9. Kapitel

70 10 0
                                    

Möglichst unauffällig gesellte ich mich zu den schnatternden Schülern und kämpfte mich zu dem Tisch durch, den Jessie, Kaspar und ich uns ausgesucht hatten. Allerdings war ich wohl zu lange weggewesen, denn mein Platz war besetzt: Hermine sass jetzt dort und neben ihr Harry und Ron und noch einige weitere Gryffindors aus dem Jahrgang meines Bruders. Alle anderen, die nicht mehr am Tisch Platz gefunden hatten, hatten sich Stühle herangezogen und einige unordentliche Reihen vor dem Tisch gebildet.

«Du kannst meinen Platz haben, Adrienne», bot Hermine mir meinen Platz an, als sie mich in der Menge entdeckte.

Gerne nahm ich an und beobachtete Hermine, die nun unsicher vor den anderen Schülern stand. Flaschen mit Butterbier wurden herumgereicht und Fred forderte von jedem zwei Sickel als Rückzahlung für die Biere. Nachdem sich alle gesetzt hatten und mit Getränken versorgt waren, erstarb das Stimmengewirr und alle Augen richteten sich auf unseren Tisch, beziehungsweise auf meinen kleinen Bruder.

Doch es war Hermine, die das Wort ergriff: «Ähm ... nun ... ähm ... hi.»

Die meisten Augenpaare wanderten nun zu ihr und unter der plötzlichen, geballten Aufmerksamkeit der Menge, liefen Hermines Wangen leicht rot an.

«Nun ... ähm ... ja, ihr wisst, warum ihr hier seid. Ähm ... also, Harry hier hatte die Idee – besser gesagt: Ich hatte die Idee», korrigierte Hermine sich schnell, als Harry ihr einen strengen Blick zuwarf, «dass es gut wäre, wenn Leute, die Verteidigung gegen die dunklen Künste lernen möchten – und ich meine wirklich lernen, versteht ihr, nicht den Stuss, den Umbridge mit uns macht –» Hermines Stimme gewann nun zunehmend an Selbstvertrauen. «– weil das niemand Verteidigung gegen die dunklen Künste nennen kann –»

«Das kannst du laut sagen», warf ein Junge aus Ravenclaw ein, vermutlich ebenfalls ein Fünftklässler. Zustimmendes Gemurmel antwortete ihm.

«– also, ich dachte, es wäre gut, wenn wir die Dinge selbst in die Hand nehmen würden.» Hermine hielt inne und warf einen Seitenblick zu Harry, bevor sie fortfuhr. «Und damit meine ich lernen, wie wir uns richtig verteidigen, nicht nur in der Theorie, sondern indem wir tatsächlich zaubern –»

«Du willst doch auch deine ZAG-Prüfung in Verteidigung gegen die dunklen Künste bestehen, wette ich?», unterbrach sie ein anderer Ravenclaw-Fünftklässler.

«Natürlich will ich das», erwiderte Hermine prompt. «Aber ich will noch mehr, nämlich richtig ausgebildet sein in Verteidigung, weil ... weil ...», sie holte tief Luft und schloss: «... weil Lord Voldemort zurück ist.»

Wie so oft, sorgte die Nennung des Namens für einigen Radau: Viele schauderten oder zuckten zusammen. Neville Longbottem, ein Gryffindor aus Harrys Jahrgang, liess ein Japsen hören, das er gerade noch als Husten tarnen konnte. Eine Ravenclaw schrie sogar auf und bekleckerte sich mit Butterbier. Doch nichts davon hielt die Versammelten davon ab, unverwandt meinen kleinen Bruder anzustarren.

«Nun ... das ist jedenfalls der Plan», versuchte Hermine die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. «Wenn ihr mitmachen wollt, müssen wir entscheiden, wie wir –»

Abermals wurde sie unterbrochen, diesmal unfreundlicher von einem blonden Hufflepuff: «Wo ist der Beweis, dass Du-weisst-schon-wer zurück ist?»

«Nun, Dumbledore glaubt es –», setzte Hermine an.

«Du meinst, Dumbledore glaubt ihm», erwiderte der blonde Junge, der sich auf Rons Nachfrage hin als Zacharias Smith vorstellte, und nickte in Harrys Richtung.

«Und was ist falsch daran, dass Dumbledore Harry glaubt?», fragte ich genauso angriffslustig.

«Weil Potter es nicht beweisen kann», gab der Hufflepuff zurück.

Ungewisse Wege - Adrienne Seanorth 6Donde viven las historias. Descúbrelo ahora