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Mike POV

„Passt, danke für die Info.", sagte ich, bevor ich auflegte. Als wäre gerade nicht sowieso schon genug los, gab es heute Morgen auch noch einen toten Zivilisten bei einer Schießerei. Ich habe 4 meiner Mitarbeiter in Zusammenarbeit mit einer anderen Abteilung nach Venice geschickt. Neben den vermissten Mädchen hatten wir noch zahlreiche andere offene Fälle, wie genau diesen. Als die Agents das Haus eines Mannes, der verdächtigt wird, letzten Monat eine Schießerei verübt zu haben, durchsuchen sollten, kam es zum Schusswechsel. Dabei ist sowohl der Verdächtige als auch ein Zivilist um Leben gekommen. Es bleibt abzuwarten von wem die tödliche Kugel kam, aber falls sie von einem unserer Agents stammt, müssen wir darauf vorbereitet sein. Es war eine unglückliche Verkettung unglücklicher Umstände, die dazu geführt haben, dass 2 Agents aus der anderen Abteilung durch eine Hauswand durchgeschossen haben. Es waren nicht meine Agents, die infrage kommen für den Tod des Zivilisten verantwortlich zu sein, sondern die der anderen Abteilung, weshalb die Aufarbeitung des Vorfalles glücklicherweise nicht an mir lag, sondern an dem anderen Abteilungsleiter. Trotzdem bedeutet das auch Arbeit für mich. Ich musste mich mit den 4 Agents meines Teams, zu denen auch Alex gehörte, unterhalten und zu Protokoll geben, inwiefern sie Einfluss auf den Einsatz genommen haben. Das alles dient jedoch nur zur Dokumentation und Aufklärung. Selbst wenn die Kugel, die den Zivilisten getötet hat, von einem Agenten der anderen Abteilung kam, es war ein Unfall und auch wird als solcher bewertet. Weswegen er keine rechtlichen Konsequenzen zu befürchten hat, insofern auch die standardisierte Untersuchung gegen ihn keine Beweise für vorsätzliches Handeln aufzeigen werden, wovon keiner ausgeht. Allerdings war das nicht das einzige, mit dem ich mich heute beschäftigen musste. Es standen mehrere Besprechungen auf dem Plan, ich musste überprüfen, wie weit mein Team mit den einzelnen Fällen vorankommt, aber vor allem, ob es Neuigkeiten aus den 3 Vermisstenfällen gibt und noch weitere organisatorische Punkte abklären. Gerade als ich damit beginnen wollte, klopfe es an meiner Tür. Es war Cole. „Hast du kurz Zeit?", fragte er mich, während mein Blick auf Mila fiel. Ich sah sofort, dass etwas nicht stimmte. Selbst von hier konnte ich ihre verheulten Augen sehen. Sie war sehr blass und wirkte total überfordert. Ihr Blick lag auf dem Boden, während sie mit ihren Fingernägeln an ihrer linken Armbeuge herumkratzt, was ein deutliches Anzeichen für Überforderung war. Ich stand auf und lief zu Cole während er Mila auf meine Couch schickte. Schnell schloss ich meine Bürotür und fragte: „Was ist passiert?" „Linus hat Mila aufgelauert und sie bedroht. Er ist wohl Ryan Chapters Sohn und hat Mila unter Druck gesetzt, ihre Aussage bei der Gerichtsverhandlung zu verweigern, wenn sie das nicht tut oder uns davon erzählt, wird er sich an ihr rächen. Gegen Linus läuft inzwischen ein Haftbefehl, aber wir haben ihn noch nicht", erzählte Cole. „Es macht keinen Sinn, Mila zu bedrohen, ihre Aussage zu verweigern, selbst wenn er für das, was er ihr angetan hat, freigesprochen wird, er wird für die anderen Mordfälle verurteilt", begann ich. Cole schien zu wissen, worauf ich hinaus wollte: „ich weiß, Alex und ich haben auch schon kurz darüber gesprochen. Ihr müsst den ganzen Chapter Fall nochmal aufarbeiten und überprüfen, ob es doch eine Möglichkeit gibt, die ihn freisprechen könnte. Wir müssen uns über das alles noch in Ruhe später unterhalten. Ich habe in 5 Minuten den Termin mit dem Vizepräsidenten, den ich nicht verschieben kann und Jake kommt ebenfalls nicht aus dem Krankenhaus