"Er hat dich ordentlich erwischt, aber es scheint nichts gebrochen zu sein. Tut es sehr weh?" fragte er besorgte. Gabriella zuckte mit den Schultern: "Es pocht ein bisschen, aber das ist nichts, was ein bisschen Eis nicht retten könnte."

Miguel lachte: "Ist gut. Du bekommst dein Eis."

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Miguel hatte die Unterarme auf dem Tisch verschränkt und sah seine Tochter ein wenig zweifelnd an. Sie hatte ein kleines Kühlpack auf der Nase, aber da sie mit dem Eisessen nicht warten wollte, hatte sie es mit Pflastertape festgeklebt. Es sah lächerlich aus und Miguel war sich nicht sicher, wie viel sie überhaupt sehen konnte, aber es schien zu funktionieren.

"Hey, Mija..." begann er dann, weil er wusste, dass es wichtig für Peter war, dass er endlich mit Gabriella über sie sprach. Gabriella sah ihn an. Miguel überlegte, wie er das angehen sollte.

Gabriella wusste, dass er trans war, dass sie in seinem Bauch gewachsen war und das sie keine Mutter hatte. Er hatte es ihr vor gut einem Jahr genau erklärt. Dabei hatte er allerdings ausgelassen, dass er schwul war. Und er sich vielleicht irgendwann wieder in einen Mann verlieben würde.

"Weißt du, was es bedeutet, homosexuell zu sein?" fragte er. Gabriella zuckte mit den Schultern: "Vielleicht. Ich bin nicht sicher." "Okay. Also Homosexualität bedeutet, dass man sich zu dem gleichen Geschlecht hingezogen fühlt. Also ein homosexueller Mann verliebt sich in andere Männer oder eine homosexuelle Frau verliebt sich in andere Frauen, statt in Männer. Verstehst du das?" Gabriella nickte.

"Ich bin homosexuell. Ich verliebe mich in andere Männer." "Okay." sagte Gabriella und schob sich einen weiteren Löffel Eiscreme in den Mund. Miguel lächelte. "Ähm... Es gibt einen Mann, in den ich mich verliebt habe. Und er hat sich auch in mich verliebt." sprach er vorsichtig weiter.

Gabriella sah ihn an: "Also hast du ihn geheiratet?" Miguel musste lachen: "Nun ja, so schnell geht es dann doch nicht. Aber wir sind ein Paar. Und er würde dich gerne kennenlernen." Gabriella blinzelte langsam, dann zuckte sie mit den Schultern: "Okay. Ist er nett?"

"Ja, er ist toll. Und er hat eine Tochter. Sie heißt May, aber alle nennen sie Mayday. Sie ist noch kein Jahr alt, aber ich bin mir sicher, du würdest sie mögen." "Also bekomme ich eine kleine Schwester?"

Miguel sah sie ein wenig überrascht an. Irgendwie hatte er zumindest beim Thema Mayday mehr Drama erwartet. Ein bisschen Eifersucht vielleicht. Aber vielleicht würde das auch noch kommen.

Und wenn nicht, war es noch besser.

"Ja, wenn du das möchtest, bekommst du damit eine kleine Schwester." sagte er sanft. Gabriella schob sich noch einen großen Löffel Eis in den Mund und nickte dann stolz: "Cool. Ich wollte schon immer eine kleine Schwester haben!" Miguel lächelte.

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Warum genau Peters Wahl unbedingt ein Schwimmbad war, um die Kinder einander vorzustellen, wusste Miguel nicht. Schlussendlich war es ihm aber auch egal. Gabriella hatte im letzten Sommer schwimmen gelernt und liebte es seitdem noch mehr ins Schwimmband zu gehen.

Miguel saß schon auf einer Liege und war gerade dabei, Gabriella einen Wasserball aufzupusten, als Peter mit Mayday auf dem Arm auftauchte. "Hey." grinste er und legte seine Tasche auf der Liege neben Miguel ab. Miguel stand auf und begrüßte seinen Partner lächelnd. "Hi, Mayday." sagte er dann lächelnd und küsste sie auf die Wange.

Er spürte, wie jemand seine Hand griff und sah nach unten. "Peter, das ist Gabriella. Gabriella, mein... mein Partner Peter. Und das ist Mayday." sagte er lächelnd und hob sie hoch, damit sie mit Peter etwa auf einer Augenhöhe war. Es endete allerdings eher damit, dass sie über Peters Augenhöhe war, da Miguel selbst größer war.

Gabriella streckte Peter die Hand hin und grinste ihn breit an: "Hallo!" "Hi, Gabriella. Es freut mich, dich endlich kennenzulernen." Peter schüttelte ihre Hand. "Dann ab ins Wasser?" grinste er. Sofort quiekte Mayday glücklich und auch Gabriella schien begeistert.

