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Jake POV

"Dürfen wir bitte auch mitmachen?", fragend sah Luke Cole, Mike und mich an. Ralf hatte mal wieder seine Waffensammlung mitgebracht und die Jungs erneut zu einem Wettbewerb herausgefordert.

Ich persönlich war der Meinung, dass dies der falsche Ort und Zeitpunkt für so etwas war, aber das sah Ralf wohl anders.

Grundsätzlich hatten wir nichts dagegen, wenn die Jungs schießen wollten, wir wollten nur, dass sie verantwortungsvoll mit den Waffen umgehen und sich dem bewusst sind, was sie in den Händen hielten.

Ralf war deutlich entspannter was den Umgang mit Waffen anging und wir wollten nicht, dass er das Thema vor den Jungs herunterspielt. Für ihn waren Waffen Spielzeuge, mit denen er Spaß haben konnte. Die Gefahr, die mit einherging, war für ihn nicht sehr relevant und er beachtete sie nicht.

Er kann mit dem Thema umgehen wie er wollte, allerdings wollten wir nicht, dass er die Jungs mit seiner Leichtigkeit ansteckte.

"Ich komme mit euch mit", erwiderte Mike, was die Jungs mit einem Grinsen quittierten, bevor sie zusammen mit Mike zu Ralfs selbst aufgebautem Schießstand liefen.

"Der und seine Waffen. Dass er sie nicht einmal zu Hause lassen kann", kopfschüttelnd sah unsere Tante May zum See. Sie beschwerte sich immer über Ralfs laschen Umgang mit Waffen, aber sagte nie etwas zu ihren Söhnen, die auch immer vorne mit dabei waren, wenn es um das Schießen geht. So wichtig kann es ihr also wiederum nicht sein.

Ich beobachtete die Jungs, die voller Vorfreude die Waffen auf dem Tisch betrachteten, als mein Blick auf Mila fiel. Sie saß inzwischen alleine an dem großen Tisch, während sich Daniel, der neue Freund einer unserer Tanten sich zu ihr saß.

Ich konnte auch von hier erkennen, dass Mila sich nicht sehr wohl dabei fühlte. Sie veränderte ihre Körpersprache und rückte etwas mit dem Stuhl nach hinten. Sie war schon als kleines Kind sehr vorsichtig fremden Männern gegenüber, aber nachdem was alles in den letzten Monaten passiert ist, war sie noch zurückhaltender geworden.

Es war gut, dass sie vorsichtig war. Lieber zu vorsichtig als nachsichtig.

Ich erhob mich von meinem Platz und lief zu meiner kleinen Schwester. Auch wenn ihr hier nichts passieren wird, wollte ich nicht, dass sie sich unwohl fühlte.

Sanft legte ich meine Hand auf ihre Schulter, wodurch sie leicht zusammenzuckte. Das bestätigte nur noch einmal, dass sie etwas angespannt war, jedoch entspannte sie sich, als ich begann mit ihr zu reden.

Sanft strich ich über ihren Oberarm. Ich war froh, dass wir Mila die Sicherheit geben konnten, die sie braucht, um sich wieder wohlzufühlen. Meine kleine Schwester blieb etwas gelangweilt sitzen, während ich mich mit Daniel unterhielt, bevor sie nach einer Weile zu Alex lief.

Ich vergewisserte mich, dass Mike noch bei den Jungs war, bevor ich mich wieder dem Gespräch mit Daniel widmete. Nach und nach kamen andere aus unserer Familie hinzu, während sich Jeff und Bart lautstark zu streiten begannen.

So traurig das auch war, es gehörte schon zu unseren Familientreffen dazu. Jeder versuchte den anderen zu übertrumpfen, anstatt sich einfach für den anderen und dessen Erfolg zu freuen.

Leicht kopfschüttelnd lief ich zu Cole, welcher sich noch immer mit unserer Tante May unterhielt. Sie war eine nette Frau in ihren 40ern und immer eine sehr gute Tante für uns gewesenen, jedoch hatte auch sie etwas extreme Ansichten, was die Schulbildung inklusive College angeht. Über alles andere konnte man sich jedoch sehr gut mit ihr unterhalten.

