18. Kapitel

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     Am Morgen suchte ich weiter nach einer Lösung, wie man diese Person finden konnte. Leider kam ich immer wieder zum Obsidianstein zurück. Egal wie oft ich in den alten Schriften blätterte. Trotzdem hatte ich das Gefühl etwas zu übersehen. Da Jerome von Alec abgeholt werden würde, ich aber mal wieder Lust hatte, eine Spritztour zu machen, hatte ich ihm gesagt, dass ich alleine fahren würde.
     Deswegen hatte ich noch etwas länger Zeit, mich mit diesen alten Büchern zu beschäftigen, deren Seiten ausgegilbt waren und nur so von Staubschichten besetzt waren. Ich hoffte nur, dass ich in ihnen bald eine Antwort auf all meine Fragen haben würde. Denn das war nötig.
     Seufzend strich ich mir eine Strähne aus der Stirn. Noch eine Stunde bevor ich losmusste. Marie war ebenfalls am Lernen. Seufzend blätterte ich die nächste Seite um und meine Augen flogen über die alten, geschwungenen Buchstaben, die mir auch nicht weiterzuhelfen schienen. Die Worte waren nur schwer zu verstehen.

     Etwas über dunkle Magie zu lesen war so, wie wenn man etwas auf einer anderen Sprache las. Ich war keine Hexe und verstand deswegen gleich noch viel weniger. Meine Augen wurden schwer, je mehr Wörter ich los. Innerlich stellte ich mich vor, wie mein Kopf bereits rauchte. Es war ein Wunder, dass er das nicht tat.
     Irgendwie hatte ich das Gefühl nicht weiter zu kommen und Marie wollte ich in ihrer Lerneinheit nicht stören. Diesen Fehler hatte ich einmal begangen und dann nie wieder. Denn das, was dabei rauskam, war mehr als fatal. Danach konnte man sich tagelang etwas anhören. Nichts Nettes.
     Also ließ ich sie lernen und versuchte selbst zu verstehen, was in den alten Büchern stand. Vermutlich waren die Texte über dunkle Magie nicht umsonst so schwer geschrieben, schließlich sollte niemand sie anwenden.
     Jetzt gerade wäre es aber hilfreich, um zumindest einen anderen Weg zu finden als den Obsidian. Denn ich hatte nicht vor meine Seele an einen Stein zu versklaven. Ganz sicher nicht.

     Je länger ich las, desto matschiger schien mein Gehirn zu werden. Klare Gedanken waren nach einer Weile nicht mehr zu fassen und ich gab es auf. Mit einem lauten Knall schlug ich den alten Wälzer zu und war erstaunt, dass Marie nicht aufschreckte. Sie war tief in Gedanken versunken und versuchte gerade erneut ein Glas vor sich zu stellen. Diesmal klappte es und sie strahlte.
     Sie versuchte es gleich noch mal und erneut stand das Glas Wasser vor ihrer Nase. Zufrieden mit ihrem Ergebnis machte sie sich gleich an einen weiteren Spruch. Fasziniert sah ich ihr dabei zu.
     Die Freude, die sie hierbei empfand war... ich wusste nicht, wie ich es in Worte fassen sollte. Das Zaubern und die Magie... sie erfüllten sie mit Freude. Marie schien förmlich zu strahlen und das war wunderschön. Ich liebte es. Liebte es, das sie so glücklich war. Die Schrecken der letzten Tage schienen vergessen. Zum Glück.
     Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich mich langsam fertig machen sollte, wenn ich pünktlich erscheinen wollte. Eilig huschte ich in mein Zimmer.

     Dort tauschte ich meine Jogginghose gegen eine schwarze Jeans mit goldenen Steinen, die unten an den Fußgelenken waren und oben an den Rändern meiner Hosentaschen. Dazu zog ich einen schwarzen Hoodie mit Sternenaufdruck an und schnappte mir eine weitere Lederjacke, die an den Armen breiter war, damit auch der Hoodie hineinpasste. Zufrieden mit der Wahl meines Outfits verließ ich mein Zimmer.
     Marie hob den Kopf und blinzelte, als wäre sie gerade aus einem tiefen Schlaf erwacht. Das geschah öfter, wenn sie sich in der Magie verlor, in der Macht, die in ihrem Blut floss. Eine Hexe zu sein war für sie manchmal schwerer, als sie zugab.
     »Ist es schon wieder so spät? Verdammt«, murmelte sie und rieb sich über die Stirn. Lange sah ich meine beste Freundin an und fragte mich, ob sie vielleicht mitwollte.

     »Soll ich dich mitnehmen? Dann könntest du sie alle kennenlernen«, schlug ich vor. Marie schüttelte den Kopf. »Nein. Jax will sicher mit dir allein sein und Alec mit Jerome. Ich bleibe hier und muss weiterlernen. Glaub mir. Aber danke, dass du fragst. Mir wäre es aber unangenehm so allen unter allen zu sein, wenn ich sie gar nicht kenne.«
     Voller Verständnis nickte ich. »Wenn du es eines Tages doch möchtest, sag einfach Bescheid. Dann nehme ich dich mit. Jax hat sicher nichts dagegen.«
     Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. »Das glaube ich. Trotzdem will ich erstmal, dass du allein mit ihm bist. Schließlich geht es darum, ihn näher kennenzulernen. Also hab Spaß.« Zum Abschied umarmte ich sie, ehe ich im Flur meinen Helm und meine Handschuhe schnappte und meine Motorradstiefel überzog.
     Dann lief ich hinaus in den kühleren Septembertag. In ein paar Tagen würde der Oktober einziehen und mit ihm das schöne Gefühl von Herbst. Mein Bauch kribbelte bereits vor Aufregung, wenn ich nur daran dachte. Gerade aber kribbelte es überall, aber nicht wegen dem Oktober, sondern wegen dem Mann, der gerade auf mich zulief.

Caged FeelingsWhere stories live. Discover now