2. Kapitel

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     Kerzenschein erhellte die Kammer, in der Marie gerne übte. Gelangweilt fläzte ich auf der kleinen Couch und streichelte Maximus das schwarze Fell, während sie über ihr Buch gebeugt war. Dämpfe und andere Gerüche erfüllten die Luft, während die Kerzen flackernde Schatten an die Wände warfen. Die Sonne war schon längst untergegangen, doch Marie übte noch weiter, während ich meinen Kater streichelte.
     »Er ist also dein Gefährte und du hast ihm gesagt, dass er dich besuchen kommen soll. Du bist wirklich dämlich, wenn du gedacht hast, dass ihn das dazu animieren würde, sich von dir fernzuhalten.«
     Ich seufzte. »Das ist mir danach auch aufgefallen. Ich dachte einfach, er würde nicht kommen, wenn er weiß, dass er in die Berge muss und dann auch noch zu einem Hexenzirkel. Ich meine... hier ist man kaum unter sich. Hütte steht an Hütte und es gibt ein Gemeinschaftshaus und dann hat jeder noch seine Lernräume. Ich hoffe, dass ihn das abschrecken wird.«
     Marie lachte. »Oria. Jax ist der Alpha des Banewood-Rudels. Wie kannst du da denken, dass er sich davon abschrecken lässt? Er ist ein Alpha. Sein Wolf ist noch stärker ausgeprägt in ihm als in anderen. Sein Wolf will dich jagen, weil er dich will und du hast ihn dazu eingeladen. Er wird kommen. Ganz sicher.«
     Frustriert lehnte ich mich zurück und pustete eine dunkle Strähne aus meinem Gesicht. »Ganz toll. Hexen, die mich eh schon nicht hier haben wollen und ein Alpha, der herkommen wird und dann werden alle wissen, dass wir Gefährten sind. Großartig...«

     Marie warf mir einen kurzen Blick zu. »Dafür, dass er dein Gefährte ist, sagst du das ganz ruhig. Ich hatte erwartet, dass du ausrasten würdest.«
     »Ich muss es ja nicht annehmen, oder? Solange ich ihn nicht richtig kenne, kann ich das nicht entscheiden. Wieso soll ich dann also ausrasten, wenn noch nichts entschieden ist? Es ist ja nicht so als würde mich jemand zwingen.«
     Sie nickte und dann sah sie wieder konzentriert in ihr Buch hinein. Ich streichelte weiter Maximus und fragte mich gleichzeitig, wie er es schaffen wollte, sein Rudel zu besänftigen und ob er noch immer Probleme damit hatte.
     Ach, hör auf an ihn zu denken, Oria. Ist ja nicht deine Schuld, dass die so blöd sind.
     Ja. Richtig. Es war nicht meine Schuld.

     Maximus kletterte auf meinen Schoß und dann weiter nach oben, auf meinen Körper hinauf. Mit hochgezogener Braue sah ich ihm dabei zu. Seine Krallen steckte er in mein Shirt, doch traf dabei meinen Körper. »Aufhören«, sagte ich und er folgte meinem Befehl. Trotzdem maunzte er mich an, ehe er sich beleidigt neben mich legte.
     Diese Ablenkung konnte ich also auch vergessen. Mein Blick wanderte in der Kammer umher. Marie hatte alle möglichen Tränke hergestellt und hatte heute auch schon einige Sprüche getätigt. Die Spur der Magie lag noch stark in der Luft und man konnte sie direkt auf der Zunge schmecken.
     Jede Hexe ließ eine andere Spur von Magie. Marie hatte auch ihren eigenen Geruch von Magie. Ich wusste nicht, wie ich es beschreiben sollte. Der Geruch lag dann immer schwer in der Luft und man wusste, wer gehext hatte.
     »Morgen wird er hier auftauchen. Da bin ich sicher«, prophezeite Marie mir und ich betete zu irgendwem, dass dies nicht passieren würde. Da ich allerdings nicht gläubig war, hätte mir klar sein müssen, das meine Gebete nicht erhört wurde. Oder zumindest bewies das auf der anderen Seite vielleicht, dass es keinen Gott gab, der meine Gebete erhören würde.

     Am nächsten Morgen war ich gerade dabei den Hof zu fegen, als das Tuscheln zunahm. Mehr und mehr Hexen stürmten zum Eingang, an dem immer ein Wächter oder eine Wächterin stand.
     Schaulustige drängten sich immer weiter vorwärts und warfen mir dabei vielsagende Blicke zu, die ich nicht ganz deuten konnte. Verdammt. Nein. Marie kam aus ihrer Hütte, ihr Handy in der Hand. Sie hob den Kopf und warf mir ein Grinsen zu.
     »Ich sollte Wahrsagerin werden, Liebes.«
     Oh nein. Nein. Nein. Nein. Mein Fluchtinstinkt setzte ein, doch das würde alles wohl noch schlimmer machen. Also tat ich erstmal so, als sei ich beschäftigt mit Fegen. Marie schlenderte zu mir herüber. »Du kannst nicht ewig so tun, als wärst du schwer mit Fegen beschäftigt. Der Boden blitzt bald vor Sauberkeit.«

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