27. Kapitel

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     Nach einer Pause von zwei Stunden war ich nun wieder aus dem Bett gekommen und fühlte mich einigermaßen bereit wieder etwas zu tun. Neue Motiavtion hatte mich gepackt... gut, richtige Motivation konnte man das nicht nennen. Meine Hormone flüsteren noch immer, dass es leichtere wäre, einfach im Bett zu bleiben, was natürlich die Wahrheit war.
     Trotzdem umschloss ich die Waffe in meiner Hand, mit neuem Ziel. Ich hatte mir nun gesagt, dass die Waffe zwar gefährlich war, ich sie aber für einen guten Zweck nutzte. Um all die Personen zu schützen, die mir wichtig waren.
     Die Waffe in meiner Hand zitterte bei diesen Gedanken weniger und nun war es nicht mehr die Waffe, die mir Sicherheit gab, sondern diese Leute hier und meine Entschlossenheit, sie zu beschützen. Denn das war meine Aufgabe. Das musste ich tun. Egal, was andere sagten. Ich musste es tun. Musste auf sie aufpassen. Es gehörte zu meinen Aufgaben.

     Konzentriert blickte ich auf das Ziel vor mir, blickte auf die Zielscheibe und sah nicht mehr eine Scheibe, sondern ein totes Tier. Mein Kopf formte diese Bilder für mich, damit ich mich konzentrieren konnte.
     Das Tier flog auf Jax zu und ich drückte ab, ehe es ihn erreichen konnte. Es fiel zu Boden. Gut, dachte ich. Die Waffe zitterte immer weniger in meiner Hand und lag nun wieder fest und sicher darin. Tief holte ich Luft, lies die Luft in meine Lungen strömen und ließ den Sauerstoff meinen vernebelten Verstand klären.
     Die Zielscheibe tauchte wieder vor meinen Augen auf und ich lächelte. Der nächste Schuss folgte und dann noch einer. Meine neue Sicherheit war zurück. Jax, der dies zu bemerken schien, legte eine Hand auf meine Schulter und schenkte mir ein stolzes Lächeln.

     »Du kannst es ja doch noch.« Sein Stolz erfüllte mich von der Zehenspitze bis zu meinen Haarspitzen, erfüllte mein ganzes Wesen und ich fühlte mich besser, fühlte mich leichter. Fürs Erste. Die leise Stimme war noch immer da. Die Stimme der Angst.

      Der Stolz von Jax, der mich erfüllte, ließ ihr aber keinen Raum und so konnte ich getrost weiterschießen. Jeder Schuss gab mir neue Sicherheit, neues Vertrauen in mein Können. SO hatt eich nun wieder eine Aufgabe.
     Die Aufgabe, die anderen zu schützen. Etwas später war das Gefühl der Sicherheit noch immer da, doch ich ahnte, dass es trügerisch war. Ahnte es, als der Himmel sich erneut verdunkelte und dunkle Gewitterwolken aufzogen und den hellblauen Himmel verdeckten, inklusive der Sonne. Ein Donner grollte und zerris die Stille, die sich über den Wald gesenkt hatte, über die Lichtung. Alle schreckten auf und richteten die Blicke gen Himmel.
     Das plötzliche Gewitter war weder natürlich, noch angesagt gewesen. Die Luft knisterte vor Energie und ein Duft wurde herangetragen. Der Duft von einer bestimmten Magie. Verdammt... Die Ruhe und der Frieden waren ein Trugbild gewesen, hatten uns benebelt und uns in Sicherheit gewiegt.

     »Wir müssen sofort rein«, stieß ich gepresst aus und schon waren alle auf den Weg nach drinnen. Ein Blitz erhellte kurzzeitig den Himmel, doch das, was ich dadurch sah, machte es nicht besser. Der Wind frischte auf und die Bäume wiegten sich hin und her, Blätter raschelten und fielen zu Boden. Der Wind fing an in den Bäumen zu heulen und gegen die Fensterläden zu peitschen. Meine Haare wehten mir wild ins Gesicht und landeten in meinem Mund.
     Blind fischte ich nach meinem Haargummi und band meine Haare irgendwie zusammen, damit ich weiterhin etwas sehen konnte. Gerade so erreichten wir das Haus, ehe der Regen in Strömen aus den Wolken krachte. Die Tropfen fielen so schnell und so hart, dass sie sich wie Hagelkörner auf dem Dach anhörten und gegen die Fenster trommelten wie Steine.
     Mist... es war so laut und so viel... Die Werwölfe verzogen die Gesichter. Für sie war es noch lauter als für mich. Ein netter Trick. Das musste ich der Person lassen. Sie wusste genau, wie sie Werwölfe von der richtigen Bahn lenken konnte. Mit Lärm.

     Die Donner waren lauter als gewöhnlich und der Regen härter und fester. Jax biss die Zähne zusammen und knurrte. Weltuntergangsstimmung machte sich im Haus breit. Die Hexen und Hexer sahen alle zu Jesiba und Jerome. Sie würden nun entscheiden, was wir tun würden. Würden nun entscheiden, was vor sich ging.
     Entweder würden wir uns darauf verlassen oder nicht. Jax musste am Ende ebenfalls diese Entscheidung treffen. Unsicher sahen sich alle an. Niemand hatte damit gerechnet, dass es dieses Gewitter geben würde. Niemand...
     Der Wind peitschte gegen das Haus und draußen erklang ein lautes Knacken, dann sah ich einen Ast fallen. Der Wind nahm zu und immer mehr Blätter rauschten zu Boden in einem wilden Tanz, bis ich die Bäume nicht mehr richtig erkennen konnte.

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