hände in die Hüfte und starrte auf die Ruinen der Hochhäuser hinab.
„Willkommen zuhause", murmelte Simeon traurig. Einst zog er durch die Straßen dieses Reichs, nun warteten dort die Varmints.
„Wo sind eigentlich deine Eltern?", fragte Jayce aus dem Nichts heraus, er lehnte lässig gegen den breiten Baumstamm. Simeon funkelte seinen besten Freund an, schwieg aber. Den Gerüchten aus den Dörfern zufolge könnte man meinen, sie waren verstorben, genauso wie man sagte, König Gumball sei umgebracht worden. Simeon jedoch war davon überzeugt, dass keiner von ihnen das Zeitliche bereits segnete.

Jayce bemerkte, wie unangebracht seine Frage war und senkte den Kopf.
„Was genau willst du eigentlich in der Stadt?", fragte Jayce und lenkte von seiner ersten Frage ab.
„Ich will nach Leben suchen", antwortete Simeon, wandte seinen Blick nicht von den Ruinen ab. Die Sonne tauchte gerade am Horizont auf, erleuchtete die Welt in einem seichten Morgenrot.
„Oder Hinweise, was mit dem Candy-Königreich wirklich passiert ist."
„Na dann brechen wir doch sofort au-"
Ein gellender Schrei entfloh Jayce. Er stürzte hinab in die Tiefe, unter dem trockenen Laub tat sich ein riesiges Loch auf. Erschrocken warf Simeon seinen Kopf zur Seite und starrte hinab.
„Mach doch deine Augen auf du Trottel", seufzte er amüsiert und folgte dem Jungen hinab in das Loch, über dem nur noch die Halterung einer Luke befestigt war.

Elegant landete Simeon auf dem Boden, er musste sich erst an die tiefe Dunkelheit gewöhnen. Neben ihm richtete sich Jayce ächzend auf.
„Das tat echt weh", presste er aus zusammengebissenen Zähnen hervor, Simeon dagegen starrte ihn an und musste sich ein lautes Lachen verkneifen.
„Du bist so ein Idiot", sprach er leise, kämpfte mit sich und reichte Jayce schließlich eine Hand.
Vor ihnen baute sich ein Tunnel auf, aus dem ein kleines Licht leuchtete. Simeon baute sich vor seinem kleineren Freund auf, sie wussten nicht, was vor ihnen lauerte.
„Bleib hinter mir", wies er ihn an und setzte sich in Bewegung. Langsam schlichen sie den engen, sandigen Gang entlang und erreichten einen kleinen Wohnraum.
Ein Esstisch mit zwei Stühlen, eine löchrige Tischdecke ruhte auf der Platte, ein Kamin direkt daneben. Noch ein paar unberührte Holzscheite lagen daneben.
„Einbrecher, na wartet!", vernahm Simeon eine leise, mechanische Stimme. Aufmerksam blickte er sich um, fand jedoch die Quelle nicht.
„Ich werde euch das fürchten lehren!"
Er verspürte einen dumpfen Schlag auf sein Schienbein, mit einem schmerzverzerrten Gesicht sprang er auf und hielt sich sein Bein fest. Dass er sich regenerieren konnte, bedeutete nicht gleich, dass er vollkommen unempfindlich Schmerzen gegenüber war, und ein Schlag gegen das Schienbein war unangenehm.
„Du mieses", knurrte Simeon gereizt, brachte seinen Satz allerdings nicht zu Ende. Eine kleine, türkisblaue Konsole baute sich vor ihm auf, mit seinen kleinen Armen hielt es ein Holzschwert, und es holte aus, um ihn noch einmal zu treffen.
„Warte warte!", rief Simeon panisch aus, nachdem der Schmerz allmählich abklang.
„Nicht nochmal, warte."

Jayce sah verwirrt zwischen der Konsole und Simeon hin und her, er verstand weder, wer diese Konsole war, noch wieso diese Konsole sich wie ein Mensch bewegen konnte. In einem Land voller unterschiedlicher, mystischer Wesen war dies jedoch nichts Außergewöhnliches mehr.
„Ich halte die Einbrecher auf, keine Sorge Flynn!"
Simeon kniete sich hinunter, um mit der Konsole auf Augenhöhe zu sprechen.
„Beemo, wer ist Flynn?"
„Nein, nicht Flynn. War es... Phil?"
„Sag' mir nicht, du kennst dieses Ding da", nuschelte Jayce, er blieb kerzengerade stehen und hielt die Luft an.
"Halt mal kurz die Klappe", meinte Simeon an Beemo gewandt und sah zu Jayce.
"Das ist Beemo. Er ist ein guter Freund meiner Familie."
Derweil hielt sich die Konsole die Hand dorthin, wo sein Kinn sich befinden würde, und überlegte weiter.
"Nicht Phil..."
"Bring uns einfach zu ihm."

Beemo verstummte, starrte Simeon aus großen Augen an, dann zuckte er mit den Schultern und deutete den beiden, ihm zu folgen. Jetzt, wo keine Gefahr mehr drohte, bräuchte Simeon sich nicht schützend vor Jayce stellen, der Blonde jedoch hielt sich ganz freiwillig hinter seinem besten Freund auf.
Beemo führte sie in einen anderen Raum, nur ein großes Bett stand darin.
"Hier, da ist er", meinte Beemo und kletterte mühsam den Bettpfosten hinauf.
"Ich hab' die Einbrecher gestoppt, Finn!"
Er hielt inne, legte sekn Holzschwert auf der dreckigen Matratze ab, und riss sie jubelnd in die Lüfte.
"Finn, das war es!"
Simeon ließ die Schultern hängen.
Auf dem Bett lag ein Skelett, gekleidet in ein blaues T-Shirt und einer etwas dunkleren Hose, auf seinem knochigen Kopf ruhte eine weiße Mütze mit Ohren.

Er wusste, die Katastrophe forderte etliche Opfer, und Finn war nur ein normalsterblicher Mensch. Beemo allerdings schien das nicht zu verstehen, er redete mit dem Skelett, als weilte er noch unter den Lebenden.
Jayce griff ängstlich nach Simeon's schwarzem Jackenärmel.
"Wer ist das?", fragte er den Größeren leise, er konnte seinen Blick nicht von dem Toten abwenden.
"Das war Finn, ein großer Abenteurer und Held aus Ooo. Den Legenden nach hat er das Candy-Königreich stets beschützt, und mein Leben hat er auch schon gerettet", erklärte Simeon traurig.
Es war nicht sein Ableben, was ihn trübte, viel mehr war es Beemo's Verhalten.

"Hey, komm Mal her", wies er Beemo an, als würde er mit einem kleinen Hund reden. Die Konsole gehorchte, schmiss sich vom Bett und lief auf Simeon zu.
"Wollt ihr auch Mal mit Finn reden?"
Schweigend hob der Braunhaarige ihn hoch und hielt ihn fest.
"Hast du Lust mit uns auf ein Abenteuer zu gehen?"
Beemo's Augen schienen zu strahlen.
"Ja! Abenteuerzeit!", rief er fröhlich, Jayce dagegen starrte ihn voller Entsetzen an.
"Du willst das Ding doch nicht etwa mitnehmen?", entfuhr es ihm.

"Natürlich, ich kann ihn nicht hier alleine lassen. Er ist immernoch ein Freund meiner Eltern."

The Night we met | Adventure Time FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt