Verletzen Teil 1

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Das letzte was sie wollte war ihn zu verletzen. Das hatte sie sich geschworen. Doch gerade lief das alles andere als gut. Sie war gerade auf dem besten Wege ihn bis aufs tiefste zu verletzen. Und das war doch genau das was sie nicht wollte. Sie liebte ihn doch. Warum musste er der Mensch sein an dem sie ihren ganzen Frust immer raus ließ? Er konnte doch gar nichts dafür. Und doch verletzte sie ihn immer wieder damit. Machte sie das vielleicht weil sie ihn liebte? Machte sie das weil er der wichtigste Mensch für sie ist? Sie wusste es nicht. Sie wusste nur das sie ihn damit immer wieder verletzte. Gerade eben war er wieder im Streit gegangen. Er war gegangen nachdem sie wieder ihren ganzen Frust an ihm ausgelassen hatte. War das nicht unfair? Sie ließ immer alles an ihm aus und er hingegen versuchte so vieles mit sich selbst auszumachen. Das war nicht fair. Eine Träne bildete sich auf ihrer Wange. Sie liebte ihn doch so sehr. Warum musste das alles nur so schwer sein? Sie verfolgte den Lauf der Träne auf ihren Arm. Dort wo sie landete waren unzählige Narben. Narben von früher. Narben von Zeiten in denen sie einfach nicht mehr weiter wusste. Er war es damals gewesen der sie rettete. Er gab ihr jeden Tag den Mut weiter zu machen. Er gab ihr jeden Tag die Kraft um nicht aufzugeben. Und jetzt? Immer wieder verletzte sie ihn. Immer wieder ging er im Streit. In den Momenten kamen diese Selbstzweifel nur wieder so sehr in ihr hoch. Sie hasste sich dafür es immer wieder zu tun. Am liebsten würde sie doch einfach nur verschwinden von hier. Immer wenn sie das tat würde sie am liebsten von hier verschwinden. Sie liebte ihn so sehr. Wie konnte sie ihm das nur immer wieder antun. Sie strich über ihre Narben wie so oft in den Momenten verspürte sie wieder den Drang es wieder tun zu müssen. Nein. Das konnte sie nicht tun. Sie durfte nicht wieder damit anfangen. Immer mehr Tränen bildeten sich auf ihren Wangen. Immer mehr Tränen tropfen auf ihre Narben. Sie war wieder gefangen. Gefangen in einem Kreis aus Selbstzweifeln und Hass auf sich selbst und dem Drang es wieder zu tun. Und das alles nur weil sie ihn im Streit immer wieder verletzte, weil sie mit ihren Gefühlen allein nicht klar kam und alles immer wieder an ihm ausließ. Alles war ihre Schuld. Es war ihre Schuld das sie nun wieder an dem Punkt war an dem ihr alles zu viel wurde. Wie sehr würde sie sich wünschen er wäre jetzt hier. Gerade jetzt brauchte sie ihn doch wieder so sehr. Doch dieser Wunsch würde ihr wohl kaum in Erfüllung gehen. Er würde jetzt wohl kaum zurück kommen. Und das alles wegen ihr. Sie hoffe er hatte wenigstens einen Platz an dem es ihm gut ging. Denn wie so oft hatten sie am Abend wieder gestritten. Sie würde es sich nie verzeihen wenn er draußen war und ihm was passieren würde. Dazu liebte sie ihn viel zu sehr. Sie konnte ihre Gedanken einfach nicht sortieren. Unzählige Tränen waren schon über ihre Wangen geflossen. Sie wusste nicht wie viele Stunden sie schon geweint hatte. Sie war völlig erschöpft und war fast auf dem Sofa vor lauter Erschöpfung eingeschlafen als sie das Klicken der Wohnungstür vernahm.

Silbermond OneshotsWhere stories live. Discover now