3. Kapitel

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     Die alte Holzbank ächzte protesierend, als Jax und ich uns darauf niederließen, im Schatten der Bäume und aufs Tal hinunterblickten. Ein Tal, dass von hier oben fast nur aus Wald bestand. Erst danach konnte man die Häuser von Banewood erkennen. Der andere Wald grenzte dies Gebiet dann allerdings ab.
     Jax sagte kein Wort, wischte sich nur über die Stirn. Ich mochte mir nicht vorstellen, wie heiß es für ihn unter der Lederkluft sein musste. Von Marie wusste ich, dass Werwölfe von Haus aus eine andere Körpertemperatur hatten und im Sommer fast zergingen vor Hitze, weswegen die meisten von ihnen ständig halbnackt durch die Gegend liefen oder ihre Sommer in ihrer Wolfsgestalt verbrachten.
     »Du könntest die Lederkluft ausziehen«, meinte ich nach einer Weile, in der ich es nicht mehr ertrug zu sehen, wie er sich schon das gefühlt millionste Mal über die Stirn fuhr. Sein Blick glitt zu mir und seine Lippen verzogen sich auf der rechten Seite zu einem schiefen, verruchten Grinsen, das mich schlucken ließ.

     »Wenn ich sie jetzt ausziehe, ziehe ich sie nie wieder an. Klar würde ich bei einem Unfall schneller heilen, aber die Lederkluft schützt mich dennoch. Glaub mir, Schmerzen will niemand haben. Also nein, ich ziehe sie lieber nicht aus und setzte mich der Hitze aus, anstatt sie auszuziehen. Ich habe nichts darunter. Ich denke nicht, dass du mich nackt sehen willst, bis auf eine Boxershorts. Außer du möchtest das. Dann musst du es nur sagen.« Er zwinkerte mir kokett zu und das stellte etwas mit meinem Bauch und meinem Herzen an.
     Trotz des Kribbelns rollte ich mit den Augen. »Träum weiter. Das wird so schnell nicht passieren. Fast einen fremden Mann darum zu bitten sich für mich auszuziehen stand noch nicht auf meiner Liste. Ich bin keine Frau die sich einen Mann für eine Nacht nimmt, vögelt und dann wieder geht. Das ist nicht meins. Ich finde dieses gefühllose sinnlos. Wenn man weiß, es hat keine Zukunft, warum dann machen? Klar, für den Sex und den Spaß aber... das würde mir keinen Spaß machen. Denn Sex mit jemand, den man kaum kennt, ist nicht halb so intensiv wie Sex mit jemanden, den man liebt. Ich habe es zweimal probiert und es war... komisch. Falsch.«
     Woher dieser Ausbruch an Worten plötzlich kam, wusste ich nicht. Vielleicht lag es daran, dass gerade ein totes Wesen uns angegriffen hatte und ich plötzlich das Bedürfnis hatte, mich mitzuteilen. Oder aber ich hatte es einfach nur gesagt, weil... keine Ahnung.

     »Das verstehe ich. So war ich auch noch nie. Besonders, weil keine von ihnen meine Gefährtin war und ich niemanden falsche Hoffnungen machen wollte. Ich hatte bis jetzt also keinen Sex.«
     Meine Augen weiteten sich und ich sah Jax an. »Verarscht du mich?« Er hob eine Braue. »Es ist nicht so, dass es niemanden gab, der nicht gewollt hätte. Es gab genug Frauen und auch Männer, die versucht haben, mich in ihre Betten zu bekommen aber ich habe immer abgelehnt. Ich sage nicht, dass ich die Frauen nicht heiß fand. Einige von ihnen waren super heiß aber... sie hatten dieses Schimmern von Hoffnung in den Augen und andere wollten einfach nur Sex haben, um Sex zu haben. Ich habe es immer gelassen. Nicht, dass ich es mir nicht ein paar Mal fast anders überlegt hätte, aber letzten Endes hatte ich nie Sex. Meine Hand hilft mir meist aus.«
     Ich blinzelte und bewunderte ihn für dieses Stehvermögen. Ein paar andere hätten der Versuchung schon nachgegeben und hätten Sex gehabt. Wilden, zügellosen Sex mit irgendwem, einfach nur, um Sex zu haben. Jax schien das aber nicht zu wollen.
     »Das ist bemerkenswert. Allerdings klingt es hart«, meinte ich. Er zuckte mit den Schultern. »Deinen Erzählungen nach ist es sicher auch schon länger her bei dir. Also ist es für dich doch auch hart.«

     Ich runzelte die Stirn und dachte darüber nach. »Na ja mich werfen sich die Typen nicht so an den Hals, weil sie wissen, dass ich hier wohne. Und die Typen hier sind... na ja... beschäftigt mit ihren Zaubern und haben meist keine Zeit für eine Frau. Ja, es ist schon lange her, aber ich kann jetzt nicht sagen, dass ich den Sex vermisse, den ich mit diesen zwei Typen hatte. Ne«, ich zog die Nase kraus. »Den vermisse ich nicht.«
     Es war merkwürdig so offen mit jemanden zu reden, ohne dafür verurteilt zu werden. Er hörte mir zu und ich hörte ihm zu. Wir sprachen offen darüber und das freute mich. Denn andere wurden bei diesem Thema rot oder schämten sich oder sprachen es lieber niemals an. Von daher fand ich es gut, dass Jax das lockerer sah.
     »Deinem Gesicht nach zu urteilen waren sie schlecht«, sagte Jax und musterte mich. Ich zuckte mit den Schultern. »Nicht unbedingt schlecht. Aber sie waren... na ja... der eine war viel zu schnell und hat sich nicht darum gekümmert, dass ich auch komme. Das war bei meinem zweiten Mal. Bei meinem ersten Mal war der Typ am Anfang zu grob und ich dachte wirklich meine Vagina vergeht vor Schmerzen bald. Ich musste ihm sagen, dass er langsamer machen soll. Hätte ich nicht sagen sollen. Danach hat es ewig gedauert, bis er mal kam und ich kam erst nachdem ich selbst meine Finger dazu benutzt habe. Klar, es war nur zweimal und vielleicht hätte ich andere Typen wählen sollen, aber ich bin nicht die, die etwas ohne Gefühl macht. Ich habe nichts für die Typen empfunden. Wir hatten keine Verbindung. Ich glaube, wenn man eine Verbindung zu jemand hat, wird es von selbst intensiver. Man muss es nur versuchen.«

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