raus. Alex sollte in ein paar Minuten hier sein, kannst du 1-2 Stunden auf ihn verzichten, dass er sich um Mila kümmern kann?" fragend sah Cole mich an. In Gedanken ging ich kurz meine Termine durch bevor ich antwortete: „Ich kann meine Besprechungen auf heute Mittag verschieben und mich selber um Mila kümmern. Ich habe aktuell nichts zu erledigen, was akut ist und nicht bis heute Mittag warten kann. Sobald Alex hier ist, soll er kurz ein paar Minuten auf Mila aufpassen, damit ich schauen kann wie weit mein Team in den verschiedenen Fällen ist, aber ansonsten kann ich mir die Zeit für Mila nehmen und den Rest heute Mittag abarbeiten." Natürlich hatte auch ich viel zutun, aber Mila war mir wichtiger und im Gegensatz zu Cole konnte ich meine Arbeit um ein paar Stunden nach hinten verschieben, solange ich hier und ansprechbar für mein Team bin, ist das kein Problem. Es ist klar, dass Cole den Termin mit dem Vize-Präsidenten, bei denen es um die Sicherheit der USA ging und an dem viele sehr einflussreiche Menschen teilnehmen, nicht verschieben konnte. „Danke", sagte Cole zu mir, „Mila ist wirklich sehr aufgewühlt und überfordert mit allem. Sie hat auf dem Weg hier her ein paar Mal wieder angefangen mit weinen, sie weiß nicht, wie sie mit allem umgehen soll. Sie ist heute Morgen zu uns gekommen und hat wollte nicht in die Schule, da sie Angst hat bezüglich den ganzen Entführung. Dazu kommt das mit Linus und Chapter. Außerdem hat sie letzte Nacht wohl nicht viel geschlafen und es ist ihr anzusehen und auch in ihrem Verhalten bemerkbar, dass sie sehr müde ist, was ihr noch den Rest gibt. Sie ist gerade sehr verletzlich und überfordert, du musst sie wirklich mit Samthandschuhen anfassen.", informierte mich mein Bruder über den zerbrechlichen Zustand unserer kleinen Schwester. „Alles klar", erwiderte ich, „habt ihr schon mit ihr über die Gerichtsverhandlung, Linus oder die verschwundenen Mädchen gesprochen?" „Nein, sie war gestern sehr müde und wir dachten, dass es so keinen Sinn mehr macht, mit ihr darüber zu sprechen. Mal abwarten, wie ihr Zustand heute Abend ist. Es wäre wahrscheinlich besser, wenn wir erst Morgen mit ihr über all das sprechen, allerdings weiß ich nicht, ob sie heute Nacht schlafen kann, wenn wir eben nicht davor mit ihr darüber gesprochen haben. Sie soll jetzt erstmal herunterkommen und Abstand bekommen und dann sehen wir heute Abend weiter.", antwortete Cole. „Okay. Ich bleibe hier in meinem Büro mit Mila. Lass dir Zeit in deinen Meetings, ich kümmere mich um sie.", erwiderte ich. „Danke, bis später.", Cole verschwand durch das Großraumbüro zu den Aufzügen, während ich zurück in mein Büro lief. Mila saß teilnahmslos auf der Couch und starrte Löcher in die Luft. Es war wirklich sehr kontraproduktiv, dass zu ihrem sowieso schon labilen Zustand auch noch ihre Müdigkeit hinzukam. Mila brauchte sehr viel Schlaf und wenn sie diesen nicht bekam, konnte man es ihr sofort ansehen. Sie war dann immer sehr ruhig, zurückhaltend und verletzlich. Keine gute Kombination mit dem, was heute alles passiert ist. Ich setzte mich neben meine kleine Prinzessin und hob sie auf meinen Schoß. Sofort kuschelte sie sich an mich. Auch wenn Mila damit ein Problem hatte, dass sie sehr kuschelbedürftig war, es machte unser Leben ungemein einfacher. Jeder Mensch hatte etwas in seinem Leben, das ihm half wieder herunterzukommen, etwas, das ihn beruhigte und einen Ort, an dem er sich sicher und geborgen fühlt. Zu wissen, dass wir, beziehungsweise unsere Aufmerksamkeit und Zuwendung das für Mila ist, gab uns jedes Mal die Möglichkeit, ihr genau das zu geben, was sie brauchte. Und das war in diesem Fall Sicherheit und Geborgenheit...

Big Brothers 7Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt