Angst

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"Yah, Jimin-Hyung! Warte!"


Jimin seufzte. Dieser Maknae. 

"Beeil dich, Gguk, ich will ins Bett..."


Erschöpft lehnte er sich gegen die Wand des Flures. 

Den ganzen Tag lang hatten sie geprobt. Tanz, Gesang, Tanz, Mittagessen, Gesang, Tanz und Performance. Fürs Abendessen war es jetzt zu spät, Jimin wollte nur noch duschen und ins Bett.

Als Jeongguk näher kam, grinste er Jimin müde an. Ihm ging es wohl nicht anders.

"Danke."

"Kein Ding. Wo ist Tae?"

"Bei Jin und Yoongi. Die müssen noch was besprechen."


Jimin nickte knapp, stieß sich von der Wand ab und lief neben Jeongguk weiter in Richtung Ausgang. Ihre Schritte waren schwer, genau wie ihre Augen.

Keiner von beiden sagte ein Wort, bis sie endlich den Dorm erreichten. Auch wenn es ungewöhnlich war, von Gguk nicht einmal einen Kommentar zum Thema Hunger oder so zu hören, war er dankbar für die Stille. Gguk wirkte zwar so, als würde er die ganze Zeit etwas sagen wollen, aber Jimin war echt nicht in der Stimmung, ihn jetzt zum Reden zu ermutigen.

Er hatte sowieso schon zu viele Gedanken im Kopf und zu viele Sorgen, die ihn runterzogen und über die er nicht sprechen wollte, weil eh jeder wusste, wovon sie handelten... da wollte er sich ausnahmsweise mal nicht auch noch um jemand anderen kümmern müssen. 


Immernoch schweigend stiegen sie in den Aufzug, aber sobald wenige Momente später die Tür zu ihrer Wohnung hinter Jimin ins Schloss fiel, zuckte der Ältere zusammen. 

"Du hast nicht mehr viel Zeit."


Jimin ließ seine Jacke fallen. Jeongguk hob sie wieder auf. 

Seine Stimme war fest, bestimmt. Er wusste ganz genau, dass Jimin es nicht hören wollte, aber irgendjemand musste doch mit ihm darüber sprechen!

"Hyung, ich weiß, dass es scheiße ist---"

"Ach, weißt du das wirklich?"


Jimins Stimme zitterte, genau wie seine Hände, mit denen er nach der Jacke griff. 

Er war müde, komplett am Ende seiner Kräfte, dazu jetzt noch sauer und er hatte eine beschissene Angst. Und der Jüngere hatte wirklich den Nerv, ihn jetzt darauf anzusprechen?

"Hyung?"


Jeongguk trat einen Schritt vor, als sein Hyung laut hörbar schluckte. 

"Du weißt nicht wie das ist. Keiner von euch hat auch nur die kleinste Ahnung, wie ich mich fühle!"


Er wollte nicht schreien. Er wollte Gguk keine Angst machen, aber er war einfach fertig. 

Seine Familie, seine Mutter, sein Vater und sein kleiner Bruder, erwartete Erfolg. Ein Idol, das nicht nur singen und tanzen konnte, sondern auch ein verdammt gutes Vorbild darstellen würde. Sie erwarteten, dass er sich ehrenvoll verhielt, dass sie stolz auf ihn sein konnten. 

Seine zweite Familie, Bangtan Sonyeondan, dagegen erwartete, dass er seinem Chef sein tiefstes Geheimnis verriet und damit seine Zukunft aufs Spiel setzte. Ihrer aller Zukunft aufs Spiel setzte.


Jimin fühlte sich verloren, ratlos, machtlos

Er war davon überzeugt, dass Bang-PD-nim ihn niemals debütieren lassen würde, sobald er es wusste. Aber wenn er sich nicht outete, würde sein Körper ihn spätestens in der Umkleide während eines ihrer Konzerte verraten. 

Park Jimin war ein Mann. Innerlich, sowie inzwischen auch äußerlich... aber eben nicht ganz. Ein Bereich seines Körpers würden niemals dem anderer Männer gleichen und genau da lag das Problem. 

Er hatte keine Beule in der Hose. Er hatte keinen Penis. 


Genau deswegen zog er sich nie gerne vor anderen um und wenn er während eines Kostümwechsels schnell machen musste, blieb ihm gar keine andere Wahl, als sich vor Visagisten, Kostümbildnern, PD-nim und so vielen anderen auszuziehen. 

Irgendwann würden sie Fragen stellen und dann würde PD-nim sich so verraten und hintergangen fühlen, dass er vermutlich nicht nur Jimin, sondern auch seine Bandkollegen zurück nach Hause schicken würde. Vermutlich auch noch mit einer fetten Anklage am Hals wegen Vortäuschung falscher Tatsachen und Schadensersatz oder so einen Scheiß.



Der Druck, den er Tag für Tag mitschleppte, spitzte sich in genau diesem Moment zu, sein Bauch brodelte, sein Hals zog sich zu und Jimin brach in Tränen aus. 

Er hockte sich hin und drücke sich seine Hände ins Gesicht, um sein Schluchzen zu dämpfen. Jeongguk, der von der Reaktion seines Hyungs absolut überfordert war, kniete sich panisch neben ihn, nahm ihn in den Arm und wog ihn von Seite zu Seite.

"Shhh, Hyung. Ist schon gut... ist schon gut..."

"T-Tut mir leid, Gguk, i-ich wollte nicht---."

"Ich weiß, Hyung. Ich weiß. Beruhig dich erstmal, wir können wann anders reden." 


Jimin zog ihn näher zu sich, vergrub sein Gesicht in Gguks Halsbeuge und weinte sich erstmal aus. All der Druck, all die Sorgen, all die Angst mussten erstmal raus. 

Der Jüngere ließ ihn machen. Weinen. Schluchzen. Sich an ihn kuscheln. Bis er sich endlich beruhigen konnte.





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a/n

Leute, ich glaube ich finde meinen alten Schreibstil nicht wieder. Hoffe, ihr seid nicht allzu enttäuscht   /ToT\

Frage: 
Hast du eine Trans-Frau/einen Trans-Mann in deinem Umfeld und wenn ja, woher weißt du, dass er/sie trans* ist?

Für jede/n bedeutet ein Outing etwas anderes.
Manche möchten nicht, dass man davon erfährt und diese Menschen empfinden es als eine ganz schwere Last. Andere wiederum machen daraus keinen Hehl und erwähnen es recht beiläufig oder thematisieren es absichtlich. 

Ich denke, dass jede/r seinen/ihren eigenen Weg finden muss, mit seiner/ihrer Vergangenheit zu leben und finde sowohl den einen als auch den anderen, wenn nicht sogar noch andere Wege absolut nachvollziehbar. 

Ihr verdient euren Frieden ♥ Also hoffe ich, dass ihr ihn auf eure eigene Weise finden könnt.



I am Jimin - a yoonmin ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt