19. Kapitel

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     Ich konnte ihn nur anstarren. Das rostbraune Fell, die hellen Augen, die selbst in dieser Gestalt fast blau zu sein schienen und die besonderen Flecken und Abzeichen auf seinem Fell. Das alles sog ich in mir auf. Diesen wunderschönen Anblick. Es war nicht das erste Mal, dass ich einen Werwolf sah, doch es war das erste Mal, dass dieser mich nicht anknurrte, sondern mich ruhig und gelassen musterte, als würde er das hier öfter machen.
     Sanft streckte ich die Hand aus und er kam mir entgegen. Kurz darauf strich ich ihm über den Kopf. Ein Laut kam aus seinem Maul, der fast einem Schnurren glich. Er genoss es. Lächelnd strich ich weiter über seine große Stirn und fühlte das flauschige Fell unter meinen Händen.

     »Du bist sehr schön«, murmelte ich. Ein Brummen kam aus seinem Maul und er bettete seinen Kopf nur stärker in meine Berührung. Fast als wollte er widersprechen. Doch ich würde ihn niemals widersprechen lassen, denn sein Well war wunderschön weich und warm. Dazu hatte es eine tolle Farbe, die viel schöner war, als jede Farbe, die ich je gesehen hatte. Ich liebte alles, was schwarz war und doch verlor ich mich gerade im Anblick seines wunderschönen Fells.
     Ja stupste meine Hand mit seiner Schnauze an und sein Blick glitt zum Korb. Ich nahm den Korb in die Hand und folgte ihm. Sein großer Körper bewegte sich erstaunlich anmutig und graziös durch den Wald. Seine Schritte waren nicht zu hören, was mir verriet, dass er es gewohnt war, durch den Wald zu schleichen, wie der Jäger, der er war.
    Vermutlich musste er das auch, denn sollten Feinde je an das Revier kommen, musste jeder von ihnen leise sein, um nicht gehört zu werden. Meine Schritte waren viel lauter und unvorsichtiger als seine. Immer wieder knackte ein Ast unter meinen Füßen oder etwas anderes war im Weg.

     Verdorrte Blätter zum Beispiel. Meine Geräusche hörte sich im stillen Wald verdammt laut an und durchbrachen immer wieder die Stille. Es war ein Wunder, dass Jax noch nicht geknurrt hatte.
     Die Vögel stimmten zu einem Lied an und für einen Moment verlor ich mich in dem Klang des Liedes. Das Zwitschern ließ mich die Horrorbilder vergessen, die ich vor ein paar Tagen gesehen hatte. Ließen mich nur der Melodie lauschen.
     Die Angst, dass gleich ein totes Tier kommen könnte, war trotzdem da. Tief in meinem Inneren. Sie verschwand auch nicht. Leider. Egal, wie sehr ich es versuchte. Sie verschwand einfach nicht.

     Egal wie ruhig es gerade war, die Angst war ein stetiger Teil von mir, was gut war. Weil es bedeutete, dass ich auf der Hut war. Ich war auf der Hut und musste dementsprechend für viele Dinge sorgen. Zum Beispiel für die Tatsache, dass alle in Sicherheit waren.
     Gerade aber glaubte ich nicht, das etwas passieren würde. Stattdessen folgte ich Jax, ganz unbeschwert durch den Wald und genoss die warmen Sonnenstrahlen, die sich zwischen den Blättern hindurchkämpften.
     Ein Anblick, den ich liebte. Das Sonnenlicht, dass sich durch die Baumkronen kämpfte und die Bäume in einem hellen Licht erstrahlen ließ. In diesem Moment drang das Plätschern eines Baches an meine Ohren und kurz darauf erkannte ich das Wasser zwischen den Bäumen schlängeln.
     Jax lief direkt darauf zu. Also folgte ich ihm. Am Bach ließ er sich auf seine Pfoten sinken und seinen Baum. Mit seinen blauen Augen sah er mich an. Vorsichtig stellte ich den schweren Korb ab und sog den Anblick der Landschaft einen Moment in mich auf. Genoss das, was ich dort sah.

     Alles, was dort zu sehen war. Die Büsche, die Bäume, die Sträucher. Der Bach plätscherte ruhig und gelassen vor sich hin, als hätte er alle Zeit der Welt. Das Wasser war so klar, dass ich bis auf den Grund sehen konnte. Wunderschön. Wunderschön und wild.
    Das hier, sagte ich mir, war die Natur, die ich sehen wollte. Die Natur, die ich liebte. Langsam öffnete ich den Picknickkorb und zog eine Decke heraus, die ich auf dem Boden ausbreitete. Zu meiner Überraschung waren darunter auch ein paar Sitzkissen, die man zusammenfalten konnte.
    Auch diese holte ich heraus, ehe ich die paar Schachteln herausholte, in der Essen zu sein schien. Ein köstlicher Geruch stieg mir in die Nase, doch ich machte mich daran, die Getränke herauszuholen. Es gab eine Thermoskanne, in der vermutlich Tee oder Kaffee war und sonst noch vier Flaschen Wasser.

Caged FeelingsWhere stories live. Discover now