Warum?

Diese Frage stelle ich mir jedes Jahr um diese Zeit. Warum war ich so blind? Warum habe ich es nicht kommen gesehen? Warum habe ich mich in diese Situation gebracht? Warum habe ich das verdient? Warum ist mir so was passiert? Warum habe ich mich nicht mehr gewehrt?

Mein Wut Ausbruch in der Pizzeria ist inzwischen einen Monat her. Das bedeutet auch, das heute der Tag im Jahr ist, den ich am meisten hasse. Er verfolgt mich und brennt sich in mein Gedächtnis ein.

Das ganze Jahr über versuche ich ihn so gut es geht zu vergessen, aber wie jedes mal holt er mich wieder ein. Keine Chance zu entkommen. Die Dämme die ich das ganze Jahr mühsam versuche aufzubauen brechen zusammen und das Wasser überschwemmt mich und wirbelt mich umher. Jedes mal wenn ich es an die Oberfläche schaffe drückt mich eine neue Welle wieder runter.

Ich liege schon den ganzen Tag im Bett und starre die Decke an. Für die Arbeit habe ich mich krank gemeldet. Das Bett habe ich kein einziges mal verlassen, auch nicht um was zu essen oder trinken. Mein Handy hat schon mehrmals geklingelt aber ich ziehe es nicht mal Annähernd in betracht mich zu bewegen. Außerdem kommt Zayn früher oder später so wie so vorbei. Wozu sich also unnötig bewegen?

Das einzige was ich mache ist dem rauschen der Autos zu zu hören und über meine Vergangenheit nachzudenken. Momente aus meiner Vergangenheit spielen sich wie ein Film in meinem Kopf ab, ohne das ich es verhindern kann.

Die Türklingel reißt mich aus meinen Gedanken aber ich bewege mich trotzdem nicht um die Tür aufzumachen. Ich höre das Klinkern von einem Schlüssel und wie die Tür aufgeschlossen wird. Es dauert nicht lange bis ich die mir all zu bekannte Stimme höre.

"Harry?"

Ich antworte nicht, bleibe regungslos liegen und starre die Decke weiter an. Die Schritte kommen näher und ich höre wie die Tür von meinem Schlafzimmer aufgeht. Ein kurzer Seufzer ist zu hören, bevor sich das Bett neben mir senkt.

"Hast du dich heute überhaupt aus dem Bett bewegt?"

Mein schweigen ist wohl Antwort genug und er seufzt erneut. Für einen kurzen Moment ist es still. Zayn überlegt wahrscheinlich was er sagen oder machen soll. Er versucht mich jedes Jahr aus dieser Situation zu holen.

Er weiß ganz genau was in meinem Kopf vor geht. Welche Vorwürfe ich mir mache und wie sauer ich auf mich bin. Mein ganzer Körper verweigert das Wissen, dass ich für Zayn ein offenes Buch bin, dass er weiß wie es mir geht und was in mir vorgeht. Es ist genau das was ich verhindern will, aber bei Zayn habe ich mich damit abgefunden.

Es hat ein wenig gedauert zu lernen, das es okay ist wenn es jemand gibt, der weiß was in mir vorgeht, das man jemanden braucht der bei einem ist. Im Nachhinein bin ich dankbar und vielleicht auch froh das es so eine Person gibt. Er kann mir zwar nicht aus meinen größten Problemen helfen aber einen kleinen Teil hat er geholfen.

Laut ihm ist es ein Anfang aber für mich ist es nur ein weiterer unnötige Versuch mich aus dem Wasser zu ziehen. Nur sieht keiner was das Wasser immer noch für eine Macht über mich hat. Es hält mich fest, sodass mich keiner Rausziehen kann. Mein Körper ist zu verletzt um sich selber frei zu kämpfen, meine Arme zu schwach nach einer Hand zu greifen und meine Stimme zu gebrochen um nach Hilfe zu rufen.

Das Bett neben mir hebt sich wieder. Aus dem Augenwinkel beobachte ich Zayn der zu anderen Seite des Zimmers läuft. Mit den Händen greift er die Vorhänge die mein Zimmer in Dunkelheit gehüllt haben und reist sie auf.

Ich stöhne genervt und kneife meine Augen zusammen als mich das Sonnenlicht trifft. Fassungslos und sauer gucke ich Zayn.

"Zayn warum zur Hölle hast du das gemacht?!"

Help me to breath againOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz