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Ohne etwas zu sagen sitzen wir bei mir in der Wohnung auf der Couch. Louis' Blick ist auf den Fernseher gerichtet während ich immer wieder heimlich zu ihm rüber gucke und ihn muster. Ich kann mich nicht auf den Film konzentrieren und es nicht verhindern ihm immer wieder kurze verstohlene Blicke zuzuwerfen.

In den Wochen in denen wir uns getroffen haben sind wir näher zusammen gewachsen und etwas wie Freundschaft ist entstanden. Auch wenn ich mir verboten habe mich auf Leute wieder einzulassen, kann ich es bei Louis einfach nicht verhindern. Er hat etwas an sich, etwas was mich sicher und wohl fühlen lässt. Langsam habe ich gelernt meine Gefühle zuzulassen und nicht wegzuschieben. Es hätte sowieso nicht geklappt, so sehr ich es auch versucht hätte.

Louis ist der erste, der seit langem wieder etwas Licht in meine sonst so düstere Welt bringt. Es ist, als hätte er die Tür zu meinem Kerker Verließ gefunden und die Tür einen spalt geöffnet so dass ein wenig Licht hereinscheint. Als würde er gucken wollen was sich in hinter dieser Tür verbirgt. Aber würde er die Tür ganz öffnen und mich aus meinem Verließ befreien, wenn er erst sieht was sich wirklich alles dahinter befindet? Oder würde er die Tür wieder schließen und so tun als hätte er nie etwas gesehen und wieder verschwinden, so wie es die meisten tun würden und getan haben?

Der kleine Hoffnungsschimmer in mir fängt wieder an zu funkeln, wenn auch nur ein kleines bisschen, während ich versuche ihn zu erdrücken. Hoffnung ist nicht gut und hat mich noch nie zu etwas gutem geführt. Jedes mal wird die Flamme aufs neue brutal ausgetreten und im Dreck erlöscht. Wenn ich jetzt Hoffnung aufbaue um nur wieder enttäuscht zu werden, weiß ich nicht wie lange ich noch durchhalten kann.

Louis'Blick löst sich vom Fernseher und trifft auf meinen, der immer noch an seinem Gesicht hängt. Unsere Blicke treffen sich für einen kleinen Moment bevor ich meinen schnell wieder auf den Fernseher richte um nicht beim starren ertappt zu werden. Das schmunzeln auf Louis' Lippen was ich aus meinem Augenwinkel erkennen kann, verrät mir aber das ich zu langsam war. Louis hält seinen Blick noch kurz bevor er ihn wieder auf den Fernseher richtet.

Meine Augenlieder werden schwerer und schwerer, so angestrengt von den letzten Wochen. Ohne es zu verhindern schließen sie sich langsam in der sicheren Atmosphäre von Louis' Anwesenheit und ich sinke langsam in den Schlaf.

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Dunkelheit.

Alles was ich sehe, als ich mich langsam vom kalten Betonboden aufrichte ist Dunkelheit. Das rasseln von Ketten ist zu hören und als ich an mir runter sehe, sehe ich die tausenden von ketten die um meinen Körper gewickelt sind. Das Gewicht von ihnen droht mich runterzuziehen aber ich halte mich mühevoll mit meiner letzten Kraft oben.

Stille.

Alles ist still und nichts außer mein schweres Atmen und das Rasseln der Ketten ist zu hören. Nichtmal mehr Wind ist zu hören. Es ist einfach nur still. Zu still. Ich blicke mich um. Nichts, außer Betonwände die mich umgeben. Ich bekomme Panik, mein Atem wird schneller, mein Herz rast, Tränen beginnen meine Augen zu füllen. Ich falle auf den Boden, zu schwach um mich aufrecht zu halten.

Lachen.

Das Lachen was ich so sehr verabscheue hallt durch den Raum. Auf meinem Körper breitet sich Gänsehaut aus und ich beginne zu Zittern.

Angst.

Alles was ich verspüre ist Angst. Ich wage es nicht meinen Blick zu heben, zu viel Angst vor dem Anblick der mich erwarten wird. Seinem Anblick.

Schmerz.

Schmerz macht sich in mir breit als ich getreten und geschlagen werde. Das Lachen hört wie der Schmerz nicht auf. Ich werde grob am Kinn gepackt und gezwungen ihm in die Augen zu gucken in denen sich Hass und Verabscheuung wiederspiegelt.

Help me to breath againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt