13. Kapitel

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Ich wusste nicht so recht wohin mit mir, nachdem ich den Gemeinschaftsraum der Finjarelles fluchtartig verlassen hatte. Zu den Gryffindors wollte ich nicht – sie würden mich nur wieder nach dem Grund meiner langen Abwesenheit fragen und ich wollte die Lügengeschichte, die Professor McGonagall mir eingetrichtert hatte, nicht schon wieder erzählen. Schliesslich trugen meine Füsse mich hinaus aufs Schlossgelände. Ziellos folgte ich den Pfaden, die ums Schloss herum, an den See und zurück führten. Es begann bereits einzudunkeln – immerhin waren wir bereits in der zweiten Oktoberhälfte; in etwas mehr als einer Woche war bereits Halloween.

Als meine Füsse mich Richtung Quidditchstadion trugen, hörte ich Stimmen.

«Gut gemacht, Jungs. Die Gryffindors werden wir sowas von platt machen.», sagte eine überhebliche Stimme. «Aber zuerst nehmen wir uns diesen Weasley vor, ihr neuer Hüter», sagte der Sprecher abfällig. «Es sollte einfach sein, sein Selbstvertrauen zu untergraben. Er hat nicht gerade viel davon.»

Lachen und ausgelassene Rufe erklangen.

Nur wenig später kamen die Besitzer der Stimmen aus dem Quidditchstadion. Alle hatten sie ihre Besen geschultert und lachten und schwatzten. Und alle trugen sie grüne Quidditchumhänge.

«Seht mal! Da ist die Hirnkranke!», rief einer der Slytherins, als er mich entdeckte und die anderen lachten.

«Haben sie dich nicht gleich auf der geschlossenen Station behalten wollen, Seanorth?», höhnte ein anderer.

Verärgert sah ich den sieben Jungs entgegen, die nun hinterhältig grinsend auf mich zu kamen. Jeder von ihnen war gross und/oder massig und zusammen wirkten sie ziemlich gefährlich. Ich hatte mir früher schon überlegt, dass das vielleicht die Strategie der Slytherins war: Sie wollten ihre Gegner allein durch ihr Auftreten abschrecken – leider war bisher aber noch keine Mannschaft ängstlich davongerannt, insofern ging ihre Strategie also nicht auf.

«Läufst du jetzt direkt zu Johnson, Seanorth?», fragte der Erste verärgert. Montague, der Kapitän der Slytherins. Gemeinsam mit seinen Mannschaftskollegen baute er sich vor mir auf und funkelte mich verärgert an.

Zwei besonders dicke, furchteinflössende Trolle der Mannschaft knackten die Knöchel und rieben sich die erwartungsvoll die Hände.

Verunsichert sah ich zwischen den Kerlen hin und her. Sieben gegen eine. Ich war mir sicher, dass ich den Kampf gewinnen konnte. Ich hatte schon gegen viel mehr Gegner gekämpft – und dabei in meiner Obscurusgestalt die halbe Verbotene Abteilung in Schutt und Asche gelegt, als vor zwei Jahr die Monster zu erwachen begonnen hatten ...

«Na, hast du Schiss? Hat es dir die Sprache verschlagen?», kam es von einem anderen Slytherin. Warrington aus meinem Jahrgang. Er war nähergekommen und auch die anderen Jungs kamen näher; bald würden sie mich eingekreist haben.

Entschlossen beschwor ich meine Feykräfte und starrte sie alle nacheinander herausfordernd an. «Geht mir aus der Sonne!», fauchte ich sie an, doch meine Stimme klang nicht so fest, wie ich mir das gewünscht hatte und auch meine Feyaura wollte sich nicht richtig aufbauen.

Die Jungs lachten.

«Oh, sehr tapfer», höhnte einer. «Aber sie ist natürlich auch eine Gryffindor.»

«Nur leider essen wir Gryffindors zum Frühstück», lachte ein anderer – einer, der einem Troll so ähnlich sah, dass es schon fast plausibel klang.

«Lasst sie in Ruhe», erklang eine neue Stimme. Eine vertraute Stimme.

Ich wirbelte herum und bemerkte, dass ich nun ganz eingekreist war. Ja, ich wusste, dass ich alle sieben problemlos besiegen konnte ... Doch zu welchem Preis?

Ungewisse Wege - Adrienne Seanorth 6Onde histórias criam vida. Descubra agora