Mayday trug schon Schwimmflügel und Gabriella trug eine Schwimmweste, um sich leichter über Wasser halten zu können. Peter grinste ihn an: "Komm schon, wir sind nur hier, damit ich eine Entschuldigung habe, dich ohne Shirt zu sehen." Er setzte sich auf den Rand des Beckens und ließ sich langsam ins Wasser rutschen, achtete darauf, Mayday über Wasser zu halten.

"Peter, meine Narben..." murmelte Miguel und setzte sich ebenfalls auf den Rand, ließ Gabriella vom Rand ins Wasser springen, zog sie aber sofort wieder über Wasser. "Deine Narben sind wunderschön, Miguel. Aber wenn du dein Shirt anlassen willst, dann tu das. Hauptsache, du kommst jetzt rein."

Miguel schmunzelte. Er beugte sich zu seinem Freund und küsste ihn kurz, dann zog er sich sein Shirt aus und warf es auf die Liege hinter sich. Sobald er im Wasser war, sprang Gabriella ihn von hinten an, versuchend sich an ihm festzuhalten. Miguel ließ sich ein bisschen weiter ins Wasser gleiten, um es Gabriella leichter zu machen.

Peter hielt Mayday auf dem Arm und ließ immer wieder ein bisschen Wasser gegen sie schwappen.

Die nächsten Stunden verliefen so ruhig, wie es mit zwei Kindern in einem Schwimmbad ging. Gabriella entschied, dass ihr Vater zu langweilig war und rekrutierte Peter, um mit ihr rutschen zu gehen, während Miguel mit Mayday im Kinderbecken saß und sein Bestes tat, so viele Blicke wie möglich zu ignorieren.

Danach hatte Gabriella Hunger und es gab Pommes und Nuggets und Miguel tat sein Bestes Mayday zu füttern.

Sie blieben so lange im Schwimmbad, bis Mayday fast auf Miguels Arm einschlief.

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"Por favor, Papa!" bettelte Gabriella und zog an Miguels Arm. "Gabriella, Peter hat kein Zimmer, in dem du schlafen kannst oder etwas in der Art. Es freut mich, dass du Peter magst, aber er muss Mayday ins Bett bringen und sich um all das kümmern. Wir können die beiden bald wieder sehen, aber-" "Por favor, Papa! Mayday kann in meinem Zimmer schlafen! Wir haben noch mein Babybett!"

"Mija..." seufzte Miguel. Peter legte seine Hand auf Miguel's Schulter: "Hey, Mig. Wenn das für dich okay ist, können wir das machen. Mayday schläft so ziemlich überall, wo jemand ihr ein Schlaflied sinkt und den Bauch streichelt. Und ich bin mir ziemlich sicher, dein Bett ist groß genug für uns beide." Miguel sah ihn fragend an: "Bist du sicher?"

Peter nickte: "Ich müsste nur kurz nach Hause, um ein paar Sachen zu holen."

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"Sie schlafen." sagte Peter sanft und setzte sich neben Miguel auf die Couch. "Wieso habe ich mir nur so viele Sorgen darum gemacht, ob sie dich mögen würde? Sie mag dich jetzt schon lieber als mich!" lachte Miguel und zog Peter auf seinen Schoß, drückte seine Lippen gegen seinen Hals und umarmte ihn.

"Ich bin ja auch wahnsinnig nett." "Du hast die Ausstrahlung von einem Teddybär, das ist alles." "Nett bin ich auch." grinste er und Miguel seufzte, schmunzelte und drückte seine Lippen wieder gegen Peters Hals. "Das stimmt."

"Mig, wir haben die Chance wirklich eine Familie zu werden." flüsterte Peter und legte seine Arme um Miguels Nacken, sah ihn staunend an. "Bist du sicher, dass du das willst?" "Natürlich bin ich sicher!" rief Peter und drückte sich im nächsten Moment selbst die Hand auf den Mund, als er merkte, dass er zu laut gewesen war.

"Auch wenn ich Mayday und Gabriella fließend Spanisch beibringe und wir dann über dich lästern?" Peter lachte: "Ich bin nicht begeistert, dass ihr über mich lästern wollt, aber ansonsten  ist das okay, ja. Ich will immer mit dir zusammen sein, Miguel. Auch mit unseren Kindern. In der Hoffnung, dass es vielleicht irgendwann unsere Kinder werden. Auch wenn sie auf Spanisch über mich lästern... Und du kannst dann nicht mehr auf Spanisch fluchen! Wehe du bringst meinem Baby Schimpfwörter bei!"

"Ich habe dich gestern über ein verbranntes Toast Sachen sagen hören, die ich nicht mal auf Englisch kannte." Peter zuckte mit den Schultern: "Details."

Miguel schmunzelte: "Dios mío, ich liebe dich, du Idiot." Er zog Peter an sich und küsste ihn liebevoll.

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