Ich sah, dass sowohl Liam als auch Mila bei Jeff und Bart saßen, allerdings war Alex ebenfalls bei ihnen, sodass ich mir keine Sorgen machen musste.

Mila ist trotz, oder vielleicht auch wegen der Geschehnisse in den letzten Wochen selbstbewusster geworden und traut sich langsam aber sicher immer zu. Sie redete mehr vor anderen und lässt sich nicht mehr so leicht unterkriegen, was aber auch sehr wichtig war, sie beginnt sich selber zu akzeptieren.

Sie war auf einem guten Wege, welcher allerdings noch nicht sehr gefestigt war und leicht wieder zerstört werden kann, mit einem dummen Kommentar von seitens unserer Familie zum Beispiel. Ich wusste, dass Alex das aber nicht zulassen würde und schenkte dem ganzen daher nicht weiter größere Beachtung.

Ich sah noch einmal kurz nach den Jungs, die sich inzwischen am Rande des Sees befanden und versuchten den Alkohol, den sie tranken zu verstecken, bevor ich mich schließlich zu Cole und May setzte.

Wir unterhielten uns, während ich im Augenwinkel die Situation zwischen Bart, Jeff, Mila und Alex beobachtete. Jeff und Bart war es, wie so oft, anzusehen, dass sie noch nie wirklich Kontakt mit Jugendlichen hatten.

Sie hatten ein völlig falsches Bild von Teenagern. In ihren Augen muss jeder perfekt erzogen sein und aufs Wort gehorchen, wie ein Hund, sie werden allerdings nie einen Jugendlichen finden, der ihren Vorstellungen entspricht.

Während Liam mit Mila zu den anderen Jungs lief, sagte Alex noch etwas zu Jeff und Bart, bevor er sie ebenfalls alleine lies und zu Mike ging, der sich etwas abseits mit unserer Cousine Charlie unterhielt.

Die Anspannung zwischen Jeff und Bart war deutlich zu sehen, als Bart aufstand und Jeff einfach stehen ließ. Die ältesten konnten manchmal die größten Kinder sein.

Bart kam zu uns und setzte sich wortlos auf einen freien Stuhl, während ihm die Wut ins Gesicht geschrieben war. Ich ignorierte ihn und wollte mich wieder dem Gespräch von Cole und May widmen, als Luke bei uns auftauchte.

"Hey Buddy, whats up?", fragend sah ich ihn an, während er sich neben mich setzte. "Dylan und ich wollten noch zu einem aus unserer Stufe gehen, dürfen wir?". "Ihr wart gestern weg und das reicht für dieses Wochenende", erwiderte ich, was Luke mit einem leicht enttäuschten Blick quittierte.

Ich konnte verstehen, dass die Jungs gerne auf Partys gingen, aber sie mussten es nicht übertreiben. "Und nur für 2 Stunden?", versuchte er einen Kompromiss auszuhandeln, aber ich widersprach.

"Luke, du bist jetzt in deinem Junior Year, richtig?", wendetet sich Bart fragend an meinen kleinen Bruder und ich wusste schon jetzt, worauf es hinauslaufen wird.

"Yes", erwiderte Luke noch immer etwas enttäuscht, dass er nicht zu der Party durfte. "Das heißt "yes, Sir", verbesserte Bart Luke mit strenger Stimme.

Etwas verwirrt sah Luke zu ihm, während ich sagte "darauf legen wir keinen Wert, daher könnt ihr nicht erwarten, dass sie euch mit "Sir" antworten".

Ich wusste, dass Bart das alles anders sah und ihm diese kleinen Dinge wie "sir" or "ma'am" wichtig waren. Das kann jeder für sich selber festlegen, aber er kann von Luke und den anderen nicht erwarten, dass sie ihn so ansprechen.

Es war uns wichtig, dass unsere Geschwister Polizisten, Richter und so weiter angemessen ansprachen, aber nicht Leute innerhalb unserer Familie.

Es war Bart anzusehen, dass ihm das überhaupt nicht passte und er das nicht einfach so stehen lassen konnte...

Big Brothers 7Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt