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Während mein Handy meinen absoluten Lieblingssong "All Too Well (10 Minute Version) (Taylor's Version) [From The Vault]" spielte, hörte ich Schritte hinter mir. Theo setzte sich neben mich und begann langsam zu sprechen: "Was ist denn los?" Das war eine berechtigte und gute Frage, aber eine, auf die ich nicht wirklich eine Antwort hatte.

Was genau war denn los? Warum hatte ich so auf seine Worte reagiert? Da ich selbst nicht genau wusste, was los war, stammelte ich etwas davon, dass es wieder um Finn ging. Aber ging es wirklich nur um ihn? Irgendwann kam Liam zu uns. Er musste in den Raum gekommen sein und keinen von uns vorgefunden haben und sich dann auf die Suche nach uns begeben haben.

Er setzte sich auf einen Stuhl gegenüber von mir, aber ich blieb nicht lange sitzen. Obwohl es für diese Jahreszeit sehr kalt war, fühlte ich mich plötzlich unglaublich warm. Wie vom Blitz getroffen, sprang ich von der Bank auf und stolperte zum Pool.

In meiner Jogginghose und meinem T-Shirt rannte ich die Stufen hinunter ins Wasser. Die beiden Jungen schauten mir ungläubig hinterher. Es ging alles so schnell, dass sie erst reagieren konnten, als ich schon mit den Füßen im Wasser war. Theo und Liam stürzten auf mich zu und packten mich an den Armen, um mich daran zu hindern, noch weiter ins Wasser zu gehen.

"Nein, nein, nein. Du gehst jetzt nicht schwimmen, es ist viel zu kalt. Sonst erkältest du dich", riefen die beiden Jungen unisono, aber ich blieb nicht stehen. Irgendetwas in mir wollte unbedingt in dieses Becken, auch wenn es zugegebenermaßen wirklich kalt war. "Jetzt bin ich sowieso schon nass, da könnt ihr mich auch gleich ganz reinlassen", protestierte ich und Theo gab tatsächlich nach. Er ließ mich los und ich rutschte noch ein bisschen tiefer ins Wasser. Nur Liam hielt sich immer noch an meiner Hüfte fest.

Er hatte zwar die nötige Kraft, um mich einfach hochzuheben, aber er wusste, dass er mich verletzen würde, weil ich mich definitiv währen würde und verzichtete deshalb darauf. Mein plötzlicher Adrenalinschub ließ jedoch schnell nach, und mir wurde sofort sehr kalt. Zitternd und fast untergehend paddelte ich zur Treppe und die Jungs halfen mir heraus.

Sie brachten mich schnell auf die Terrasse, aber tropfnass wie ich war, konnte ich noch nicht ins Haus gehen. Liam legte mir ein Handtuch um die Schultern und schickte Theo hoch in mein Zimmer, um trockene Kleidung zu holen. Er war noch keine Minute weg, als mir einfiel, dass er mir auch frische Unterwäsche besorgen musste. Da ich aber erstens nicht wollte, dass er das tat, zweitens er bestimmt nicht daran dachte und drittens auch nicht glücklich darüber sein würde, beschloss ich, selbst nach oben zu gehen.

Also zog ich meine Jogginghose einfach vor Liam aus, der mich nur mit großen Augen verwundert anstarrte. Dabei erklärte ich ihm, was ich vorhatte, und er verstand das Problem. Ich schlich auf Zehenspitzen die Wendeltreppe hinauf, Theo kam mir auf halbem Weg entgegen und reichte mir ein Shirt und eine Hose, die er ausgesucht hatte.

Als ich oben ankam, überkam mich eine neue Welle der Traurigkeit. Tränen liefen mir über die Wangen und ich brach schluchzend und zitternd auf dem Boden zusammen. Theo drehte sich auf der Treppe um und eilte zu mir hinauf. Auch Liam machte sich auf den Weg zu mir, aber da ich nur mit einem T-Shirt und Unterwäsche bekleidet war, blieben sie auf Abstand. Sie wussten nicht, wie sie reagieren und sich verhalten sollten, ohne eine Grenze zu überschreiten.

Um ehrlich zu sein, hätten sie kaum etwas tun können, was meine Grenze überschritten hätte, weil ich ihnen so sehr vertraute. Fast mehr als allen anderen. Aber es war irgendwie süß, wie sie mich aus der Ferne ermutigten und versuchten, mich dazu zu bringen, endlich meine nassen Sachen auszuziehen, sodass ich mich nicht erkälten würde. Und in diesem Moment wurde mir klar, was Finn mir angetan hatte. Er hatte mich ausgenutzt, das Beste aus mir herausgeholt und mich in Schutt und Asche zurückgelassen.

Er hatte mich wie das einzige Mädchen auf der Welt behandelt und mich dann eines Abends einfach fallen gelassen. Aber ich würde nicht länger darüber trauern. Liam und Theo hatten mir gezeigt, was echte Freundschaft war, warum sollte ich also weiterhin jemandem nachweinen, der mir nur das Geringste gab. Ich war mehr wert als das.

Mit neuem Stolz kämpfte ich mich auf die Beine, richtete meine Schultern auf und wischte mir die letzten Tränen, die ich wegen Finn geweint hatte, von den Wangen. Das Kapitel war jetzt vorbei. Endgültig. Der erste Juli war nun ein neuer Anfang. Ein Jahr lang hatte ich ihn geliebt, auf ihn gewartet und vor allem gelitten. Aber jetzt nicht mehr.

Ohne ein Wort zu den Jungs zu sagen, ging ich in mein Zimmer und zog mir trockene Sachen an. Die nassen Sachen warf ich die Treppe hinunter, wo die Jungs sie draußen aufhängten. Dass dort auch meine Unterwäsche lag, störte mich in meinem jetzigen Zustand nicht. Danach kamen sie wieder nach oben und wir legten uns auf die Couch. Ich kuschelte mich wieder an Liam und schlief dann auf seiner Brust ein. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich so müde war.

Jetzt, wo ich mit Finn endlich und vollständig abgeschlossen hatte, fühlte es sich noch schöner an, so mit Liam zusammen zu sein. Vielleicht hatte er tatsächlich etwas damit zu tun, dass ich so schnell und vergleichsweise harmlos über Finn hinwegkomme war. Denn dieses Verhalten war definitiv nicht typisch für mich. Aber was genau es war und wie es weitergehen würde, konnte nur die Zukunft zeigen.

All too wellWo Geschichten leben. Entdecke jetzt